Sabotage Nord Stream: Terroranschlag oder Geheimdienstoperation?

Seite 2: Deutsche Medien verteidigen Kiew

Die deutschen Medien zeigten sich nach Auftauchen der Meldung vor allem bemüht, mit Nebelkerzen zu werfen und aufzuführen, was zumindest gegen die direkte Beteiligung der ukrainischen Regierung spricht:

Doch auch wenn Spuren in die Ukraine führen, heißt das, nicht dass die ukrainische Regierung hinter dem Anschlag stecken muss. In internationalen Sicherheitskreisen wird nicht ausgeschlossen, dass es sich auch um eine Operation unter falscher Flagge handeln könne. Das würde bedeuten, es könnten auch bewusst Spuren gelegt worden sein, die auf die Ukraine als Drahtzieher hindeuten sollen.

Tagesschau

Es gebe keine Beweise, dass Kiew dahinterstecke.

Auch der schnelle Kommentar des ZDF-Experten im Göran Swiestek gehört ins Reich moderner Märchenerzählungen: Es gebe "keine neuen Fakten" behauptet Swiestek steif und fest, wo doch gerade solche Fakten vom Konkurrenzsender publiziert wurden. "Was bringt es der Ukraine?"

US-Korrespondent Elmar Thevessen sekundierte: "Weder amerikanische noch britische Staatsbürger beteiligt." Die US-Regierung habe jede Beteiligung "empört und entschieden" dementiert. Wenn das kein Beweis ist.

Unter falscher Flagge?

Auch eine false-flag-Operation lässt sich nach wie vor nicht ausschließen. Dabei ist allerdings offen, wer hier unter welcher Flagge segelt? Nutzen die Russen ukrainische Terror-Zellen, um einen Keil zwischen Kiew und seine Verbündeten, bzw. zwischen Europa und die USA zu treiben? Oder nutzen die USA die Ukrainer, um die Schmutzarbeit im Sinne ihrer Wirtschaftsinteressen zu erledigen?

Die Frage, inwieweit diese Nachrichten nun auch die Theorie des US-Enthüllungsjournalisten Seymour Hersh in neuem Licht erscheinen lassen, bleibt hier vorläufig ein Nebenthema.

Natürlich ist die Frage zu klären, wie es sein kann, dass solche Anschläge an viele Kilometer auseinander liegenden Punkten mit Hunderten von Kilo Spezialsprengstoff durchzuführen sind, ohne dass dies von westlichen Geheimdiensten bemerkt wird. Und natürlich ist offensichtlich, dass vor allem zwei Seiten ein Interesse an einer Sprengung von Nord Stream haben: die Ukraine, die davon politisch, und die USA, die davon wirtschaftlich profitieren.

Kreml-Sprecher Peskow forderte jedenfalls heute erneut eine internationale Untersuchung. Dies sei eine koordinierte Medienkampagne, die der Ablenkung diene, sagte er der Nachrichtenagentur RIA zufolge.

"Tiefgreifende Auswirkungen auf die Koalition zur Unterstützung der Ukraine ..."

Die New York Times berichtet konkreter vom Sachverhalt, und führt zugleich aus, wie auch US-Offizielle sich seit Dienstag darin versuchen, die Eindeutigkeit der Rechercheergebnisse zu verwischen und zu verunklaren:

US-Beamte lehnten es ab, die Art der Geheimdienstinformationen, die Art und Weise, wie sie erlangt wurden, oder Einzelheiten über die Stärke der darin enthaltenen Beweise bekannt zu geben. Sie sagten, dass es keine eindeutigen Schlussfolgerungen gibt, und ließen die Möglichkeit offen, dass die Operation inoffiziell von einer stellvertretenden Kraft mit Verbindungen zur ukrainischen Regierung oder ihren Sicherheitsdiensten durchgeführt wurde.

New York Times

US-Offizielle fürchten nun, so zitiert die Zeitung weiter, dass die Schlussfolgerungen aus dieser ersten wichtigen Spur "tiefgreifende Auswirkungen auf die Koalition zur Unterstützung der Ukraine haben könnten".

Jeder Hinweis auf eine ukrainische Beteiligung, ob direkt oder indirekt, "könnte die delikate Beziehung zwischen der Ukraine und Deutschland stören und die Unterstützung der deutschen Öffentlichkeit, die im Namen der Solidarität hohe Energiepreise in Kauf genommen hat, beeinträchtigen".