Schuldig! Donald Trump wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt
Der frühere US-Präsident muss Entschädigung in Millionenhöhe zahlen. Gegen das Urteil beabsichtigt er Berufung einzulegen. Was ihm konkret vorgeworfen wurde.
"Die ganze Sache ist ein Betrug und (…) eine Schande für unser ganzes Land", wetterte gestern der ehemalige US-Präsident Donald Trump, nachdem er wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde. Er wolle gegen das Urteil in Berufung gehen, kündigte er an.
Eine New Yorker Geschworenenjury befand ihn schuldig, die Schriftstellerin E. Jean Carroll Mitte der 1990er-Jahre sexuell missbraucht und später als Lügnerin verspottet zu haben. Die Geschworenen sprachen Carroll eine Entschädigung in Höhe von fünf Millionen US-Dollar zu.
Wie die Washington Post berichtete, ist das Urteil das erste seiner Art gegen Trump. Im Laufe der Jahre habe mehr als ein Dutzend Frauen den Vorwurf der sexuellen Nötigung gegen ihn erhoben. Doch noch nie habe ein Gericht den Fall bis zum Ende aufgearbeitet und noch nie habe eine Jury entschieden.
Erstmals hatte Carroll den Vorwurf gegen Trump in ihren Memoiren erhoben, die sie 2019 veröffentlichte. Sie warf dem ehemaligen US-Präsidenten vor, sie in den 1990er-Jahren in einem New Yorker Nobelkaufhaus vergewaltigt zu haben. Trump, der bei Erscheinen des Buches noch im Weißen Haus saß, erklärte damals, er habe Carroll nie getroffen.
Nach Carrolls Darstellung trafen sich die beiden damals zufällig in besagtem Kaufhaus in Manhattan. Sie hätten einander erkannt: Er war ein prominenter Immobilienmogul und sie eine Ratgeberkolumnistin mit einer Fernsehsendung.
Trump habe demnach gesagt, er benötige Hilfe bei der Auswahl eines Geschenkes für eine andere Frau. Carroll ging nach eigener Darstellung mit und habe mit Trump geflirtet, den sie als "sehr sympathisch" beschrieb.
Schließlich gingen beide in eine Umkleidekabine, wo Trump sie dann angegriffen und vergewaltigt haben soll. Sie habe sich von ihm losreißen können und sei anschließend geflüchtet.
Der Vorfall habe einen schweren Schatten auf ihr Leben geworfen, sagte sie laut Washington Post. Den Geschworenen sagte sie, sie habe sich wegen des Vorfalls schuldig gefühlt und sei nicht mehr in der Lage gewesen, romantische Beziehungen zu Männern zu haben.
Angezeigt hat sie ihn damals nicht, sondern schwieg bis 2019. #MeToo habe sie dazu inspiriert, mit ihren Vorwürfen an die Öffentlichkeit zu gehen. Doch dann sei ihr "schlimmster Alptraum" wahr geworden, als Trump sie als Betrügerin bezeichnete.
Auf Grundlage des sogenannten Adult Survivors Act hatte Carroll im letzten Jahr Klage gegen Trump eingereicht. Mit diesem Gesetz werden Klagen wegen angeblicher sexueller Übergriffe erlaubt, die Jahre zurückliegen.
Die Geschworenen kamen nun zu dem Schluss, dass Carroll nicht bewiesen habe, vergewaltigt worden zu sein. Vom Vorwurf des sexuellen Missbrauchs war die Jury allerdings überzeugt. Der Klägerin wurde für diesen Fall eine Entschädigung von zwei Millionen US-Dollar zugesprochen.
Die Jury war sich auch darin einig, dass Trumps Äußerungen in den sozialen Medien verleumderisch waren und Carroll verletzt hätten. Laut Washington Post musste die Klägerin nachweisen, dass Trumps Äußerungen nicht nur falsch, sondern böswillig getätigt wurden.
Das sahen die Geschworenen als gegeben an und sprachen Carroll in diesem Fall eine weitere Entschädigung in Höhe von 2,7 Millionen US-Dollar zu. Zusätzlich soll Trump noch einen Strafschadensersatz von 280.000 US-Dollar zahlen.
"Heute kennt die Welt endlich die Wahrheit", erklärte Carroll nach der Urteilsverkündung. "Dieser Sieg ist nicht nur für mich, sondern für jede Frau, die gelitten hat, weil ihr nicht geglaubt wurde." Ihr Ziel sei es gewesen, ihren Namen reinzuwaschen und ihr Leben zurückzubekommen.
Auch andere vermeintliche Trump-Opfer begrüßten das Urteil. "Das Urteil gibt uns allen recht", sagte etwa Mindy McGillivray laut Washington Post. Sie hatte kürzlich Trump in einem Interview vorgeworfen, ihr an den Hintern gefasst zu haben.
Die Schauspielerin Amy Dorris hatte behauptet, im Jahr 1997 von Trump gewaltsam geküsst und begrapscht worden zu sein. Auch sie begrüßte das Urteil mit den Worten: "Er ist offiziell ein echtes Raubtier".
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