USA: Konzerne als Polit-Akteure?
Seite 2: Bud Light im Kulturkampf
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Oftmals ist die Einbildung der US-Bürgerschaft, Firmen hätten tatsächlich eine politische Identität, gruppenspezifischen Marketingkampagnen geschuldet.
Wenn Bud Light, wegen angeblicher Transfreundlichkeit Ziel eines konservativen Boykottes wird, dann ist dies Resultat einer Entscheidung des PR-Departments des Bierherstellers und kein Ergebnis politischer, geschweige denn, moralischer Abwägungen.
Dennoch klingen die Aufschreie konservativer Kulturkämpfer gerade so, als hätte das Bier selbst seine sexuelle oder Geschlechtsidentität geändert. Und als wäre das etwas, dem man sich entgegenstellen müsste.
Die Aufladung von Dingen und Firmen mit Bedeutung, welche über ihre eigentliche soziale oder materielle Funktion hinausgeht, ist eine Form politischer Fetischisierung, die in den USA weitverbreitet scheint.
Denn trotz aller Grabenkämpfe zwischen Demokraten und Republikanern müssten viele in der US-Wählerschaft ahnen, dass ihnen im Grunde nur die Wahl zwischen Vertretern von Wirtschaftsinteressen mit unterschiedlichen ideologischen Anstrich bleibt.
Weisen schon Parteien einen Mangel an tieferen politischen Überzeugungen auf, können auch ganz unpolitische Entitäten wie Biermarken mit der gleichen oberflächlichen politischen Bedeutung aufgeladen werden, mit der sich sowohl Demokraten als auch Republikaner zufriedengeben.
Es geht darum, ein Gefühl demokratischer Teilhabe zu spüren, die in der echten politischen Arena nicht mehr existiert. Die Konservativen möchten ihre Wut an einem für sie erreichbaren Ziel auslassen, einer Biermarke. Der Vorteil: Der politische Aktivismus findet in der ihnen so vertrauten Konsumenten-Rolle statt und gefährdet somit nicht den echten Status quo.
Die Liberalen hingegen hoffen auf Errettung durch die Institutionen des Staates, und lassen jedes Unternehmen zum Helden werden, das sich Trump und seiner Anhängerschaft in den Weg stellt.
Was bleibt ist die Lust an der Empörung über die Gegenseite – im Angesicht eines Mangels an echter politischen Energie oder zumindest den entsprechenden Kanälen, diese produktiv einzusetzen. Denn nachhaltige politische Strategien jenseits der erstarrten Parteipolitik scheinen beide Seiten des politischen Spektrums nicht zu verfolgen.