Tesla vor Gericht: Wenn das "N-Wort" zur Firmenkultur gehört
Rassismus gehört offenbar zum Alltag im Tesla-Werk in Fremont. Dagegen wehren sich die Beschäftigten immer wieder. Für den Konzern könnte dieses Betriebsklima teuer werden.
Die Firmenkultur bei Tesla lässt zu wünschen übrig: Der US-Autobauer ist einmal mehr mit einer Klage früherer oder noch angestellten Beschäftigten konfrontiert. Und wieder geht es um Rassismus am Arbeitsplatz. Im letzten Jahr wurde Tesla bereits in einem ähnlich gelagerten Fall verurteilt und sollte eine Entschädigung von 137 Millionen US-Dollar zahlen.
Die 15 Kläger gaben an, regelmäßig beleidigenden und rassistischen Kommentaren und Verhaltensweisen ausgesetzt gewesen zu sein. Die vermeintlichen Täter: Kollegen, Manager und Mitarbeiter der Personalabteilung im Werk in Fremont, Kalifornien. Tesla wird vorgeworfen, dass eine "eklatante, offene und uneingeschränkte Rassendiskriminierung" an der Tagesordnung ist.
In der Klageschrift heißt es, gegenüber den schwarzen Mitarbeitern seien Begriffe wie "Sklaverei" oder "Plantage" gefallen. Das "N-Wort" sei verwendet worden, wie es Reuters ausdrückt. Und Frauen sollen zudem auch sexuell belästigt worden sein; ihnen gegenüber seien Bemerkungen wie "Mag den Hintern" getätigt worden.
Rassismus, sexuelle Belästigung und unfairer Umgang
Ein Kläger, Nathaniel Aziel Gonsalves, schilderte Belästigungen durch einen Vorgesetzten. Dieser soll gesagt haben, dass "Gonsalves 'nicht wie die meisten Schwarzen' sei, dass er 'sich nicht wie im Getto verhalte'". Der Vorgesetzte hätte ihn außerdem ein "Zebra" genannt, weil er "weder schwarz noch weiß" sei.
Eine Klägerin gab an, regelmäßig von Kollegen und Managern belästigt worden zu sein; sie sei rassistisch beleidigt worden und man habe ihr das Leben schwer gemacht. "Es ist selten, dass Schwarze hier arbeiten", habe es zum Beispiel geheißen, und man wisse nicht, "wie lange sie in der Lage sein werde, zu bleiben".
Einige der Kläger wurden laut Anklage auf die körperlich anstrengendsten Posten bei Tesla versetzt oder bei Beförderungen übergangen. Ein Mitarbeiter habe eine Covid-19-Infektion durchgemacht und konnte deshalb nicht zur Arbeit kommen. Nach seiner Rückkehr zu Tesla sei er sofort herabgestuft worden.
Das mit der Klage angestrengte Verfahren ist nicht das einzige. Laut Reuters ist der Autohersteller mit mindestens zehn Gerichtsverfahren konfrontiert und immer wird dem Unternehmen eine weitverbreitete Rassendiskriminierung oder sexuelle Belästigung vorgeworfen.
Den Vorwurf will sich Tesla aber nicht machen lassen. Im Februar hatte der Konzern auf eine Klage der kalifornischen Arbeitsbehörde erklärt, Diskriminierung abzulehnen und allen Beschwerden nachzugehen.
"Tesla hat schon immer Mitarbeiter diszipliniert und entlassen, die sich falsch verhalten haben, einschließlich derer, die sich rassistisch geäußert oder auf andere Weise belästigt haben", hieß es damals in einem Unternehmensblog. Außerdem habe man ein zusätzliches Schulungsprogramm eingeführt, das unterstreiche, dass sich alle Mitarbeiter einander mit Respekt behandeln müssen.
Früherer Prozess könnte neu aufgerollt werden
Ein anderer Prozess gegen Tesla kommt immer noch nicht zum Ende: Im Oktober hatte ein Geschworenengericht einem Arbeiter 137 Millionen US-Dollar zugesprochen. Das Urteil galt als eines der höchsten in einem Fall von Diskriminierung, bei dem nur ein einzelner Arbeiter beteiligt war.
Im April hatte dann ein US-Bezirksrichter in San Francisco erklärt, dass zwar Tesla für die beklagte Diskriminierung haftbar, aber die zu zahlende Summe übertrieben sei. Er senkte sie dann auf 15 Millionen US-Dollar. Die Anwälte des Klägers wollten die Entscheidung nicht akzeptieren – und nun könnte der Fall erneut aufgerollt werden.