Sanktionen gegen Russland: Die Top Ten des Scheiterns

Seite 4: TOP 4: Gasversorgung Deutschlands

Die Versorgung Europas mit russischem Erdgas wird knapp. Die Bundesrepublik bezieht aktuell weniger Gas aus Russland als erhofft; Gazprom hatte in dieser Woche den Durchfluss durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 in mehreren Schritten gedrosselt.

Der Hintergrund sind die westlichen Sanktionen gegen den russischen Energiesektor. Siemens Energy war damit beauftragt, gelieferte Gasturbinen zu warten, was aus technischen Gründen nur in Kanada vorgenommen werden kann. Doch die kanadischen Sanktionen verhindern nun, dass die Turbinen wieder nach Russland zurückgebracht werden können.

Gazprom hatte deshalb am Mittwoch angekündigt, den Einsatz von Siemens-Anlagen in der Kompressorstation Portovaya in der Nähe von St. Petersburg weiter zu reduzieren. Und das hat eine weitere Drosselung zur Folge: Nur noch etwa 40 Prozent der geplanten Liefermenge wird auf den Weg nach Deutschland geschickt.

Damit die Versorgung über den Winter gesichert ist, müssen die Gasspeicher aufgefüllt werden. Momentan sind sie mit knapp 57 Prozent nur moderat gefüllt.

Vor diesem Hintergrund hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) den Gasnotstand ausgerufen. Industrie und Bürger sind aufgerufen, sparsam zu sein.

Der Bundestag berät momentan auch über ein Gesetz, dass auch Kohlekraftwerke bei Bedarf wieder ans Netz kommen sollen. Christdemokraten, Liberale und AfD fordern sogar den zeitweiligen Ausstieg aus dem Atomausstieg.

Mit dem neuen Gesetz dürfte es aber auch für die Verbraucher in Deutschland teuer werden. Denn es erlaubt Energiekonzernen und Stadtwerken, die bestehenden Vertragsbedingungen außer Kraft zu setzen und die hohen Gaspreise direkt an die Kunden weiterzureichen.

Schon jetzt sind die Gaspreise hoch: Nach Angaben des Vergleichsportals Check24 bezahlt ein Musterhaushalt beim aktuellen Preisniveau 2.752 Euro pro Jahr. Dem Wert liegt ein angenommener Verbrauch von 20.000 kWh zugrunde. Im Vergleich zum Juni im letzten Jahr stellt das allerdings schon einen Anstieg von 113 Prozent dar.

Es ist schon jetzt davon auszugehen, dass die Kosten noch weiter in die Höhe schnellen werden.