Rakete auf Krankenhaus in Gaza: Hunderte Tote, Israel weist Schuld von sich

Seite 2: UNO bestätigt zahlreiche Angriffe der israelischen Armee auf Krankenhäuser

Unabhängig davon, wer für den Raketeneinschlag in das Krankenhaus im Norden des Gazastreifens verantwortlich ist, droht der Vorfall zu einem Desaster für Israel zu werden. Ein Grund dafür ist die kompromisslose militärische Taktik Israels, Gaza komplett abzuriegeln und gleichzeitig massive Angriffe durchzuführen.

In dieser Situation wird Israel in der arabischen Welt, zum Teil aber auch in der westlichen Öffentlichkeit nur mit Dementis und Schuldzuweisungen an islamistische Gruppen nicht durchdringen.

Dazu tragen auch die Berichte des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten bei, das täglich Lageberichte veröffentlicht. So hieß es bereits Mitte vergangener Woche, die israelischen Luftangriffe auf Gaza hätten sich "offenbar gegen dicht besiedelte Gebiete gerichtet, darunter Märkte und zwei Krankenhäuser, Wohnhäuser zerstört und 20 Einrichtungen des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge beschädigt, darunter Schulen, in denen vertriebene Zivilisten untergebracht sind".

Am Montag dieser Woche warnte dasselbe UN-Gremium, dass der Gazastreifen den sechsten Tag in Folge einen totalen Stromausfall erlebe. "Die Krankenhäuser stehen am Rande des Zusammenbruchs, da ihre Treibstoffreserven für den Betrieb der Notstromaggregate fast erschöpft sind, was das Leben von Tausenden von Patienten gefährdet".

Ebenfalls am Montag dieser Woche hätten israelische Streitkräfte am Morgen ein Wohnhaus in Khan Yunis beschossen und dabei 22 Palästinenser getötet: "Mehrere Angriffe ereigneten sich in unmittelbarer Nähe eines Krankenhauses und von Hauptverkehrsstraßen, was den Zugang zu diesen erheblich erschwerte." Noch vor den jüngsten Angriffen und der Zerstörung des Al-Ahli-Arab-Krankenhauses hieß es:

Die Weltgesundheitsorganisation hat seit dem 7. Oktober 48 Angriffe auf die Gesundheitsversorgung im Gazastreifen dokumentiert, bei denen 24 Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen beschädigt wurden, darunter sechs Krankenhäuser. Drei davon im nördlichen Gazastreifen (Beit Hanoun, Hamad Rehabilitation und Ad Dura) mussten evakuiert werden.

In Deutschland nimmt die Kritik zu

Auch unabhängig von Kampfhandlungen kritisieren Hilfsorganisationen das israelische Vorgehen in Gaza. Für Widerspruch sorgt vor allem der israelische Evakuierungsbefehl für mehr als eine Million Menschen im nördlichen Gazastreifen.

"Ich befürchte, dass die befohlene Evakuierung einschließlich der Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern, die in bewaffneten Konflikten immer unter besonderem Schutz stehen, die Vorbereitung dafür sein könnte, dieses Gebiet weitgehend zu zerstören", sagte der Nahost-Fachreferent der Hilfsorganisation Medico International, Riad Othman, gegenüber Telepolis.

In der definierten Zeit ist es absolut unmöglich, dieses Gebiet zu verlassen, so Othman weiter, nicht alle Menschen verfügten über Transportmittel.

"Ein weiteres Problem ist, dass nicht alle das Gebiet verlassen können. Wir denken dabei an alte Menschen, Menschen mit Behinderung, Familien mit mehreren kleinen Kindern usw", so Othman weiter. Auch denke er an Patientinnen und Patienten in den Krankenhäusern, dort seien rund 2.000 Kranke nicht transportfähig.

Vertreter des Auswärtigen Amtes und verschiedener Bundesministerien haben sich nach Recherchen von Telepolis schon Anfang der Woche schockiert über die massiven Angriffe Israels auf den dicht besiedelten Gaza-Streifen gezeigt.

In einem internen Papier einer Arbeitsgruppe der Ministerien und Bundesgremien vom Montag ist von israelischen Angriffen in bisher nicht gekannter Härte die Rede. Zugleich heißt es in dem internen Protokoll, das Telepolis vorliegt, die israelische Armee gewährleiste keinen ausreichenden Schutz der Zivilbevölkerung.

Die Teilnehmer des Treffens unter Ägide des Auswärtigen Amtes dürften sich in diesem Urteil nun bestätigt fühlen.

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