SPD: Keine Zeit für Klimaschutz
Seite 2: Parallelen zu Ostdeutschland
- SPD: Keine Zeit für Klimaschutz
- Parallelen zu Ostdeutschland
- Auf einer Seite lesen
In gewisser Weise erinnert das auch an die Entwicklung der Windkraft in Deutschland. In vielen Gemeinden im Nordwesten wurden die Parks mit starker örtlicher Beteiligung errichtet. Im Idealfall bleibt ein erheblicher Teil des Ertrags vor Ort und stärkt unter anderem die Kommunen. Der Widerstand gegen den Ausbau ist dort meist in der Minderheit, wobei die zum Teil hohe Anlagedichte der kleinen Maschinen aus den 1990er und 2000er Jahren durchaus für einigen Unmut sorgt.
Anders die Lage in vielen Teilen Ostdeutschlands, wo die Anlagen oft von ortsfremden und mit wenig lokaler Beteiligung gebaut wurden. Dort ist der Nutzen für die Anliegergemeinden oft geringer und entsprechend der Widerstand größer. Zumal das Land oft von der Treuhand an ortsfremde Agrargroßbetriebe verkauft wurde und nicht einmal die Pachteinnahmen in den Dörfern bleiben.
Mit den Änderungen der Förderung der letzten Jahre drängt sich dabei der Verdacht auf, dass dieser Zustand durchaus gewollt ist. Denn mit den neuen Ausschreibeverfahren werden lokale Planung und örtliche Initiativen erheblich erschwert. Wer auch nur ein einziges Groß-Windrad errichten will, kommt nur noch dann in den Genuss einer Förderung, wenn er in einer der mehrmals jährlich durchgeführten bundesweiten Ausschreibungen einen Zuschlag erhält.
Dafür muss er zunächst von den örtlichen Behörden eine Baugenehmigung und eine Zulassung nach dem Emissionsschutzgesetz bekommen. Da die Vergütung aber erst in der Ausschreibung festgelegt wird, weiß er nicht, mit welchem Ertrag er kalkulieren kann. Das wiederum erhöht auch seine Kapitalkosten, da die Banken von einem höheren Risiko ausgehen.
Tierische Klimaschützer
Wale sind nicht nur faszinierende, sondern auch sehr nützliche Lebewesen. Seit längerem wissen Meeresforscher um ihre besondere Bedeutung für den Artenreichtum und ihren positiven Einfluss auf die Fischbestände. Unter anderem hängt das mit ihren langen Wanderrouten und großen Organismen zusammen, die gemeinsam dazu führen, dass sich über ihren Kot Nährstoffe - hauptsächlich Eisen und Stickstoff - aus größeren Tiefen (bei Arten wie dem Pottwal) und über große Entfernungen in ansonsten eher nährstoffarme Ozean-Regionen und Wasserschichten transportieren.
Nach katastrophaler Bejagung haben sich zumindest einige Bestände inzwischen wieder erholt. Die Newsweek schrieb im September, dass die Population der Buckelwale im Südatlantik wieder 90 Prozent des Niveaus von Anfang des 20. Jahrhunderts erreicht habe. 1904 sei in dieser vergleichsweise abgelegenen Region die kommerzielle Jagd auf diese Art eröffnet worden. Als die Buckelwale schließlich zu Beginn der 1960er unter Schutz gestellt wurden, habe es nur noch einige Hundert Tiere gegeben. Jetzt wird ihre Zahl wieder auf 25.000 geschätzt.
Damit stellen sie nach jüngsten Berechnungen von Ökonomen des Internationalen Währungsfonds einen gewaltigen Schatz für die Menschheit dar. Dies nicht nur im ideellen Sinn, sondern auch wenn man die Folgekosten des Klimawandels errechnet und entsprechend dem Treibhausgas CO2 einen Wert beimisst, sofern es der Atmosphäre entzogen wird und den Klimawandel weniger drastisch ausfallen lässt.
Genau das machen Wale in erheblichen Umfang. Zum einen, in dem sie bei ihrem Tod in den tiefen Ozean absinken, wo die Verwesungsprozesse viele Jahrhunderte brauchen. Auf diese Art entzieht ein großer Wal im Durchschnitt 33 Tonnen CO2 den oberen Wasserschichten und letztlich der Atmosphäre, die mit diesen im Austausch steht.
Zum anderen, in dem sie mit dem oben beschriebenen Nährstofftransport das Wachstum des pflanzlichen Planktons erheblich fördern. Die Gleichung ist recht simpel: Mehr Wale bedeuten mehr Plankton und das bedeutet mehr in Plankton gebundenes CO2. Dadurch wird zum einen der Speicher größer, so als würde ein Wald aufgeforstet. Zum anderen wird ein Teil des CO2 dem System für Jahrhunderte entzogen, wenn das Plankton statt gefressen zu werden abstirbt und zum Meeresboden absinkt.
Die Mengen, um die es dabei geht - oder gehen könnte, wenn die Wale wieder wie einst in großer Zahl die Ozeane durchstreifen - sind gewaltig. 1,7 Milliarden Tonnen CO2 oder rund vier Prozent der gegenwärtigen weltweiten jährlichen Emissionen könnte die großen Wale dem Klimasystem entziehen, wenn ihre Schulen wieder die alte Größe und Zahl hätten.
Das wäre noch nicht die eine große Lösung all unser Klimaprobleme, aber schon ein nennenswerter Beitrag. Insbesondere, wenn die Emissionen endlich drastisch reduziert würden. Doch leider sind die südatlantischen Buckelwale bisher die Ausnahme unter den großen Walen. Insgesamt haben deren Populationen auch nach jahrzehntelangen Schutzprogrammen nur ein Viertel der ursprünglichen Umfangs und bei einigen Arten wie dem Blauwal beträgt der Bestand nur noch wenige Prozent der ursprünglichen Größe. Und lange nicht alle Arten erholen sich.
Neben der inzwischen fast eingestellten Jagd sind die Tiere auch durch Lärm, Plastikmüll und Kollisionen mit Schiffen gefährdet. Die Ökonomen suchen nun einen Mechanismus, der Anreize zum Schutz der Wale schaffen könnte. Zunächst ordnen sie den Walen einen Wert bei, den ihr Erhalt für die Menschheit hat. Wenn sie die über die Lebensspanne sequestrierte, also gespeichert Menge CO2 mit dem Marktwert für CO2 multiplizieren, kommen sie auf über zwei Millionen Euro pro Wal und deutlich über ein Billionen Euro für den gesamten derzeitigen Bestand.
Entsprechend solle Geld analog zu den Subventionen, die für den Schutz von Wäldern fließen, über bestehende und zu schaffende internationale Organisationen verteilt werden. Mit diesem sollen zum Beispiel Reedereien dafür entschädigt werden, dass ihre Schiffe längere Wege fahren, um Wale nicht zu gefährden. Geld könnte auch für Walschutzmaßnahmen in den oft armen betroffenen Küstenstaaten fließen. Ob derlei allerdings kontrolliert und durchgesetzt werden kann, ist eine andere Frage.
Der Waldschutz hat jedenfalls bisher nicht besonders gut funktioniert, wie die Brände in Indonesien, Brasilien oder Bolivien zeigen. Auch aus der Hochseefischerei gibt es irritierende Berichte über Menschenrechtsverletzungen, Sklaverei und Morde im Zusammenhang mit miserablen Arbeitsbedingungen und dem Unterlaufen von Fangquoten.
Auf See ist es nun mal besonders schwer geltendes Recht durchzusetzen, und so lange der winkende Profit hoch genug ist, können viele der Verlockung zur zügellosen Rücksichtslosigkeit offenbar nicht widerstehen.