Solidarität nur gegen politischen Nutzen
Seite 3: Fahrlässige Tötung zukünftiger Erdbewohner
- Solidarität nur gegen politischen Nutzen
- Die Opfer der "zivilisatorischen Normalität"
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Schließlich fehlt noch ein wichtiger Bereich in unserer Bilanzierung. Auch hier wird den betroffenen Menschen von der gegenwärtigen Politik, unterstützt von den Standard-Medien, keinerlei Solidarität zugebilligt. Im Gegensatz zum Schweigen gegenüber allen anderen beschriebenen Gruppen jedoch, wird deren absehbares massenhaftes vorzeitiges Sterben von der Politik auf großer internationaler Bühne in Medienberichten und aufwändig inszenierten Konferenz-Shows ausgiebig öffentlich beklagt.
Die letzte dieser krassen Veranstaltungen ist gerade in Glasgow als 26. Klimakonferenz zu Ende gegangen, und die Platzhirsche dort konnten sich für die Erreichung ihres Ziels der "absichtenverzierten Ergebnislosigkeit" auf die Schultern klopfen.
Welche Zahlen von vorzeitigen Todesfällen unter den nachfolgenden Generationen durch die nunmehr über mehrere Jahrzehnte fortgesetzte Verschleppung effektiver Maßnahmen zu bilanzieren sind, lässt sich nur schwer sagen.
Neben den Geschädigten durch die Auswirkungen der Klimaveränderung wären zudem ja noch viele Opfer infolge anderer Beeinträchtigungen der natürlichen Lebensgrundlagen aufzulisten, wie Vermüllung von Gewässern und Landflächen, Verlust von Dienstleistungen der Ökosysteme z.B. durch Artensterben und Abholzungen, Trinkwasservergiftungen usw.
Wenn man nun bedenkt, dass all diese Vernichtungen biosphärisch-natürlicher Selbstverständlichkeiten und Ausdünnungen ursprünglicher Lebenschancen für den Alltag zukünftig lebender Menschen enorm weit in die Zukunft wirken, muss man von ungeheuren Zahlen an dadurch ausgelösten vorzeitigen Todesfällen in den nächsten Jahrhunderten ausgehen. Eine mögliche Bezifferung der jährlichen anteilsmäßigen Verantwortlichkeit Deutschlands, so schätze ich es ein, wird in die Hunderttausende gehen.
Rechnen wir also einmal zusammen, welche jährlichen Zahlen an fahrlässig und mutwillig verursachten vorzeitigen Todesfällen der Behauptung von Politik und Standard-Medien entgegenzuhalten wären, bei den Corona-Maßnahmen und der Impf-Nötigung ginge es um "Solidarität":
- Opfer infolge gedeckter und befürworteter Kriegshandlungen von USA und Nato: 200.000;
- Opfer durch Klassismus in Deutschland und Anteile an den Folgen internationaler Armut: 1,2 Millionen;
- Maßnahmenopfer der Corona-Politik: in Deutschland mindestens 40.000, Anteile an den internationalen Folgen mindestens 151.000;
- Opfer durch Gesundheitsschäden infolge der durch neoliberaler Strukturen geprägten Zivilisation: 500.000;
- Opfer unter den nachfolgenden Generationen infolge der Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen: geschätzt 100.000.
Zusammengerechnet ergibt sich die Summe von mindestens 2,2 Millionen Menschen, die vorzeitig sterben müssen, weil die Politik ihnen aus wirtschaftlich-ideologischen Gründen wirksame Maßnahmen zum Schutz ihrer körperlichen Unversehrtheit verweigert. Wohlgemerkt, dies gilt allein für Deutschland und ist in jedem Jahr erneut zu beklagen.
Damit ist eigentlich der Beweis erbracht, dass es in der laufenden Corona-Krise niemals um Solidarität, um Gesundheitsschutz und um den Schutz des Gesundheitssystems vor Überlastung gegangen ist. Das Regime brauchte lediglich eine imposante Moralkeule, um uninformierte, staatsgläubige und politisch naive Menschen zur schnellen Selbstunterwerfung unter eine kollektive Idiotie zu bringen. Das vor uns liegende, überbordende Maß an Heuchelei ist unfassbar.
Aufgaben für die noch fehlende Opposition
Schließlich will ich noch einen Aspekt anschneiden, der bald essenziell werden könnte. Es geht um die Frage, inwieweit es gelingen kann, eine neue Oppositionsbewegung zu begründen, die alle Voraussetzungen erfüllt, um gegen den herrschenden Mainstream stark aufzutreten und einflussreich zu werden.
Schwerpunkt der Arbeit dieser Opposition müsste im Allgemeinen die Solidarität mit den oben genannten benachteiligten Gruppen und Menschen sein, was ihre politische Ausrichtung als links charakterisiert, und im Speziellen die Solidarität mit den nachfolgenden Generationen, wodurch sie auch im echten Sinne wertkonservativ wäre.
Dieses Thema lässt sich natürlich nicht in wenigen Absätzen abhandeln, und deshalb beschränke ich mich hier auf zwei Bemerkungen dazu:
1. Die derzeit öffentlich agierenden Gegenkräfte zur politischen Normalität sind argumentativ viel zu schwach und wirklichkeitsfremd aufgestellt. Greta Thunbergs Kommentar zur Klimakonferenz in Glasgow beispielsweise, es gäbe dort nur leeres Gerede, ist zwar uneingeschränkt zutreffend.
Doch als "Oppositionelle" scheint sie die grundlegende Systematik der Niederträchtigkeit ihrer Gegner und deren Palette taktischer Lügen noch nicht wirklich zu verstehen. Deren Behauptung beispielsweise, der vollständige Verzicht auf die Verbrennung fossilen Kohlenstoffs müsse finanziert werden, ist nichts weiter als ein Schachzug zu neoliberalistischer Profit- und Herrschaftssicherung.
In Wahrheit, also von außerhalb der herrschenden Denkstrukturen betrachtet, kostet der CO2-Ausstieg nichts, jedenfalls nicht in den reichen westlichen Staaten. Er unterbindet nur den Löwenanteil gewohnter Unternehmensgewinne, die ja allesamt mehr oder weniger Externalisierungs-Erträge sind, und macht die Arbeitsplätze dort teilweise überflüssig.
Demgegenüber schafft er aber weit mehr neue Möglichkeiten besserer Erwerbsarbeit, sofern auch andere denkbare Komponenten einer zukunftsverträglichen Wirtschaftsordnung integriert werden. Diese wären beispielsweise: Regionalisierung, Schadensinternalisierung nach "Heuristik der Furcht" (Hans Jonas), Wiederauszahlung der Internalisierungsgelder an alle Menschen in gleicher Höhe, Gewerbefreiheit, bevölkerungseigenes Zweitgeld-System, Abschaffung von Lohn- und Einkommenssteuer, Landbesitzreform etc.
Solange "Fridays-For-Future" und andere Umweltaktivisten solche wichtigen politischen Notwendigkeiten nicht erkennen und nicht ebenfalls mit einfordern, muss ihr Eintreten für die Lebensbedingungen zukünftiger Erdbewohner erfolglos bleiben. Ja, ihr öffentliches Bemühen dient den Herrschenden sogar als Beweis für angeblich herrschende Diskurs- und Meinungsfreiheit.
2. Andere oppositionelle Kommentatoren klingen beim Thema Zukunftsperspektiven stets betont negativ und defensiv. Fast immer wird nur beklagt, was man nicht will, wird auf drohende schlimme Entwicklungen gezeigt und auf Unheil, welches dem politischen Handeln der Herrschenden vermeintlich folgt.
Dieses Starren wie das Kaninchen auf die Schlange gipfelt in Artikeln, in denen linke Autoren den Klimawandel sogar leugnen und ihn, wie manche Kommentatoren des rechten Lagers, als taktische Finte der Herrschenden hinstellen.
Oder sie geben sich der Wehklage über eine womöglich drohende Klimaschutz-Diktatur hin, die einem Sozialkreditsystem ähnlich, verursachte CO₂-Mengen ankreidet. Solche Leute aber erweisen sich als ebenso unfähig, einen Wandel unabhängig von gegenwärtigen Realitätsmustern zu denken, wie auch Greta Thunberg, Greenpeace, Extinction Rebellion und die sonstigen Aktivisten gegen die Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen.
Eine neue linke Opposition demgegenüber müsste ungewohnt offensiv sein und den tatsächlichen und vermuteten Plänen der Herrschenden ebenso konkrete und mindestens so radikale Alternativen entgegensetzen. Statt sich noch länger hauptsächlich am Thema Corona abzuarbeiten, sollte man sich als linke Opposition der argumentativen Besetzung des noch bedeutenderen Themas "Wie kann ein zukunftsfähiges Wirtschaftssystem aussehen, in dem wir alle frei und gut leben können?" zuwenden.
Es ist keineswegs unmöglich, ein ausgefeiltes Modell eines solidarischen und folgenlosen Wirtschaftssystems zu entwickeln und es als basisdemokratische Alternative anzubieten.
Die Menschen im Land, die an den vielen, immer gleichen und permanent sich verschärfenden Alltagsproblemen verzweifeln, werden immer zahlreicher. Darum sind die Aussichten, für ein erfreulicheres Konzept gesellschaftlichen Zusammenlebens politische Mehrheiten zu bekommen, derzeit gar nicht schlecht.
Dieser Text ist die Zusammenfassung einiger Passagen aus dem kürzlich erschienen Buch "Hinter der Solidaritäts-Fassade - Fatale Corona- und verweigerte Zukunftspolitik - Anmerkungen zur systemrelevanten Verantwortungslosigkeit". Ein Essay von Carl Christian Rheinländer sen. (2021, Books on Demand, 460 Seiten, 20 Euro).