Russische Touristen in Schwierigkeiten
MasterCard und Visa behindern die Bezahlung der Rechnungen und internationale Flüge russischer Fluggesellschaften fallen aus
Nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine haben viele Länder den Flugverkehr mit Russland eingestellt und russischen Maschinen die Überflugrechte entzogen. Im Gegenzug sperrte Russland seinen Luftraum für Flugzeuge aus mindestens 36 Ländern. Dadurch wurden auf einen Schlag weltweit etwa 150.000 Reisende festgesetzt, weil sie nicht mehr zurück in ihre Heimat reisen konnten.
Dazu kamen Zahlungsprobleme, weil die amerikanischen Kreditkartenanbieter ihre Dienste für russische Kunden eingestellt hatten. Somit fallen die Karten von Mastercard und Visa für die russischen Touristen aus. Um die russischen Urlauber in Thailand in Thailand zu halten, sucht man jetzt nach Möglichkeiten, wie man den Gästen entgegen kommen kann.
Um Kosten zu sparen sind viele Russen, die nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten - oder wollten, aus den Hotels in billigere Ferienwohnungen umgezogen, sparen sich die früher üblichen Restaurantbesuche und kaufen ihr benötigten Nahrungsmittel in den Convenience Shops von 7‑Eleven, die es etwa in Thailand in großer Zahl gibt.
Ein weiteres Problem neben der Sperrung der Kreditkartenkonten ist, dass zahlreiche russische Banken vom Swift-System ausgeschlossen wurden und ihre Kunden somit auf diesem Wege keine internationalen Geldtransfers mehr durchführen können. Nach den USA war Russland in der Vergangenheit das Land mit den meisten Instituten, die bei Swift angeschlossen waren.
Thailand, Katar und Türkei: Suche nach Möglichkeiten für russische Touristen
Im Jahr 2019 machten 1,5 Millionen Russen Urlaub in Thailand. Aufgrund von Corona waren es dann 2020 und 2021 deutlich weniger. Umso erfreuter war man, dass im Januar 2022 wieder mehr russische Touristen im Lande ankamen. Jetzt sucht man nach Möglichkeiten, wie russische Touristen auch in Zukunft wieder ins Land kommen können.
Aufgrund der international geltenden Beschränkungen für russische Fluggesellschaften und zurückgezogenen Überflugrechten setzten jedoch viele russische Airlines ihre Flüge von und nach Thailand aus. Inzwischen gibt es spezielle Beratungsangebote, die darüber informieren, welche Fluggesellschaften wie etwa Qatar Airways oder Turkish Airlines ihren Flüge von und nach Russland nicht ausgesetzt haben.
Katar und die Türkei sowie Thailand haben sich wie die Mehrzahl der Länder Asiens, sowie Afrikas und Lateinamerikas den internationalen Sanktionen gegen Russland nicht angeschlossen.
Um für russische Touristen weiterhin attraktiv zu bleiben, erwägt man die Einführung des russischen Mir-Systems, einer russischen elektronischen Überweisungsstruktur. Mir wird von der russischen Aktiengesellschaft NSPK betrieben, einer 100-prozentigen Tochter der Zentralbank der Russischen Föderation.
Mir war eine Reaktion auf Sanktionen der USA im Jahr 2014, als mehrere russischen Banken von Mastercard und Visa ausgeschlossen worden waren. Am 5. Mai unterzeichnete der russische Präsident Putin das Gesetz zur Einführung dieses nationalen Zahlungssystems. Im Jahr 2015 begann man mit der Ausgabe von Karten.
Der Marktanteil von Mir soll in Russland bei 25 Prozent liegen. Inzwischen versucht man auch im Ausland Fuß zu fassen. Seit Frühjahr 2022 sollen Banken in Banken in Abchasien, Armenien, Kasachstan, Kirgisien, Südossetien, Tadschikistan, der Türkei, Usbekistan, Vietnam und Weißrussland Karten von Mir akzeptieren.
Probleme bei den internationalen Flügen russischer Gesellschaften
Rund 90 Prozent der Maschinen russischer Airlines wie Aeroflot und S7 stammen von Airbus und Boeing und sind von Gesellschaften außerhalb Russlands geleast. Diese Flugzeugfinanzierer fürchten jetzt um ihr Eigentum, weil nach den EU-Sanktionen die Verträge zum 28. März beendet werden müssen, sie jedoch nicht an ihre Flugzeuge herankommen.
Nachdem die Luftaufsichtsbehörde der Karibikinsel Bermuda allen dort registrierten russischen Flugzeugen die Lufttüchtigkeit aberkannt hat, schafft der Kreml inzwischen eine eigene Lizenzierungsmöglichkeit, so dass die Maschinen zumindest im russischen Inlandsflugverkehr weiter eingesetzt werden können.
Dass die Maschinen wieder im internationalen Verkehr eingesetzt werden, ist eher unwahrscheinlich, weil dort eine Beschlagnahmung droht. Und somit müssen die Leasinggesellschaft die meisten ihrer an russische Gesellschaften verleasten Maschinen wohl als Verlust verbuchen. Die bekannten Schäden der Leasinggesellschaften durch die Verweigerung der Rückgabe der Flugzeuge wird derzeit mit Milliarden US-Dollar beziffert und wird wohl zuerst die Versicherungen treffen und dann bei den Gerichten aufschlagen.
Mittelfristig könnte jedoch die regelmäßige Wartung der russischen Maschinen zum Problem werden, weil diese meist Aufgabe international zertifizierter Dienstleister ist. So hatte die Lufthansa Technik vor dem Angriff auf die Ukraine rund 400 Jets im Auftrag von rund einem Dutzend russischer Airlines gewartet und sich nach Sanktionsstart dem Geschäft zurückgezogen.
Wenn nun aufgrund der Sanktionen und dem Mangel an Ersatzteilen die Wartungsintervalle verschleppt werden, kann man zwar vorhandene Maschinen ausschlachten oder Ersatzteile aus chinesischen Werken beziehen.