USA kurz davor, eine weitere rote Linie in Ukraine zu überschreiten: ATACMS-Raketen
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Langstreckenwaffen sollen wohl an Selenskyj geliefert werden. Mit ihnen kann die Krim erreicht werden. Das gefährliche Spiel des Westens mit dem Feuer.
Einem Bericht von ABC News vom Wochenende zufolge sind die USA bereit, die Ukraine mit ATACMS-Raketen zu beliefern.
"Sie werden kommen", sagte ein Regierungsvertreter, um hinzuzufügen, dass alle Pläne bezüglich Sicherheitshilfen für die Ukraine noch geändert werden könnten. Die taktischen Raketensysteme der US-Armee (ATACMS) seien für ein künftiges Hilfspaket "im Gespräch", sagte ein zweiter Beamter gegenüber ABC.
ATACMS-Raketen – mit einer Reichweite von 190 Meilen (ca. 306 km) bzw. 300 Kilometern – könnten den ukrainischen Streitkräften helfen, Ziele auf der Krim anzugreifen, die von hochrangigen ukrainischen Beamten und vielen westlichen Beobachtern als entscheidendes Terrain im Ukraine-Krieg angesehen wird.
Die geplante ATACMS-Verlegung wurde von keinem Offiziellen bestätigt, der bereit war, sich dazu zu äußern. "Es gibt gegenwärtig keine Entscheidung über ATACMS", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, John Kirby, laut ABC News. "Wie der Präsident gesagt hat, sind sie nicht vom Tisch ... wir diskutieren weiterhin die Durchführbarkeit von ATACMS", fügte er hinzu.
Die von ABC mitgeteilte Entscheidung, ATACMS-Raketen an die Ukraine zu schicken, würde, falls sie bestätigt wird, dem üblichen Muster des Westens folgen, bei dem man sich zunächst weigert, Kiew mit bestimmten schwereren Waffen zu beliefern, um dann im Zuge des Krieges den Kurs zu ändern.
So erklärten leitende US-Beamte in den ersten Wochen nach der russischen Invasion im Februar 2022, dass es keine Pläne gebe, Patriot-Raketenbatterien in die Ukraine zu schicken. Sie wiesen darauf hin, dass diese Systeme auf ukrainischem Territorium von US-amerikanischen Truppen betrieben werden müssten, was die Vereinigten Staaten zu einem aktiven Teilnehmer an dem Konflikt machen würden.
Noch im Januar 2023 sprachen sich US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und der Vorsitzende der Generalstabschefs, General Mark Milley, Berichten zufolge gegen die Entsendung von M1-Abrams-Panzern in die Ukraine aus, da sie den Bedürfnissen des ukrainischen Militärs nicht gerecht würden und zu kompliziert in Betrieb, Wartung und Reparatur seien.
Inzwischen hat das Weiße Haus seine Haltung in beiden Fragen revidiert und Kiew ein Patriot-System geliefert sowie die Lieferung von 31 M1A2 Abrams-Panzern genehmigt.
Die laufende Debatte über die Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen spielt sich auf ähnliche Weise ab. Präsident Biden und hochrangige Regierungsbeamte haben in den letzten 18 Monaten wiederholt die Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen an die Ukraine ausgeschlossen, da sie eine Eskalation befürchteten, falls die Jets für Angriffe auf Ziele in Russland eingesetzt würden.
Im August kündigte das Weiße Haus an, noch in diesem Jahr mit der Ausbildung ukrainischer Piloten auf F-16-Kampfjets zu beginnen – eine dramatische Kehrtwende, mit der die Voraussetzungen dafür geschaffen werden sollen, dass die Ukraine F-16-Kampfjets von den US-Verbündeten Dänemark und den Niederlanden erhalten und einsetzen kann.
Der Medienbericht vom Samstag ist der bisher deutlichste Hinweis darauf, dass die Bereitstellung von ATACMS nach dem bewährten Muster ablaufen könnte: monatelanges Zögern oder sogar völlige Ablehnung, gefolgt von einer drastischen, plötzlichen Kehrtwende. Nicht jeder hält es für eine gute Idee.