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Solarboom in Deutschland: Darum sind Batteriespeicher jetzt ein Muss

Symbolische Darstellung vom Speichern von Solarstrom

Der Solarboom hĂ€lt an, doch Speicher fehlen. Deutschland fĂŒhrt beim Ausbau von BatteriekapazitĂ€ten. Doch reicht das fĂŒr die Energiewende?

Der Ausbau von Solar- und Windenergie in Deutschland erfordert einen massiven Ausbau von Batteriespeichern. Damit können nicht nur wetterbedingte Spitzen in der Energieerzeugung aufgefangen, sondern auch teure fossile Brennstoffe ersetzt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse des Energie-Thinktanks Ember [1].

Deutschland Spitzenreiter bei Batteriespeichern in der EU

Deutschland ist in der EU fĂŒhrend beim Ausbau von Batteriespeichern. Laut Ember entfielen Ende 2023 rund 46 Prozent der gesamten europĂ€ischen BatteriekapazitĂ€t auf die Bundesrepublik. Im Juni 2024 lag die installierte Leistung hierzulande bereits bei 9,5 Gigawatt (GW) [2].

Bei optimaler politischer UnterstĂŒtzung und finanziellen Rahmenbedingungen könnte Deutschland seine BatteriekapazitĂ€t bis Ende 2024 auf bis zu 11,4 GW ausbauen, schĂ€tzt Ember. WĂ€re diese Leistung bereits im Sommer 2024 verfĂŒgbar gewesen, hĂ€tte Deutschland allein im Juni 36 Gigawattstunden (GWh) teuren fossilen Strom in den Abendstunden ersetzen können.

Je nachdem, welcher Brennstoff ersetzt worden wĂ€re, hĂ€tte dies Einsparungen von 1,3 Millionen Euro fĂŒr Steinkohleimporte oder 2,5 Millionen Euro fĂŒr Erdgasimporte gebracht, rechnet Ember vor.

Solarboom fĂŒhrt zu mehr ÜberschĂŒssen und negativen Preisen

Mit dem anhaltenden Solarboom steigt auch der Bedarf an Speichern. Zwischen August 2023 und Juli 2024 erreichte die Erzeugung von Solarstrom in neun EU-LĂ€ndern Spitzenwerte von ĂŒber 80 Prozent der stĂŒndlichen Stromnachfrage, in Griechenland und den Niederlanden lag sie zeitweise sogar darĂŒber.

Die hohe Einspeisung von Solar- und Windstrom fĂŒhrte dazu, dass die Preise an den Strombörsen immer hĂ€ufiger auf null oder ins Negative fielen. In den Niederlanden gab es im Juli 2024 in zwölf Prozent der Stunden Null- oder Negativpreise, die am hĂ€ufigsten um 14 Uhr auftraten. Zum Vergleich: Im Winter 2023/24 gab es solche Preise im Durchschnitt nur in drei Prozent der Stunden, meist nachts.

Niedrige und negative Preise verschlechtern die Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen, da die Betreiber weniger Einnahmen fĂŒr ihren Strom erzielen. Dieses Problem dĂŒrfte sich noch verschĂ€rfen, wenn die SolarkapazitĂ€ten weiter ausgebaut werden, die FlexibilitĂ€t aber nicht Schritt hĂ€lt.

Batterien können abends AbhÀngigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren

Im Gegensatz zu den Mittagsstunden sind die Strompreise im Sommer 2024 in den Abendstunden in vielen EU-LÀndern extrem hoch. Zu dieser Zeit ist die AbhÀngigkeit von fossilen Brennstoffen noch hoch und die Preise sind an die volatilen Gas- und Kohlepreise gekoppelt.

Die Preisunterschiede zwischen Mittag und Abend, die sogenannten Spreads, waren im Sommer 2024 deutlich höher als im Vorjahr, hauptsÀchlich in LÀndern mit starkem Solarwachstum. In Griechenland und Ungarn stiegen die Spreads von 71 auf 262 Euro/MWh und von 102 auf 397 Euro/MWh.

Diese Entwicklung stÀrkt die Wirtschaftlichkeit von Batteriespeichern, die durch den Einkauf von Strom zu niedrigen Preisen und den Verkauf zu hohen Preisen Arbitragegewinne erzielen können. Dadurch können sie die AbhÀngigkeit von fossilen Brennstoffen zu Spitzenlastzeiten verringern und gleichzeitig die Nachfrage zu Zeiten hoher Solareinspeisung erhöhen.

Auch die Steuerzahler könnten durch den Bau von Stromspeichern entlastet werden. Denn derzeit kommen sie nicht nur fĂŒr die Subventionen der Erzeugung von Ökostrom auf. Sie zahlen auch fĂŒr Drosselungen und Notversorgungen, heißt es bei Reuters [3]. Und das sei immer weniger zu rechtfertigen.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-9955499

Links in diesem Artikel:
[1] https://ember-climate.org/insights/research/eu-battery-storage-is-ready-for-its-moment-in-the-sun/
[2] https://www.battery-charts.de/main-page/
[3] https://www.reuters.com/markets/europe/germany-eu-must-match-green-power-roll-out-with-more-batteries-says-ember-2024-09-25/