Tesla, Klimakrise & Co.: E-Autos sind eine Lösung, nicht das Problem

Seite 2: Bosch-Chef: Verbrenner bis 2060

Oder warum wird der deutsche Autozulieferer Bosch nicht mit Kampagnen und Protesten überzogen, und medial an den Pranger gestellt? So sagte Bosch-Chef Stefan Hartung vor ein paar Tagen, dass die Welt bis zum Jahr 2060 nicht auf Benzinmotoren verzichten könne.

Klar, Elon Musk ist ein selbstverliebter, am Ende skrupelloser Unternehmer, der Geld machen will. Er ist kein Umweltschützer, sondern jemand, der die Energiewende als Marktchance für sich entdeckt hat.

Aber, wie schon aufgezeigt: Tesla und Musk haben von Beginn an auf 100 Prozent Elektro und zugleich auf Solar gesetzt. VW produziert seit Jahrzehnten Heerscharen an Verbrennern, und tut es weiter, während man fossilen Strom produziert.

Also noch einmal: Warum steht Tesla ständig im Negativfokus, wenn es um den Schutz der Erde geht, und weniger diejenigen, die den notwendigen Wechsel verlangsamen und blockieren?

Nur Techno-Scheinlösung?

Eine Antwort darauf kann das Bekennerschreiben selbst geben. Ein Argument im Hintergrund ist, dass E-Autos in Wahrheit Teil des Problems und nicht Teil der Lösung der Klimakrise sind. Sie seien nur eine Techno-Scheinlösung.

Dieses Argument ist nicht neu. Eine Reihe von Umweltschützern und Kapitalismuskritiker behauptet schon seit einiger Zeit, dass E-Autos mehr Treibhausgase erzeugen als Benziner – infolge der energieintensiven Herstellung der Batterien und der Verwendung von Kohlestrom. Gespeist wurde die Skepsis von fossilen Lobbys und Anti-Energiewende-Denkfabriken.

Der Ökonom Hans-Werner Sinn, ehemaliger Präsident des Münchner Ifo Instituts, erklärte z.B. in einer Studie, E-Autos belasteten das Klima um elf bis 28 Prozent mehr als Dieselfahrzeuge. Diese Botschaft wurde in Deutschland von vielen oft unhinterfragt übernommen, obwohl die Zahlen auf wissenschaftlichen Fehlern beruhen, wie nachgewiesen wurde.

Andere Studien haben zudem längst gezeigt, dass E-Autos jetzt schon deutlich weniger CO2 produzieren, gemessen am Lebenszyklus eines Fahrzeugs, als Verbrenner. Und dieser Vorteil wächst natürlich, je mehr Strom für die Produktion und den Betrieb der E-Autos mit Erneuerbaren erzeugt wird.

E-Autos können mit Ökostrom fahren, Verbrenner nicht

Doch obwohl der Mythos durch wissenschaftliche Untersuchungen widerlegt ist, hält er sich zäh. Natürlich ist das Argument an sich irrelevant, sobald E-Autos – wie ja auch Züge – ausschließlich mit erneuerbarem Strom hergestellt und betrieben werden.

Sicherlich, eine radikale Verkehrswende wird den öffentlichen, schienengebundenen Verkehr stark ausbauen müssen. Denn aus Treibhausgas-Sicht ist es die effizientere Lösung.

Aber Elektroautos können mit Ökostrom betrieben und hergestellt werden. Sie sind keine Sackgasse, sondern werden Teil der Lösung sein. In welchem Umfang, das muss auf Grundlage von CO2-neutralen Verkehrsszenarien ausgehandelt werden.

Diejenigen, die sich Sorgen machen um die voranschreitende Klimakrise und von der wegschauenden Politik der Industriestaaten verlangen, die Treibhausgase gemäß dem verbleibenden Restbudget für eine maximale Erwärmung um 1,5 bis zwei Grad Celsius (oberstes Limit, das Forschung und Weltgemeinschaft angesichts der Risiken und gefährlichen Kipppunkte festgelegt haben) in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren auf null zu reduzieren, sollten sich daher nicht auf Tesla, sondern etwas anderes konzentrieren.

1,3 Milliarden Verbrenner weltweit: Wer ersetzt die?

Es gibt im Moment weltweit über 1,3 Milliarden Pkw. In Deutschland sind es rund 50 Millionen, dazu kommen noch einmal knapp zehn Millionen andere Kraftfahrzeuge.

Selbst wenn das Wachstum dieser globalen Autoflotte gestoppt oder sogar die Gesamtmenge in den nächsten zwei Jahrzehnten deutlich reduziert werden könnte (und dieser Verkehr auf öffentliche Transportmittel verlagert wird), bleiben weiter Hunderte Millionen Fahrzeuge übrig, die ausgetauscht werden müssen, und zwar schnell.

Die einzige effiziente Alternative dafür sind Batterie-betriebene E-Autos.

Vor diesem Szenario stellt sich die Frage: Wer muss unter Druck gesetzt werden? Eine Antwort ist: VW & Co, siehe oben.

Deutsche Regierung killt den E-Boom

Eine andere die verfehlte Verkehrspolitik, die es schlicht nicht schafft, ein ordentliches E-Tankstellennetz in Deutschland aufzubauen (Tesla hat sein eigenes), aber schnell dabei ist, selbst die leichten Anreize für den Kauf von E-Autos in einem gottseidank endlich boomenden Markt abzuschaffen.

Es war ein echter Killer made in Germany. Während China vorprescht und auch in Europa, wenn auch zu langsam, die Benzin- und Dieselflotten dem elektrifizierten Verkehr weichen, brach in Deutschland, dem wichtigsten EU-Markt, im Dezember letzten Jahres der Absatz von E-Autos um 74,4 Prozent ein.

Und das war politisch gewollt. Anstatt E-Autos attraktiv zu machen und die Märkte zu puschen, wurde der Umweltbonus für die Klima-Alternative ohne Übergangsphase von heute auf morgen einkassiert.

Vielleicht sollten die Aktivist:innen das nächste Mal gegen das Kraftwerk in Wolfsburg oder die Stromversorgung des Wissing-Ministeriums protestieren?