Software und Aufklärung

Software ist Automatisierung der Rationalität. Geht die Moderne mit dem Fortschritt der Programme ihrer Vollendung entgegen?

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Das Versprechen von Software ist die Vereinfachung und Automatisierung von Verfahren. Darin ist sie ein Produkt der Neuzeit, in der die Methoden zur Erkenntnisgewinnung wie bei Descartes formalisiert wurden. Damals aber ging es nicht nur um die Formalisierung und Einübung rationaler Verfahren, sondern auch um große Versprechen, die damit verbunden waren: wissenschaftliche Durchdringung der Welt, permanenter technischer Fortschritt und Zerstörung der Illusionen.
Das Zeitalter der Aufklärung beruhte auf der unterstellten Effizienz der rationalen Verfahren. Damals wie heute schien plötzlich alles möglich zu werden. Nach einer kurzen Phase der Rationalitäts- und Modernisierungskritik verheißt für viele jetzt der Fortschritt der Software die Fortsetzung der Aufklärung. Peter Schefe, Professor für Informatik an der Universität Hamburg, stellt diese Hoffnungen kritisch vor und fragt, ob und wie es tatsächlich Aufklärung durch Software geben könne.

Software(technik) ist ein - wenn nicht das - Produkt der Aufklärung. Seine geistigen Wurzeln reichen bis in der Frühaufklärung zurück. Es ist hervorgegangen aus einer Wissenschaft, die sich auf die strengste Form der Rationalität, die mathematische Beweisbarkeit, stützt. Von René. Descartes wurde sie zu der einzig verläßlichen Grundlage der Wissenschaft erklärt. Wie kein anderer Philosoph nahm er die Methodik, die Denk- und Arbeitsweise, dieser Disziplin vorweg.

Unter Methode aber verstehe ich zuverlässige und leicht zu befolgende Regeln, so daß, wer sich pünktlich an sie hält, niemals etwas Falsches für wahr unterstellt und, in dem er keine geistige Mühe nutzlos verschwendet, sondern sein Wissen Stück für Stück ständig erweitert, die wahre Erkenntnis alles dessen erreicht, wozu er fähig ist.

René Descartes - Regulae

Es geht um eine Rationalisierung, die nicht nur die Sicherheit des Wissens, sondern auch die Effizienz der Erkenntnisgewinnung garantiert. Software, so zumindest die offizielle Meinung der Softwaretechniker, realisiert diese als Produkt. Ihre rasante Entwicklung und Verbreitung wiederholt somit den Prozeß der gesellschaftlich-wirtschaftlichen Modernisierung in stark verkürztem Ablauf, und sie scheint wie keine andere Technik Vehikel und Ausdruck kultureller Modernität.

Ist sie in diesem Sinne ein einstweiliger Endpunkt der technischen Rationalität, ein Fluchtpunkt der ökonomischen Modernität, aber auch ein Höhepunkt der Aufklärung, wie Ulrich Beck meint? Diese Frage kann nicht mehr ohne weiteres bejaht werden, denn die Modernität ist in eine Krise, d.h. mit den ursprünglichen Zielen der Aufklärung in Widerspruch geraten. Ausgelöst wurde sie für den Soziologen Ulrich Beck durch die ökologische Frage.

Mit ihr werden die Basisprämissen europäischen Denkens und Handelns fragwürdig: die Vorstellungswelt grenzenlosen Wachstums, die technische Fortschrittsgewißheit, die Gegenüberstellung von Natur und Gesellschaft.

Ulrich Beck

Auch Software ist in eine Krise geraten, die nun schon fast dreißig Jahre anhält. Die Krise ist weniger ökologisch, schafft Softwaretechnik doch abstrakte Objekte, die sich ökologischen Kategorien entziehen. Wie steht es aber mit ihren Basisprämissen, der rationalen Konstruktion, dem Komplexitätsfortschritt, der Gewißheit der Beherrschbarkeit ihrer Produkte, der doppelt rationalisierenden Durchdringung der Gesellschaft durch ihre Logik?

Software - Rationalität als Technikkultur

Software ist eine Technik der rationalen Kontrolle par excellence. Sie ist Ausdruck des Bestrebens der Moderne nach rationaler Erkennbarkeit und Beherrschbarkeit von natürlichen, aber auch von geistigen und sozialen Prozessen. Von dieser durch Descartes' Rationalitätsideal geprägten Haltung zeugt die unter Softwaretechnikern verbreitete Auffassung, die Rekonstruktion von Realität in Software sei der Tätigkeit des Naturwissenschaftlers vergleichbar, der Naturgesetzen nachspürt.

The task of the system analyst may indeed be considered to be essentially the same as that of the scientist, in that it involves constructing an abstract mathematical model of a real world domain of phenomena..

J. McDermid, T. Denvir - Software Engineer's Reference Book. Oxford 1993.

Dieses tiefsitzende Mißverständnis verkennt, daß die Mathematik in der Softwaretechnik nicht die Rolle des Weltmodells, sondern die der formalisierten Beschreibung von Bedeutungen und Intentionen übernimmt. Da solche Beschreibungen aber nicht wie Modelle durch Experimente überprüft, sondern nur über Kommunikation akzeptiert oder abgelehnt werden können, entsteht - aus mathematisch-naturwissenschaftlicher Sicht - eine Verifikationslücke. Diese Lücke ist vom Standpunkt mathematischer Rationalität so schwerwiegend, daß sie entweder durch Rückgriff auf immer neue Formalisierungshilfen und Programmierungstechniken verdrängt oder aus fehlender Zuständigkeit einfach des Problemfeldes verwiesen wird.

Mit der im Mainstream weiterverfolgten Strategie der Rationalisierung stößt die Softwaretechnik jedoch fortwährend an Grenzen. Es gelingt ihr nicht, mit dem Konzept der formalen Semantik die von ihr selbst erzeugten Risiken zu beherrschen. Die Softwarekrise, meist als Scheitern von Projekten an ihren Ziesetzungen, Zeit- und Mittelvorgaben verstanden, geht nicht auf eine methodisch behebbare Schwäche zurück, sondern ist Exempel der Modernitätskrise überhaupt. Vertrauensbildende Entwurfstechniken und disziplinfördernde Entwicklungsprozeßmodelle sind nicht geeignet, die Komplexität und damit das Erkenntnis- und Sicherheitsproblem von Software zu bewältigen, sie können es bestenfalls mildern.

Rationalistische Strategien der Arbeitsteilung zur Wahrung von Expertise und Verstehen und damit zur Beherrschung des Gegenstands in Programmierteams erweisen sich als zur Krisenbewältigung nur bedingt tauglich. Eine formale Verifikation auch von Teilen großer Systeme ist unpraktikabel. Sie würde überdies das Problem der Interaktion großer Subsysteme nicht lösen. Die Anpaßbarkeit von Software an veränderte Anforderungen bleibt wesentlich von der Fähigkeit des Verstehens intentionaler Zusammenhänge abhängig. Software läßt sich weder rationalistisch-formal produzieren noch rekonstruieren.

Die Proliferation immer komplexer werdenden Softwaresysteme sowie ihre zunehmende weltweite Vernetzung, wie mit der Java-Technik angestrebt, zeugen allerdings trotz Softwarekrise von einem ungebrochenen Fortschrittsglauben. Das softwaretechnische Handeln im Makrobereich verfolgt - oder stützt zumindest - das Ziel, Gesellschaft, Wirtschaft, Staat, Kultur einem weitgehend markt- oder interessengeleiteten Prozeß der weiteren Modernisierung zu unterwerfen. Dieser Prozeß wird durch eine Ideologisierung flankiert, die im Übergang zur "Informationsgesellschaft" ihre triviale Formel findet. Daniel Bell , Wegbereiter dieser Variante des Fortschrittsoptimismus, hatte schon in den siebziger Jahren auf eine "intellektuelle Technologie" hingewiesen, die "Entscheidungen mehr und mehr zu einer Angelegenheit der Technik macht".

Im Gegensatz zu Bells optimistischen Annahmen verschärft dieser Prozeß der Entscheidungsautomatisierung als Ausdruck rationaler Steuerung vorhandene Krisen und führt neue Unwägbarkeitsrisiken ein. Der rationalistischen Strategie der Softwareherstellung und -implementation, die ihre eigenen Widersprüche und neue Unsicherheiten erzeugt, entspricht der seine eigenen Widersprüche produzierende allgemeine Modernisierungsprozeß.

Die Moderne ist daher zu einem weltweiten Experiment geworden [...] Es handelt sich nicht um eine Experiment unter Laboratoriumsbedingungen, denn wir können die Resultate nicht anhand feststehender Parameter vorhersagen, vielmehr um ein gefährliches Abenteuer, an dem jeder von uns teilzunehmen hat, möge es ihm gefallen oder nicht.

Anthony Giddens

Die Moderne ist nach Giddens gekennzeichnet durch den Verlust von Traditionen und das Vorherrschen von zunehmend entkontextualisierten, abstrakten gesellschaftlichen Institutionen. Das betrifft nicht nur die Expertensysteme von Technik und Wissenschaft, sondern auch das Alltagsleben, die Beziehungen zwischen Individuen. Individuen müssen wählen und entscheiden, und sie sind dabei beeinflußt von einer gleichsam unsichtbar gewordenen globalen Ordnung. Diese neue Ordnung ist fragil, denn das sie stabilisierende Vertrauen kann schwinden.

In einem ganz grundlegenden Sinn beruht der ganze institutionelle Aufbau der Moderne, sobald er sich von der Tradition gelöst hat, auf potentiell flüchtigen Vertrauensmechanismen.

Anthony Giddens

Was für Descartes Garant höchsten Vertrauens in Sicherheit und Effizienz war, wirkt nun als dessen Totengräber. Nach Giddens könnte man die Krise der Moderne als eine Vertrauenskrise bezeichnen. Man findet sie im Mikrobereich des softtechnischen Entwurfshandelns. So ist z. B. die Vertragsmetapher in der Softwaretechnik Ausdruck einer Vertrauenskrise des System-Entwurfs. Solange die Kultur der Softwaretechnik überwiegend geprägt ist von dem Bestreben, den Herstellungsprozeß von Groß-Systemen mit formalen Hilfsmitteln beherrschbar zu machen, spricht vieles dafür, daß das soziokulturelle Unwägbarkeitsrisiko durch die Informatisierung verstärkt wird. Auf die Softwaretechnik trifft in besonderem Maße zu, was Giddens für die Moderne allgemein konstatiert.

Viele der sich gegenwärtig einstellenden Unsicherheiten wurden vom Wachstum des menschlichen Wissens selbst hervorgebracht.

Anthony Giddens

Ist dieser Prozeß umsteuerbar? Ist eine "Neue Wissensordnung" etablierbar? Gibt es eine "aufklärende" Informatisierung?

Rationalität - Software als Kulturtechnik

Aufklärung hatte mit dem wissenschaftlich-technischen immer auch den moralisch-gesellschaftlichen Fortschritt verbunden. Für Descartes war das Befolgen der rationalen Methodik immer auch ein Gebot der Moral. Für Beck gilt es nun, den überkommenden Begriff der Modernisierung, charakterisiert durch Zweckrationalität, Kontrollierbarkeit, Verwissenschaftlichung und Fortschritt, zu konterkarieren, ohne in den Relativismus der Postmoderne zu verfallen.

Abhilfe soll die sogenannte "reflexive" Modernisierung bieten. Sie ist einmal eine neue Sichtweise bzw. ein neuer soziologischer Theorieansatz, zum andern ein neues Programm, d. h. eine Handlungsanweisung. Diese Sichtweise einzunehmen heißt, die globalen Nebenfolgen als widerspruchserzeugenden "Reflex" der Modernisierung zu verstehen und die übliche Art der Beschreibung von Gesellschaft mit systemtheoretischen Begriffen (Klasse, funktionale Differenzierung, Subsysteme u. a.) zu verwerfen. Das Handlungsprogramm heißt nicht Gegenmodernisierung gleichsam als Rückbau der modernen Gesellschaft, sondern Reformation, ein "Umdenken und Umhandeln im Kleinen und Großen" als "Revitalisierung der Aufklärung". Dabei verlagern sich die willensbildenden Prozesse in die "Subpolitik", d. h. quer zu den herkömmlichen politischen Institutionen. Konkrete Handlungsansätze zeigt Beck uns allerdings nicht.

Eines steht mit Becks Überlegungen in Einklang: Eine im Sinne revitalisierter Aufklärung wirkende Software setzt eine aufgeklärte Softwaretechnik voraus. Hier gilt es zunächst, Sichtweisen des eigenen Tuns zu reflektieren, die "Krise" nicht als Krise, d. h. als vorübergehendnd, zu sehen, sondern als Wirkung einer fundamentalen Fehleinschätzung formaler Methoden.

Die Informationsgesellschaft ist das Verschmelzungsprodukt aus wissensbasierter Technik, technisiertem Wissen und neuer Wissensordnung für globalisierte Information und Kommunikation.

Helmut Spinner

Diese vage und undifferenzierte Begrifflichkeit dient dem Zuschnitt des Problems auf Spinners Idee von den "Wissenszonen" oder "Wissensregimen" (Schutz-, Verbreitungs-, Qualitätszonen), die die "Konfliktfelder der Informationsgesellschaft" bestimmen. Spinner setzt große Hoffnung in die "flachen" Strukturen des Internet als "der größten Organisationsrevolution der menschlichen Geschichte". In seinem Buch "Die Wissensordnung. Ein Leitkonzept für die dritte Grundordnung des Informationszeitalters" beschreibt er zwar einige Phänomene zutreffend, seine Forderung nach einer "weitsichtigen Informations- und Kommunikationspolitik" bleibt aber letztlich konturenlos. Hier wird eine alte Auffassung neu formuliert: eine aufgeklärte Politik könne den softwaretechnischen Wildwuchs zähmen und lenken.

Skepsis hinsichtlich der Möglichkeit einer derartigen "Vollendung" der Moderne ist angesagt. Es ist eher davon auszugehen, daß sich Traditionen und hierarchische Kommandosysteme auflösen und damit auch die Möglichkeiten einer Steuerung durch Politik. Positive Veränderungen sind nur im Mikrobereich des Handelns, auf der Ebene elementarer zwischenmenschlicher Beziehungen, zu erwarten. Von einer Demokratisierung des Alltags über eine Bürgerethik bis hin zu einer "dialogischen Demokratie" sei nach Giddens mehr zu erhoffen als von globaler Steuerung.

Auch der mit Beck und Giddens diskutierende S. Lash gibt keine konkreten Handlungsanweisungen. Einig mit Giddens hinsichtlich Enttraditionalisierung und Globalisierung, sieht er die Kausalzusammenhänge jedoch anders: der dominante Auslöser der Modernisierungskrise ist die Informatisierung. Damit, so Lash, bieten sich jedoch auch Chancen für eine "reflexive" Modernisierung. Die Informatisierung, wesentlich an der Schaffung von neuen Informations- und Kommunikationsstrukturen beteiligt, beginnt die Sozialstruktur zu verändern. Es entsteht eine neue Mittelschicht, die mit diesen in "dreifacher Weise" verbunden ist:
[...] als individualisierter Verbraucher, als Benutzer von informatisierten Produktionsmitteln (zum Beispiel in numerisch kontrollierten Computersystemen) und als Produzent von Konsum- und Investitionsgütern (wie etwa Fernsehgeräten, Faxgeräten, Glasfiberkabeln)."

Die "Informationsgesellschaft" verlagert die Produktion auf Informationsgüter als der Grundlage für Kapitalakkumulation, wodurch "die Produktionsmittel als konstantes fixes Kapital (Hardware) und als konstantes zirkulierendes Kapital (Software) informatisiert" werden,

Der Gewinner dieser Entwicklung ist vor allem die neue Mittelschicht, deren Mitglieder ihre Konsumentscheidungen zunehmend individualisiert treffen und denen eine größere Freiheit auch im Produktionsprozeß der Informationsakkumulation zuwächst. Sie sind nicht mehr von Expertensystemen abhängig, sondern bilden sie. Die Verlierer bilden allerdings die neue Unterschicht, die den Nährboden für Jugendbanden und neuen Nationalismus abgeben.

Bei der Beantwortung der Frage nach "Aufklärung und Software" zu berücksichtigen ist die Wandlung, die die Anwendung der Softwaretechnik selbst durchlaufen hat und noch durchläuft. Es besteht kaum ein Zweifel, daß Software auch weiterhin als ein Mittel der hierarchisch-formalistischen Kontrolle von Produktionsprozessen eingesetzt und somit im Dienste der von Beck sogenannten "Weiter-so-Modernisierung" stehen wird. Es ist zu befürchten, daß eine Kommerzialisierung des Internet auf dieser Linie liegt. So kann das von Spinner erneut beschworene Ideal der "informierten Gesellschaft" weder Ziel noch Mittel der Aufklärung sein. Die durch die datentechnische Infrastruktur bereitgestellten "Informationen" sind vor allem geeignet, dem schnellen Zugriff auf rationalisiertes, kommerziell verwertbares Wissen zu verbessern.

Aufklärung durch Software?

Es gibt drei Anhaltspunkte dafür, daß es zu einer Aufklärung durch Software kommen kann. Der erste ist die anhaltende "Softwarekrise", die auch von der Softwaretechnik zunehmend als Basisdefekt einer Sichtweise erkannt werden wird. Zu hoffen ist, daß eine zunehmende Sensibilisierung innerhalb der Technikkultur im Sinne einer partizipativen Systementwicklung und Systemeinbettung wirkt.

Zum andern werden Software und softwaretechnische Systeme mehr und mehr zu einem Phänomen des Alltags. Die Softwaregelehrten werden ihren Expertenstatus zunehmend einbüßen. Im Sinne der Analyse von Lash wird sich eine breite Mittelschicht mit einschlägiger Expertise entwickeln. Software wird zur allgemeinen Kulturtechnik wie einst das gedruckte Wort. Der Umgang mit Software wird zum Umgang mit einem Medium unter anderen. Diese Entwicklung kann Aufklärung befördern; sie wirkt implizit demokratisierend, indem sie Wissen über Software, ihre Leistungsfähigkeit und Grenzen sowie den Umgang mit ihr vermittelt. Daß die Kunst als weltdeutende, zentrale Kulturtätigkeit sich diesem Medium zuwendet, kann als ein positives Zeichen gewertet werden.

Schließlich könnte Software zu einem Medium demokratischer Kommunikationsprozesse werden. Das Internet ist ja mehr ein Kommunikationsmedium als ein Informationssystem. Daß die Politik hier unter Hinweis auf Pornographie und rechte Propaganda Regelungsbedarf anmeldet, spricht dafür.

Das Versagen als Kontrolltechnik, die Nicht-Beherrschbarkeit ihrer Herstellung, das Anarchische ihres Wachstums könnte den bisherigen Rationalisierungstrend umkehren. Software bietet Chancen für die Bildung globaler, nicht an örtliche Nachbarschaft gebundener ("virtueller") Gemeinschaften, die allerdings vorwiegend in der von Lash hervorgehobenen neuen Experten-Mittelschicht beheimatet sein werden. Welche kulturellen Folgen die (Multi-)Medial(t)isierung von bzw. durch Software im einzelnen haben wird, ist erst aufgrund - bisher fehlender - Detailstudien abschätzbar. Die mit Software verbundenen Risiken dürfen nicht übersehen werden. Eins scheint jedoch sicher: Als neue globale Kulturtechnik wird sie nicht die postmodernen Phantasmen realisieren. Daß sie einem globalen - individualisierten - Bewußtsein für die Notwendigkeit aufgeklärten Handelns den Weg zu bereiten vermag, scheint zumindest nicht widerlegt.