Ryanair-Boss: "Deutsche Regierung besteht aus Idioten"

Ryanair-Boss Michael O'Leary hält sich die Hand an den Kopf, kneift Augen zusammen

O'Leary und die deutsche Regierung – die werden keine Freunde mehr. Bild: Alexandros Michailidis/ Shutterstock.com

Michael O'Leary rechnet mit der Politik ab. Fluglinien zieht sich weiter aus Deutschland zurück. Was er der Regierung vorwirft – und was er vorhersagt.

Der irische Billigflieger Ryanair zieht sich immer mehr aus Deutschland zurück, da die Rahmenbedingungen als ungünstig empfunden werden. Die Regierung und Wirtschaftspolitik werden dabei von den Ryanair-Chefs Michael O'Leary und Eddie Wilson in einem Interview mit dem Luftverkehrs-Fachportal airliners.de scharf kritisiert:

Momentan ist der Markt komplett kaputt und die Regierung besteht aus Idioten. Die Politiker sehen einfach zu, wie die deutsche Wirtschaft immer weiter stagniert oder sogar schrumpft

Michael O'Leary

Konkret bemängeln die Iren die hohen Steuern und Gebühren in Deutschland, die laut Wilson "exponentiell" steigen und das Wachstum behindern. "Deutschland hat ein Kapazitätsproblem, weil die Steuern und Gebühren zu hoch sind", ergänzt der Ryanair-CEO. Während viele andere europäische Länder wie Schweden, Italien, Ungarn und Polen die Abgaben für Airlines gesenkt oder abgeschafft hätten, drohe Deutschland ins Hintertreffen zu geraten.

Laut Wilson gehören Berlin, Hamburg, Dortmund, Köln, Dresden und Leipzig zu den teuersten Flughäfen im Netzwerk der Ryanair. "Wenn man in Berlin durch den Flughafen läuft, kostet das über 50 Euro an Security, ATC, Steuern und Gebühren. Da ist noch nicht einmal das Koffer-Handling dabei", rechnet er vor. Daher habe Ryanair bereits die Kapazitäten in Deutschland von 16 auf 13,5 Millionen Sitze gesenkt - mit weiteren Streichungen sei zu rechnen.

O'Leary macht deutlich, dass Ryanair grundsätzlich bereit wäre, deutlich in den deutschen Markt zu investieren, sollten sich die Bedingungen verbessern:

Wir waren im Bundeskanzleramt und haben bis 2030 eine Verdopplung der Passagiere, 30 mehr stationierte Flugzeuge und eine Investition von drei Milliarden Euro in Deutschland versprochen. Aber das hat diese dämliche Regierung nicht verstanden.

Im Gegenzug habe man eine Rücknahme der kürzlich erhöhten Luftverkehrsteuer, die Deckelung der Luftsicherheitsgebühren sowie der Flugsicherungskosten gefordert – ohne Erfolg.

Laut Wilson liegt das auch daran, dass Deutschland in den vergangenen Jahren hauptsächlich Lufthansa als nationalen Carrier unterstützt habe, während man an echter Konkurrenz wenig interessiert gewesen sei.

Doch Lufthansa allein könne die entstandenen Lücken nicht füllen. O'Leary stellt klar:

Es kommen einfach keine Reisenden mehr nach Deutschland und es gibt weniger Konnektivität. Ein Land wie Deutschland braucht aber Air Connectivity für die Wirtschaft. In Schweden und in anderen Märkten hat man das verstanden und entsprechend reagiert.

Vorerst sieht O'Leary für Ryanair keinen Grund, trotz der historisch günstigen Chance massiv in den "kaputten" deutschen Markt einzusteigen. Die immensen Kosten würden das nicht zulassen. Stattdessen will man weiter den Druck erhöhen.

O'Leary zeigt sich aber auch überzeugt:

Ich bin mir sicher, dass sich an den Regulierungen schlussendlich doch etwas ändern wird. Nämlich wenn die deutsche Luftverkehrswirtschaft in den kommenden zwei, drei Jahren weiter so leidet wie bisher. Die Passagiere werden es sich auch nicht länger bieten lassen, die höchsten Preise in ganz Europa zu bezahlen. Das kann und wird so nicht weitergehen. Da kommt eine Revolution.


Telepolis bedankt sich bei den Kollegen des Luftverkehrs-Fachportals airliners.de für die Bereitstellung der Vollfassung des Interviews.