Ukraine-Angriff auf Russland: Jetzt droht Dmitri Medwedew mit Vergeltung
Vorstoß ruft in Moskau heftige Reaktionen hervor. Medwedew fordert Ausweitung der "Militäroperation". Warum eine Zuspitzung wahrscheinlich ist.
Nach dem Vorstoß ukrainischer Truppen im russischen Oblast Kursk hat der stellvertretende Vorsitzende des Russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, mit Vergeltung gedroht. Über den Nachrichtendienst Telegram sprach er sich für eine Ausweitung der "militärischen Spezialoperation" aus – so wird der Krieg gegen die Ukraine in Russland genannt. Medwedew schrieb in dem für ihn üblichen aggressiven Ton:
Fortan sollte die militärische Spezialoperation einen offen exterritorialen Charakter annehmen. (…) Es ist möglich und notwendig, in die Gebiete der noch existierenden Ukraine zu gehen. Nach Odessa, nach Charkow, nach Dnjepropetrowsk, nach Nikolajew. Nach Kiew und darüber hinaus. Es sollte keine Einschränkungen im Sinne einiger anerkannter Grenzen des ukrainischen Reiches geben. Und jetzt ist es möglich und notwendig, offen darüber zu sprechen, ohne Scheu und ohne diplomatische Vorbehalte.
Die terroristische Aktion der Banderisten sollte dieses Thema von jeglichen Tabus befreien. Alle, auch die englischen Mistkerle, sollten sich darüber im Klaren sein: Wir werden erst aufhören, wenn wir es für akzeptabel und vorteilhaft halten.
Dmitri Medwedew
Ukrainischer Vorstoß und russische Reaktion
Laut Alexei Smirnow, dem kommissarischen Gouverneur des Oblast Kursk, haben ukrainische Einheiten versucht, in die Bezirke Sudscha und Korenewo vorzustoßen. Russische Militärblogger behaupten, dass die ukrainischen Truppen einen Brückenkopf im Grenzgebiet etabliert hätten.
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Russlands Präsident Wladimir Putin bezeichnete die Situation als "Provokation". Regierung und Armee der Ukraine haben sich zu den Ereignissen in der Region Kursk bisher nicht offiziell und direkt geäußert. In Reaktion auf die Durchbrüche an der Grenze wurde am zweiten Tag beiderseits der Grenze der Notstand ausgerufen, Zivilisten wurden evakuiert.
USA sehen kein Problem
Das Institut für Kriegsstudien hat die vorliegenden Daten analysiert und bestätigt, dass ukrainische Truppen bis zu zehn Kilometer tief in das russische Gebiet Kursk vorgedrungen sind. Matthew Miller, Sprecher des US-Außenministeriums, erklärte, dass die USA keine Mitteilung von der Ukraine über eine Operation in der Region Kursk erhalten hätten.
Er merkte an, dass es nicht ungewöhnlich sei, dass die Ukraine ihre genauen Taktiken vor ihrer Ausführung nicht mitteile. Die ukrainischen Aktionen würden von Washington aber nicht als Verstoß gegen geltende Vereinbarungen mit Kiew gewertet.
Ukraine-Oberbefehlshaber offenbar vor Ort
Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Oleksandr Syrskyi, postete indes ein Foto auf Telegram, das ihn an dem Grenzpunkt zeigen soll, an dem die ukrainischen Einheiten Dienstagfrüh angeblich ihre Offensive begonnen haben. Er gab an, dort "tätig" zu sein, machte jedoch keine weiteren Angaben zu den Vorgängen.
Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Montag bestätigt, dass Syrskyi sich seit einigen Tagen in der Kampfzone aufhalte.