Russische Rakete auf Nato-Flugzeug: Als wir vor dem Dritten Weltkrieg standen
Seite 2: Eskalations-Alarmsignale und Medien-Blackout
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Die Medien weltweit, auch in Deutschland, gingen über den Zwischenfall lässig hinweg. Der Beinahe-Abschuss eines Nato-Flugzeugs im Schwarzen Meer nahe der Krim durch Russland fand keinen Eingang in die politischen Debatten über den Krieg in der Ukraine.
Währenddessen wird die Schwelle, die den Krieg von einer direkten militärischen Konfrontation zwischen Nato und Russland trennt, immer schmaler. Drei Tage vor dem Beschuss-Vorfall sprengten Saboteure die Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee – ein Kriegsakt, für den Washington und Moskau sich gegenseitig die Schuld zuschieben.
Die Spannungen zwischen den Stellvertretern nehmen auf verschiedenen Ebenen zu. So wurde die Frequenz der Nato-Aufklärungsflüge von alle zehn Tage auf viermal pro Woche erhöht, während Russland auf den "elektronischen Krieg" mit mehr Kampfjet-Präsenz und Schikanen begegnete.
In den geleakten Dokumenten finden wir einen weiteren Grund zur Sorge. Denn nicht nur unterstützt der US-Kongress die ukrainische Regierung und die Alliierten mit 113 Milliarden US-Dollar an militärischer Unterstützung und Hilfe. Ferner sind US- und Nato-Spezialtruppen in der Ukraine in den Krieg vor Ort involviert.
All das sind Alarmsignale, dass der Krieg schnell außer Hand geraten kann. "Der außerordentlich gefährliche Zwischenfall unterstreicht die Notwendigkeit, unnötige Provokationen zu vermeiden und klare Regeln zu vereinbaren, um potenzielle Zusammenstöße zu steuern und zu vermeiden", sagte Anatol Lieven, Eurasien-Programmdirektor am Quincy Institute.
Welche Lehren sollten wir daraus ziehen? Die Medien im Westen müssen endlich beginnen, ihr Publikum über die Gefahren angemessen zu informieren und vor den Eskalationsspiralen zu warnen.
Zudem wäre es an der Zeit, das zu beherzigen, was Analysten und Kenner der Region in den USA seit Langem und immer eindringlicher einfordern: Anstatt den Krieg der Nachrichtendienste zu befeuern, sollten wir Diplomaten an die Front schicken, um einen Waffenstillstand zu verhandeln, der das Fundament legen kann für eine Friedenslösung.