Sterbefallzahlen in der fünften Kalenderwoche ein Prozent höher als 2017 bis 2020

Grafik: Statistisches Bundesamt

"Aktivität" der nicht Sars-CoV-2-bedingten Atemwegserkrankungen laut Robert-Koch-Institut "auf einem vorher nie erreichten, niedrigen Niveau"

Einer gestern veröffentlichten Hochrechnung des Statistischen Bundesamts zufolge liegt die Zahl der Sterbefälle mit insgesamt 20.908 in der Woche zwischen dem 1. und dem 7. Februar 2021 ein Prozent über dem Durchschnitt der fünften Kalenderwochen in den Jahren 2017 bis 2020. Das ist ein deutlich niedrigerer Wert als die elf Prozent, die die Behörde für die vierte Kalenderwoche 2021 ermittelt hatte. In der dritten Kalenderwoche, die vom 18. bis zum 24. Januar 2021 dauerte, lag der Wert mit 4.053 zusätzlichen Toten 21 Prozent über dem Durchschnitt der vier vorigen Jahre.

Mitteldeutschland auffällig

Für die Frage, warum Destatis vier und nicht fünf, zehn oder zwanzig Jahre für den Vergleich heranzog, war bei der Behörde gestern niemand erreichbar. Dafür schränkt die Behörde ein, dass "der Effekt der steigenden Lebenserwartung und des steigenden Anteils älterer Menschen auf die zu erwartende Zahl an Sterbefällen […] in diesen Vergleich nicht einberechnet werden" könne.

Aussagen zur Sterblichkeit in den einzelnen deutschen Bundesländern lassen sich dem Statistischen Bundesamt nach nur für die Zeit vor der dritten Kalenderwoche 2021 treffen: In der zweiten Kalenderwoche fielen den Beamten hier erneut die drei mitteldeutschen Länder Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt auf, die mit Steigerungen von 54, 53 und 50 Prozent aus dem Rahmen fielen. In absoluten Zahlen lagen die Sterbefälle hier 636, 327 und 335 über denen dem Durchschnitt der letzten vier Jahre. Auch das nahe gelegene ostdeutsche Brandenburg befindet sich mit 332 Fällen und 48 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt.

Durch ein "Schätzmodell" ergänzt, welches "auf in der Vergangenheit beobachteten Mustern basiert"

All diese Zahlen könnten allerdings noch korrigiert werden. Denn Destatis weist auch darauf hin, dass es sich dabei nur "um eine reine Fallzahlauszählung der eingegangenen Sterbefallmeldungen aus den Standesämtern ohne die übliche Plausibilisierung und Vollständigkeitskontrolle" handelt. Diese "Rohdaten" seien "durch gesetzliche Regelungen zur Meldung von Sterbefällen beim Standesamt und Unterschiede im Meldeverhalten der Standesämter an die amtliche Statistik […] noch unvollständig" und würden deshalb durch ein "Schätzmodell" ergänzt, welches "auf in der Vergangenheit beobachteten Mustern basiert".

"Ab März 2020" lassen sich die Zahlen Destatis nach "nur vor dem Hintergrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie interpretieren". In diesem Zusammenhang nennt das Amt die Zahl der Toten "mit oder durch" Sars-CoV-2, die das Robert-Koch-Institut für die dritte Kalenderwoche mit 4.294 angibt. Das sind 241 mehr als in der Übersterblichkeitshochrechnung.

Noch viel Arbeit für Statistiker

Die ebenfalls vom RKI postulierte "Aktivität" der nicht Sars-CoV-2-bedingten Atemwegserkrankungen "auf einem vorher nie erreichten, niedrigen Niveau" lässt sich der obersten Statistikbehörde nach mit Anti-Corona-Maßnahmen und "Verhaltensänderungen" erklären. Während dieser Effekt potenziell für weniger Tote sorgt, könne es durch andere Erkrankungen potenziell mehr geben. "Über die Häufigkeit einzelner Todesursachen" gäben die vorliegenden Zahlen "jedoch keine Auskunft".

Daten aus anderen Ländern deuten aber darauf hin, dass Anti-Corona-Maßnahmen auch Leben gekostet haben könnten. Eine Umfrage der Global Coalition for Melanoma Patient Advocacy unter über 700 Hautärzten ergab beispielsweise, dass diese im Vergleich zu den Vorjahren etwa ein Fünftel weniger Fälle von schwarzem Hautkrebs entdeckten. Das könnte an weniger Strandurlaub liegen - aber auch an den gut 30 Prozent mehr abgesagten Terminen. In diesen Fällen wird der Hautkrebs vielleicht nur später diagnostiziert - und ist schlechter heilbar.

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