Spanien liegt an der Spitze beim Verstoß gegen Kyoto
Heute tritt das Kyoto-Protokoll in Kraft, die Einlösung der Verpflichtungen ist in Europa sehr unterschiedlich
Acht Jahre nach seiner Verabschiedung tritt heute das Kyoto-Protokoll zur Reduzierung der Treibhausgase in Kraft. Spanien ist europäischer Spitzenreiter beim Verstoß gegen die Verpflichtungen. Im Kern wurde auf einer Konferenz der Vereinten Nationen 1997 im japanischen Kyoto vereinbart, den Ausstoß von Kohlendioxidausstoß bis 2012 zu reduzieren, um einer Klimakatastrophe zu begegnen. Das Niveau soll 5,2 Prozent unter dem von 1990 liegen. Anspruch und Wirklichkeit liegen zum Teil noch weit auseinander.
Deutschland als Hauptverursacher der Treibhausgase in Europa hat sich dazu verpflichtet, seine Emissionen bis 2012 um 21 Prozent zu verringern und hat 19 Prozent erreicht. Ländern wie Spanien, Portugal oder Griechenland wurde dagegen ein Nachholbedarf an ökonomischer Entwicklung eingeräumt. Portugal darf deshalb 27 Prozent und Spanien 15 Prozent mehr Gase in die Umwelt blasen als zum Referenzzeitpunkt 1990.
Trotz allem ist Spanien das Land in Europa, wo Zielvorgaben und Realität am weitesten auseinander klaffen. In Spanien fällt der Emissionszuwachs etwa dreimal so hoch aus, als dem Land zugebilligt wird. Dabei geht die UN nur von 40 Prozent aus, Spanien setzt ihn selbst aber mit 45 Prozent an. "Die definitiven Daten für 2004 liegen erst in einigen Monaten vor, doch wir können sagen, dass die Emissionen etwa 45 Prozent über denen von 1990 liegen", erklärte der Generalsekretär für Klimaschutz im Umweltministerium Arturo Gonzalo Aizpiri kürzlich.
Ähnlich fatal ist die Lage auch in Österreich. Nach UN-Angaben klafft eine Lücke von 22 Punkten zwischen dem Anspruch, die Emissionen um 13 Prozent zu verringern, und einem Zuwachs von 9 Prozent. Der Umweltdachverband spricht mit Bezug auf Zahlen des Umweltbundesamts aber sogar von einer Zunahme von 16,6 Prozent. Auch bei Dänemark mit einer Differenz von 21 Punkten, Irland (16) und Italien (15,5) und Portugal (13) sieht es bisher schlecht aus.
Finster ist auch die Lage in Kanada. Dort stieg der Ausstoß bisher um 20 Prozent an, statt wie geplant um sechs Prozent zu sinken. Damit hat das Land die USA überholt, die den Vertrag nicht einmal ratifiziert haben. Der Hauptverantwortliche weltweit für Klimagase sollte den Ausstoß um 7 Prozent reduzieren, hat allerdings seit 1990 einen Zuwachs von 13 Prozent zu verzeichnen. Auch Neuseeland und Japan haben noch einiges vor sich, denn hier klaffen Lücken zwischen 22 und 18 Punkten.
Der europäische Spitzenreiter Spanien macht die konservativen Vorgänger für die Lage verantwortlich. Die Volkspartei (PP) habe nichts für den Klimaschutz unternommen, sagen die Sozialisten. Tatsächlich hatte die PP so getan, als könnten die Ziele nur über den Ausbau der Atomenergie erreicht werden (Spanien will Atomkraft in Europa erhalten). Erneuerbare Energien, wie Solarmodule zur Erzeugung von heißem Wasser und Strom, wurden in dem sonnigen Land von der Zentralregierung bisher stiefmütterlich behandelt. Die bisher eingeleiteten Maßnahmen der Sozialisten sind aber zaghaft. Bis 2008 soll der Ausstoß stabilisiert werden. Man wäre froh, wenn der Zuwachs 2012 nur 24 Prozent betragen würde.