Tödlicher Raketenangriff auf Krim: Tote und Verletzte am Strand

Improvisierte Gedenkstätte nach dem Angriff auf Sewastopo

Nach dem Angriff auf Sewastopol. Bild: Tass

Moskau: Ukraine setzte US-amerikanische ATACMS ein. Zahlreiche zivile Opfer. War der Angriff gerechtfertigt und was sagen Kiew und Washington?

Bei einem vermutlich von der Ukraine ausgeführten Raketenangriff sind auf der russisch kontrollierten Halbinsel Krim vier Menschen getötet und mindestens 151 verletzt worden. Das teilte der von Moskau eingesetzte Gouverneur der Stadt Sewastopol, Michail Raswoschajew, mit. Unter den Toten seien auch Kinder.

Tödlicher Trümmerregen

Die Opfer seien von herabfallenden Trümmern erschlagen worden, als die Raketen über Sewastopol abgefangen wurden. Viele der Opfer befanden sich am Strand von Utschkujewka nördlich von Sewastopol, als die Raketentrümmer niedergingen.

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Bilder zeigen auch ein brennendes Privathaus in diesem Stadtteil. Alle medizinischen Einrichtungen der Stadt seien mobilisiert worden, um die Verletzten zu versorgen, sagte Raswoschajew.

Russland gibt USA Schuld

Das russische Verteidigungsministerium machte Washington für den Angriff verantwortlich. Es behauptet, die Ukraine habe ballistische Kurzstreckenraketen vom Typ ATACMS aus US-Produktion eingesetzt. Die Raketen seien mit Streumunition bestückt gewesen. Weder diese Darstellung noch die Videos, die im Internet kursieren, lassen sich unabhängig bestätigen.

Von den fünf abgefeuerten Raketen seien vier von der russischen Luftabwehr abgefangen worden, eine fünfte Rakete sei über der Stadt explodiert. Diese sei durch die Abwehrmaßnahmen von ihrer Flugbahn abgekommen.

US-Spezialisten geben auf der Grundlage von Daten der US-Satellitenaufklärung alle Flugaufgaben in die von den USA hergestellten operativ-taktischen ATACMS-Raketen ein.

Deshalb trägt Washington die Hauptverantwortung für den gezielten Raketenangriff auf die friedlichen Bewohner von Sewastopol, indem es diese Waffen an die Ukraine und das Kiewer Regime liefert, von dessen Territorium aus der Angriff erfolgte.

Aus der Erklärung des russischen Verteidigungsministeriums

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Die russischen Behörden leiteten eine Untersuchung des "Terroraktes" ein und behielten sich weitere Reaktionen vor, hieß es aus Moskau. Die USA und die Ukraine äußerten sich bislang nicht zu dem Angriff.

Wohl drei tote Kinder, rund 120 Verletzte

Der Gouverneur von Sewastopol, Michail Raswoshajew, sagte in einem im Fernsehen übertragenen Video, drei Kinder und zwei Erwachsene seien getötet und fast 120 Menschen verletzt worden.

Die Hafenstadt am Schwarzen Meer und der Marinestützpunkt auf der Halbinsel Krim wurden 2014 von Russland annektiert, werden international aber weiterhin als Teil der Ukraine anerkannt.

Video soll Explosionen am Strand zeigen

Sewastopol wird regelmäßig von der Ukraine beschossen, doch der Angriff am Sonntag war einer der bislang blutigsten.

Auf Videos in sozialen Medien, deren Authentizität nicht bestätigt ist, waren Menschen zu sehen, die vom Strand rannten, als die Explosionen begannen, sowie Menschen in Badekleidung, die eine Trage trugen.

Der lokale Nachrichtensender ChP Sewastopol zitierte Zeugen, nach denen eine ältere Frau getötet wurde, als sie im Meer schwamm.

USA hatten Angriffe auf russisches Territorium erlaubt

In einer politischen Kehrtwende hatte die US-Regierung vor rund einem Monat der Ukraine erlaubt, mit von den USA gelieferten Waffen Ziele in Russland anzugreifen, allerdings beschränkt auf die Nähe der Region Charkiw.

Aus US-Regierungskreisen hieß es damals, man habe die militärische Führung angewiesen, dafür zu sorgen, dass die Ukraine die US-Waffen für "Gegenfeuer-Zwecke" nutzen könne. Damit solle auf russische Angriffe oder Angriffsvorbereitungen reagiert werden.

Die russischen Streitkräfte hatten in den Wochen vor der Entscheidung nach einer überraschenden Offensive in der Region Charkiw Geländegewinne erzielt.

War der Angriff gerechtfertigt? Debatte zu erwarten

Über den Angriff auf die Krim ist nun eine hitzige Debatte zu erwarten. Zunächst muss geklärt werden, ob tatsächlich US-Waffen eingesetzt wurden. Das Schweigen aus Washington und Kiew kann dafür als Indiz gewertet werden.

Militärisch und völkerrechtlich wird sich die Debatte um die Frage drehen, ob der Angriff auf die Krim gerechtfertigt war. Militärische Beobachter und politische Kommentatoren, auch in den USA, haben wiederholt darauf hingewiesen, dass die Angriffe auf die Krim keinen unmittelbaren militärischen Nutzen hatten, sondern Russland demoralisieren sollten.

Andererseits befindet sich in Sewastopol das Zentrum der russischen Schwarzmeerflotte. Sollte das Hauptquartier, das in der Vergangenheit bereits mehrfach Ziel ukrainischer Luftangriffe war, ins Visier genommen worden sein, würde dies dem Angriff eine kriegsrechtliche Legitimation verleihen - ungeachtet der dramatischen Folgen.