Ressourcenhunger frisst Wälder

Bergbauaushub, dem Wald weichen muss. Bild: Pexels / Pexels-Licence

Energie und Klima – kompakt: Nicht nur für Ackerbau und Viehzucht werden Regenwälder zerstört. Auch für den Abbau von Rohstoffen geht Wald verloren. Welche Rolle der Bergbau und die deutsche Autoindustrie genau spielen, zeigt eine neue WWF-Studie.

Gestern hatten wir berichtet, dass die Energiewende in China und Indien einen schnellen Ausbau und Umstieg auf erneuerbare Energien erfordert, wenn zugleich die Klimawirkungen von Wirtschaftswachstum und wachsendem Wohlstand abgefangen werden soll. Der Ausbau der Erneuerbaren wie auch der Umstieg auf Elektromobilität sind natürlich auch mit Ressourcenverbrauch und entsprechenden Umweltfolgen verbunden.

So kann der Abbau von Rohstoffen zur Zerstörung von Wäldern führen, die sowohl als Kohlenstoffsenken wichtig für das Klima sind als auch ein wichtiger Lebensraum unzähliger Tier- und Pflanzenarten sind.

Die Hauptursache von Abholzung und Brandrodung weltweit ist die Ausdehnung von Agrarflächen. Dennoch spielt auch der Bergbau eine wichtige Rolle bei der Zerstörung von Wäldern, wie eine soeben erschienene Studie des Worldwide Fund for Nature (WWF) zeigt.

Dabei macht die Fläche, die den Minen selbst weichen muss, noch den geringeren Teil der Waldzerstörung aus. So zeigten sich im Umkreis von 50 Kilometern um die Bergbauprojekte zudem indirekte Waldverluste – etwa für Transportwege oder für Ansiedlungen, die rund um die Minen entstehen. Zwischen 2000 und 2020 ist demnach im 50-Kilometer-Umkreis von Rohstoffminen weltweit insgesamt eine Fläche von rund 755.900 Quadratkilometer Wald vernichtet worden.

Und während die direkten Verluste oftmals in Umweltverträglichkeitsprüfungen berücksichtigt werden, finden die indirekten Effekte bei der Planung und Genehmigung von Bergbauvorhaben oftmals keine Berücksichtigung.

Besonders betroffen sind Regenwälder in tropischen und subtropischen Regionen. Innerhalb dieser Waldgebiete liegen zwar nur 29 Prozent der Minen, diese sind aber für 62 Prozent der direkten Waldzerstörung verantwortlich, stellt der WWF fest. Zu geringeren Teilen sind auch boreale Wälder und Wälder in der gemäßigten Klimazone betroffen. In Bezug auf die Regenwälder steige die Zerstörung tendenziell, mehr als ein Drittel der registrierten Zerstörung entfiel allein auf die Jahre 2016 bis 2020.

Die am stärksten betroffenen Länder sind Indonesien, Brasilien, Russland, Kanada, USA, Australien, Peru, Ghana, Myanmar und Suriname. Die Rohstoffe, deren Abbau am meisten Waldfläche zum Opfer fällt, sind Gold und Kohle.

Gefolgt werden diese von Bauxit, Eisenerz, Kupfer und anderen metallischen Rohstoffen. Während Kohle in den betroffenen Ländern zumeist im großen Tagebau gewonnen wird, muss beim Goldabbau zwischen großen Bergbauprojekten und informellem bis illegalem Kleinstbergbau unterschieden werden. In Suriname beispielsweise ist dieser Kleinstbergbau für einen beträchtlichen Teil der Entwaldung verantwortlich.

Wer verbraucht am meisten Rohstoffe?

Ebenfalls betrachtet wurde, welche Länder die Hauptabnehmer der Rohstoffe sind, für deren Abbau der Wald vernichtet wird. Dort steht China mit 18 Prozent an erster Stelle, gefolgt von der EU mit 14 Prozent und den USA mit zwölf Prozent.

In der EU spielt wiederum Deutschland eine wichtige Rolle als Rohstoffimporteur. Es bezieht drei Prozent der global mit Waldvernichtung verbundenen Rohstoffe. Ein großer Teil davon geht in die Automobilfertigung – und da deutsche Hersteller noch immer einen erheblichen Anteil von Autos mit Verbrennungsmotor herstellen, kann man wohl sagen, dass diese Industrie damit doppelt klimaschädlich wirkt: zum einen auf der Rohstoffseite, zum anderen im späteren Betrieb ihrer Produkte.

Weitere Branchen, die über ihren Rohstoffbezug indirekt an der Waldzerstörung beteiligt sind, sind der Maschinenbau und die Braunkohleindustrie, die eher im Inland ihre Spuren hinterlässt.

Um weitere Waldzerstörung durch Bergbau zu minimieren, drängt der WWF auf stärkere Anstrengungen, eine Kreislaufwirtschaft einzuführen, auf weitere Prüfungen des mineralischen Fußabdrucks insbesondere der Automobilbranche und des Maschinenbaus, die Durchsetzung bereits bestehender Sorgfaltspflichten von Unternehmen und die Stärkung von indigenen Landrechten, da indigene Gemeinschaften erwiesenermaßen eine wichtige Rolle beim Schutz von Wäldern spielen. Hervorgehoben wird auch, dass die negativen Effekte durch den Rohstoffbedarf für grüne Technologien gering gehalten werden müssen.

Die Bergbauunternehmen werden angehalten, das Recht auf freie, vorherige und informierte Zustimmung indigener Gemeinschaften (das in der ILO-Konvention 169 festgeschrieben ist) einzuhalten, Ansiedlungen im Umfeld von Minen besser zu planen und mehr in die Renaturierung und Wiederaufforstung nach dem Ende der Rohstoffförderung zu investieren. Verarbeitende Unternehmen wiederum sollten Lebenszyklusanalysen ihrer Produkte durchführen und so herausfinden, wie sie ihren Rohstoffkonsum senken können.

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