Ölpreise: Zwischen Pipeline-Angriff und Ukraine-Hoffnung

Ölmärkte bleiben turbulent: Preise stiegen weiter. Drohnenangriff auf eine wichtige Pipeline verschärft Lage. Doch Ukraine-Gespräche könnten alles ändern.
Die Ölmärkte sind momentan unruhig. Die Preise kletterten am Dienstag weiter nach oben – und schlugen damit eine Richtung ein, die nicht im Interesse von US-Präsident Donald Trump ist. Zuletzt hatte er das Förderkartell OPEC+ unter Druck gesetzt, damit es die Preise senkt. Doch die OPEC+-Länder haben es damit nicht eilig.
Am Dienstag kletterten die Futures für die Nordsee-Sorte Brent laut Reuters auf 75,66 US-Dollar pro Barrel (159 Liter). Und die Preise für die US-Sorte West-Texas-Intermediate stiegen demnach auf 71,65 US-Dollar je Barrel.
Trump fordert niedrigere Preise – OPEC+ bleibt hart
"Trotz aller Forderungen von Donald Trump nach niedrigeren Ölpreisen scheint die OPEC+ nicht in Eile zu sein, dem nachzukommen", analysiert Bloomberg-Redakteurin Nour Al Ali. Die OPEC+ sei sogar bereit, weitere Marktanteile zu opfern, um die Preise hochzuhalten, ergänzt Arne Lohmann Rasmussen, Chefanalyst bei A/S Global Risk Management.
Der Grund: Die OPEC+ will nicht, dass der Ölpreis unter die Marke von 70 bis 74 Dollar rutscht. Denn das Preisniveau liegt weit unter dem, was viele Förderländer benötigen, um ihre Staatsfinanzen auszugleichen. Jeder weitere Rückgang berge politische und wirtschaftliche Risiken für die OPEC-Mitglieder, so Al Ali.
Produktionserhöhung auf der Kippe – Pipeline-Angriff stützt Preise
Statt also die Ölhähne weiter aufzudrehen, erwägt die OPEC+ sogar, geplante Produktionserhöhungen um 120.000 Barrel pro Tag zu verschieben. Ab April sollte die Allianz eigentlich die Fördermenge schrittweise anheben. Doch laut OPEC-Insidern seien die Ölmärkte noch zu fragil für solch einen Schritt. Eine endgültige Entscheidung stehe aber noch aus.
Sollten sich die OPEC+-Staaten zu diesem Schritt entscheiden, wäre es das vierte Mal, dass die im Jahr 2022 aufgestellten Pläne verzögert würden. Der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Novak erklärte laut Bloomberg jedoch, dass man keine Verschiebung diskutiert habe.
Unterdessen sorgte ein Drohnenangriff auf eine russische Ölpipeline für Aufsehen. Die Leitung transportiert Öl aus Kasachstan und pumpt rund ein Prozent des weltweiten Angebots. Laut dem Betreiber Transneft ist die Pipeline nur mit verminderter Kapazität in Betrieb. Eigentlich sollte sie in diesem und im nächsten Monat rund 1,6 Millionen Barrel pro Tag transportieren. Der Angriff habe den Preisanstieg zusätzlich befeuert, so Marktbeobachter.
Viele Einflussfaktoren – Ausgang der Ukraine-Gespräche entscheidend
Doch es gibt auch Faktoren, die den Ölpreis bremsen könnten. So stehen die Zeichen im Irak auf eine Wiederaufnahme der Exporte aus der Region Kurdistan. Das könnte laut Experten mehr als 300.000 Barrel pro Tag zusätzlich auf den Markt spülen.
Auch die jüngsten Drohungen Trumps, Handelspartner mit Zöllen zu belegen, lasten auf den Preisen. Denn Zölle könnten das Wirtschaftswachstum und damit die Ölnachfrage dämpfen.
Entscheidend dürfte aber der Ausgang der Ukraine-Gespräche sein, in die sich Trump eingeschaltet hat. Laut einem Analysten, auf den sich Reuters beruft, ist dies aktuell der größte Einflussfaktor am Ölmarkt: "Es gibt scheinbar viel, worüber man sich auf dem Rohölmarkt Sorgen machen kann, wobei der größte Faktor jetzt das Ergebnis der Ukraine-Verhandlungen ist."
Wenn die Verhandlungen erfolgreich verlaufen, könnten Sanktionen gegen den russischen Ölsektor wieder gelockert werden. Und dadurch kämen zusätzliche Mengen auf den Markt, was ein Sinken der Preise bewirken dürfte.