Russland und Trump: Von Euphorie zu Nüchternheit

Tassen mit Putin und Trump als Motiv

Trump und Putin, bald mit Neuauflage? Moskauer Souvenirshop im Jahr 2019

(Bild: Free Wind 2014/Shutterstock.com )

Trump und Putin planen Gespräche über den Ukraine-Konflikt. Euphorie weicht in Russland jedoch der Vorsicht. Was steckt wirklich hinter den Verhandlungen?

Am vergangenen Mittwoch gab US-Präsident Donald Trump in einer Rede vor dem Weißen Haus bekannt, dass er mit dem russischen Präsidenten telefoniert und über den Ukraine-Krieg gesprochen habe.

Andeutungen dieser Art hatte er bereits einige Tage zuvor an Bord der Air Force One in einem Exklusivinterview gegenüber der Tageszeitung New York Post gemacht. Unverzüglich begann auf Seiten der Beteiligten die Bildung von Verhandlungsgruppen für einen Waffenstillstand und möglichen Friedensschluss in der Ukraine.

Nüchterne Berichterstattung

Diese Hauptnachricht des Tages löste in der russischen Presse spürbar Euphorie aus. Es entstand das Bild zwei starker Männer, die gemeinsam auf Basis des "gesunden Menschenverstandes", das selbsternannte Leitmotiv der neuen Trump-Administration, den Ukraine-Krieg lösen wollen.

Dem gegenüber wurde in den Wochen zuvor eher nüchtern und wenig entzückt über die neue US-Regierung und die geopolitischen Vorstöße des Präsidenten berichtet.

Während Trump zu Zeiten des Wahlkampfes in den USA in einem großen Teil der russischen staatlichen Medien sowie regierungsnahen Telegram-Kanälen in sehr positivem Licht gezeigt worden ist, änderte sich dies kurze Zeit nach den US-Wahlen im November 2024.

Der stellvertretende russische Außenminister Sergej Rjabkow betonte zwei Tage nach Amtsantritt des neuen US-Präsidenten in einer Rede vor der Russischen Akademie der Wissenschaften, dass sich mit der Ankunft Donald Trumps im Weißen Haus ein kleines Fenster der Gelegenheit für die russisch-amerikanischen Beziehungen geöffnet habe.

Gleichzeitig erwarte Russland, dass die kommende Periode mit wenig Vorhersehbarkeit verknüpft sei. "Ich denke, dass die kommende Periode nicht nur mit einer beträchtlichen Anzahl von Herausforderungen verbunden sein wird, sondern auch mit einem erhöhten Tempo des Wandels (…), auch im weitesten Sinne in den internationalen Beziehungen und speziell auf der Plattform unseres Dialogs mit Washington", so Rjabkow.

Am Vorabend der geplanten Amtseinführung Trumps hatte eine Umfrage des Allrussischen Zentrums für öffentliche Meinungsforschung (Vciom) Mitte Januar 2025 ergeben, dass 35 Prozent von rund 1.600 befragten Personen eine Verbesserung der russisch-amerikanischen Beziehungen erwarten.

Dem gegenüber gingen sieben Prozent von einer Verschlechterung aus und 45 Prozent von keiner Veränderung. Auf seine Vorgänger entfielen in Bezug auf eine Verbesserung der Beziehungen unter ihnen im Vergleich dazu 25 Prozent auf Barack Obama (2012) beziehungsweise zwölf Prozent auf Joe Biden (2021).

Kalte Dusche für "Trump-Optimisten"

Alexej Makarkin, russischer Politikwissenschaftler, bemerkte gegenüber der Zeitung Kommersant, dass es bei vielen Menschen in Russland im Zusammenhang mit der ersten Wahl Trumps Ende 2016 überzogene Erwartungen gegeben habe. Zum jetzigen Zeitpunkt stehe eine Einigung über die Ukraine im Zentrum.

Hier gingen russische Behörden "eher davon aus, dass die Erwartungen heruntergeschraubt werden sollten" und dieser Standpunkt so in den Medien verbreitet werde.

Eine kalte Dusche erhielten "Trump-Optimisten" von Außenminister Sergej Lawrow, der in einem Artikel in der Zeitschrift Russia in Global Politics zu der Einschätzung kommt, dass der Aufstieg rechtskonservativer Kräfte im Westen nichts Gutes für Russland verheiße.

In der Analyse bezieht er sich auf die zentrale Rolle der Vereinten Nationen. Sie bildeten den politischen Kern des Jalta-Potsdam-Systems und die einzige Plattform, um kollektive Antworten auf gemeinsame Herausforderungen zu finden.

Die Gründung der UNO und die Verabschiedung der UN-Charta waren Ergebnisse der Friedenskonferenzen von Jalta (Februar 1945) sowie Potsdam (Juli/August 1945). Sie legte den Grundstein für den Prozess der Entkolonialisierung und die Entstehung einer multipolaren Welt.

Mit der Rückkehr der republikanischen Regierung unter Trump habe das Denken Washingtons über internationale Prozesse nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Dimension erreicht, was der neue US-Außenminister am 15. Januar dieses Jahres im US-Senat deutlich gemacht habe.

Weltordnung unter Führung der Rechten

"Der neue Außenminister Marco Rubio hat […] sehr eloquente Erklärungen abgegeben. Ihre Bedeutung: Die Weltordnung der Nachkriegszeit ist nicht nur überholt, sondern hat sich in eine Waffe verwandelt, die gegen die Interessen der USA eingesetzt wird.

Das heißt, nicht nur die Jalta-Potsdam-Welt mit der zentralen Rolle der UNO, sondern auch die "regelbasierte Ordnung", [..] ist nicht mehr akzeptabel", so Lawrow.

Während sich die Multipolarität global weiterentwickele, scheine es, dass die neue US-Regierung cowboyhafte Vorstöße unternehme, um die Grenzen der Biegsamkeit des bestehenden monozentrischen Systems und dessen Widerstand gegen die US-Interessen zu testen.

In der Tat verdeutlichen die von Trump bereits geäußerten Ansprüche auf Grönland, den Panamakanal und Kanada, dass der neue Präsident bereit ist, energischer als sein Vorgänger für die US-amerikanische Hegemonie zu streiten.

Die Vorgangsweise zur Absicherung und Ausweitung der eigenen Interessen, das imperialistische Vorgehen scheint sich unter der Führung der Rechten härter zu gestalten als unter den Liberalen. Ins Visier gerät dabei wer sich widersetzt und die eigene Souveränität bewahren will; so China und Russland oder Iran, Venezuela und Kuba.