UN-Rede: Lawrow attackiert Westen als "Imperium der Lügen"
Seite 2: Getreide-Deal: Wie könnte eine Lösung aussehen?
- UN-Rede: Lawrow attackiert Westen als "Imperium der Lügen"
- Getreide-Deal: Wie könnte eine Lösung aussehen?
- Auf einer Seite lesen
Der Westen habe seine Versprechen gegenüber Moskau nicht eingehalten, darunter die Aufhebung der Sanktionen gegen eine russische Bank und ihre Wiederanbindung an das globale Swift-System. Lawrow wies darauf hin, dass nur drei Prozent des Getreides die ärmsten Länder Afrikas erreichten.
Der russische Außenminister forderte im Gegenzug die Europäische Kommission auf, ukrainisches Getreide zu kaufen, das von den EU-Mitgliedstaaten abgelehnt werde. Das könne man dann an afrikanische Länder weiterleiten, die unter Nahrungsmittelknappheit leiden.
"Da die Europäische Kommission zig Milliarden Dollar für die Ukraine aufbringt, könnte sie auch das Getreide, das die Ukraine verkaufen will und die EU-Länder aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit nicht kaufen wollen, erwerben und nach Afrika schicken", sagte Lawrow laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass.
Er fügte hinzu, dass ukrainisches Getreide "im Überfluss an europäische Länder geliefert wird", aber viele von ihnen es nicht kaufen wollen, weil "sie ihre eigenen Landwirte im Blick haben und nicht wollen, dass diese wegen der Konkurrenz pleitegehen."
Darüber war es insbesondere zwischen Polen und der Ukraine zum Streit gekommen, da Warschau wie Ungarn und die Slowakei ein Importstopp von ukrainischem Getreide verhängten. Selenskyj kritisierte die Länder deswegen als Gehilfen Russlands. Daraufhin kündigte Polen an, nicht weiter Waffen an Kiew zu liefern.
Lesen Sie auch:
Das Versagen der mächtigen Staaten beim G20-Gipfel
Lawrow ging in seiner UN-Rede auch auf die Veränderungen im globalen Kräfteverhältnis ein.
In den Reden vieler meiner Vorredner wurde bereits der Gedanke geäußert, dass unser gemeinsamer Planet unumkehrbare Veränderungen durchläuft und eine neue Weltordnung vor unseren Augen entsteht. … Die Konturen der Zukunft entstehen im Kampf zwischen der Mehrheit der Weltbevölkerung, die für eine gerechtere Verteilung des globalen Reichtums und der zivilisatorischen Vielfalt eintritt, und den wenigen, die neokoloniale Methoden der Unterwerfung anwenden, um ihre schwer fassbare Vorherrschaft aufrechtzuerhalten.
Der russische Außenminister betonte zugleich, dass Organisationen wie die Brics (Brasilien, Russische Föderation, Indien, China und Südafrika) und die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit auf dem Vormarsch seien. Die Vereinigten Staaten und das ihnen untergeordnete "westliche Kollektiv" sorgten jedoch weiterhin für Konflikte, die die Menschheit künstlich in feindliche Blöcke aufteilen. Der Westen glaube immer noch, dem Rest der Menschheit überlegen zu sein.
Lawrow verwies in seiner Rede auf eine Reihe von Forderungen. Die Blockade Havannas und die Politik der ökonomischen Strangulierung Venezuelas durch die USA sowie die Sanktionen gegen Syrien müssten beendet werden. Zudem warteten die Palästinenser seit über 70 Jahren auf einen eigenen Staat.
Außerdem sei es notwendig, den Sicherheitsrat zu erweitern. Der russische Außenminister mahnte an, dass die Länder der Weltmehrheit – Asien, Afrika und Lateinamerika – angemessen repräsentiert sein müssten.