Renten-Debatte: CDU trommelt für längere Lebensarbeitszeit

Holt er etwa schon wieder aus? Foto: Stesso / CC BY-SA 4.0

Auch langjährig Versicherte sollen dem Arbeitsmarkt erhalten bleiben. Das meint vor allem ein früherer Gesundheitsminister. Welche Reserven haben zum Beispiel Pflegekräfte dafür?

Nach Meinung der CDU sollen die Menschen in Deutschland länger arbeiten – auch wenn sie sehr jung damit angefangen haben und langjährig versichert sind. Warum viele schon jetzt nicht bis zum regulären Renteneintrittsalter durchhalten, diese Frage scheint sich der frühere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nicht zu stellen. Angesichts des Fachkräftemangels in Deutschland hat der Unionsfraktionsvize nun ein sofortiges Ende der "Rente mit 63" gefordert.

Es sei ein ernstes Problem, dass viele Menschen früher in Rente gingen, monierte der CDU-Politiker. Sie fehlten "bitterlich" auf dem Arbeitsmarkt, sagte Spahn der Bild am Sonntag und sprach sich dafür aus, die "Rente mit 63" abzuschaffen.

Die Rente mit 63 kostet Wohlstand, belastet künftige Generationen und setzt die falschen Anreize.


Jens Spahn (CDU), Unions-Fraktionvize und ehemals Bundesgesundheitsminister

Dabei könne er aus dem Gesundheitsbereich die Problematik hinter dem früheren Renteneintritt kennen. Erst vor wenigen Wochen hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) berichtet, dass sich viele Pflegekräfte wegen der hohen Arbeitsbelastung nicht vorstellen können, ihren Job bis zur Rente durchzuhalten. Nach Angaben der Techniker-Krankenkasse ist in dieser Berufsgruppe der Krankenstand zwischen 2012 und 2022 um fast 40 Prozent gestiegen und lag im vergangenen Jahr mit 28,8 Fehltagen pro Person weit über dem Durchschnitt aller Beschäftigten.

Neue Zielmarke 72?

Die Altersrente für besonders langjährig Versicherte wurde oft "Rente mit 63" genannt, weil alle vor 1953 Geborenen ohne Abschläge mit 63 Jahren in Rente gehen konnten, wenn sie dann bereits auf 45 Arbeits- und Versicherungsjahre kamen. Für nach 1953 verschiebt sich das bereits nach oben, weil das reguläre Renteneintrittsalter gerade schrittweise auf 67 Jahre angehoben wird. Ab Geburtsjahrgang 1964 können langjährig Versicherte dann mit 65 in Rente gehen – das war für früher das reguläre Renteneintrittsalter.

Die Fachkommission "Soziale Sicherung" der CDU hatte im April ein Papier mit Empfehlungen für ein späteres Renteneintrittsalter vorgelegt. Das Renteneintrittsalter soll demnach ab 2030 an die Lebenserwartung gekoppelt werden – falls die Lebenserwartung bis dahin weiter steigt. Von 2031 an soll sich die Regelaltersgrenze um vier Monate für jedes gewonnene Lebensjahr erhöhen. Das sei erst einmal nur eine Idee, wurde da noch betont.

Vor wenigen Tagen hat sich CDU-Vize Carsten Linnemann aber in der ZDF-Sendung "Markus Lanz" deutlich hinter den Vorschlag gestellt. Dabei schloss er auch ein Renteneintrittsalter von 70 oder 72 Jahren nicht aus.

Die CDU scheint jedenfalls fest davon auszugehen, dass die Lebenserwartung demnächst wieder steigt – zuletzt ist sie nach Angaben des Statistischen Bundesamts von 2019 bis 2021 aber um einige Monate gesunken. Dies wird allerdings mit der Corona-Pandemie in Verbindung gebracht.