Taurus-Marschflugkörper: Deutschland erwägt Ringtausch

Unscheinbar, aber begehrt: Taurus-Marschflugkörper. Foto: Boevaya mashina / CC BY-SA 3.0

Deutschland prüft einen Ringtausch, um Ukraine Taurus-Marschflugkörper indirekt bereitzustellen. Diese Lösung soll Eskalation mit Russland vermeiden.

Seit Monaten fordert und bittet die ukrainische Regierung um deutsche Taurus-Marschflugkörper für den Kampf gegen Russland. Doch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat das als zu riskant abgelehnt, weil es sich um Offensivwaffen handelt, die nicht nur eingesetzt werden könnten, um russische Truppen von ukrainischem Gebiet zu vertreiben, sondern auch gegen russisches Hinterland.

Daher kam die Sorge, dass Deutschland vom Kreml als direkte Kriegspartei wahrgenommen werden könnte, nachdem Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nur von einer indirekten Kriegsbeteiligung sprechen wollte.

Ringtausch: Kreative Lösungen im Waffenkonflikt

Laut einem Bericht des Handelsblatts ist nun in Regierungs- und Diplomatenkreisen die Idee entstanden, sich über einen Ringtausch an der Lieferung von Marschflugkörpern an die Ukraine zu beteiligen.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur könnten Nato-Partner wie Großbritannien oder Frankreich mit Taurus-Raketen der Bundeswehr beliefert werden – und im Gegenzug würden diese Länder ähnliche, aber weniger leistungsfähige Waffensysteme in die Ukraine exportieren.

Die Debatte um Reichweitenbeschränkung: Ein Kompromiss?

Großbritannien habe bereits vor Wochen angeboten, der Ukraine im Tausch gegen Taurus weitere Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow zu überlassen, berichtete das Handelsblatt am Mittwochabend. Das Angebot werde noch geprüft. Das Kanzleramt wollte sich zunächst nicht dazu äußern.

Die Debatte läuft bereits seit mehreren Monaten. Im August vergangenen Jahres war die Bereitstellung von Taurus-Marschflugkörpern mit Reichweitenbeschränkung im Gespräch. Darüber hatte Scholz laut nachgedacht, nachdem sich die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), für die Lieferung der bunkerbrechenden Waffe starkgemacht hatte.

Deutschland im Spannungsfeld von Krieg und Frieden

Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter warf Scholz damals vor, kein Vertrauen in die Ukraine zu haben. Dabei setze deren Militär auch die britischen Storm-Shadow-Marschflugkörper nicht gegen Ziele auf russischem Territorium ein, argumentierte der CDU-Mann. Über diesen Waffentyp verfügt die Ukraine schon länger – die reguläre Reichweite ist aber geringer.

Die reguläre Reichweite der Taurus-Raketen beträgt nach Herstellerangaben mehr als 500 Kilometer – sie ist damit doppelt so hoch wie die der Storm-Shadow-Marschflugkörper, die vom Hersteller MBDA mit "mehr als 250 Kilometern" angegeben wird.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hatte in diesem Zusammenhang betont, die Taurus-Waffen würden gerade deshalb militärisch dringend benötigt, aber dennoch "ausschließlich innerhalb unserer Grenzen eingesetzt". Aber: "Je größer die Reichweite, desto kürzer der Krieg".

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