Ukraine-Front: Strategisch wichtige Kämpfe im Süden

Cherson (hier der historische "Kulturpalast der Ölarbeiter" nach einer russischen Drohnenattacke im Juli) wurde am Sonntag erneut beschossen. Foto: State Emergency Service of Ukraine / CC-BY-4.0

Westliche Quellen behaupten Fortschritte bei der ukrainischen Offensive - belegt sind viele Angriffe im Hinterland beider Seiten, auch auf die russische Krim-Brücke.

Mit drei ukrainischen Raketen wurde am Samstag die russische Krim-Brücke angegriffen, die die Halbinsel mit dem russischen Mutterland verbindet. Nach russischen Angaben wurden alle drei Flugkörper, es soll sich um umgebaute Flugabwehrraketen gehandelt haben, abgeschossen. Zudem sollen nach russischen Angaben noch 20 Drohnen auf das Bauwerk abgefeuert worden sei. Augenzeugen berichten von einer Vernebelung der Brücke, zeitweise war sie für den Verkehr gesperrt. Inzwischen läuft er wieder, wie die örtliche Presse bestätigt, unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen.

Drohnen- und Raketenangriffe in Serie

Es war nur der prominenteste Angriff einer ganzen Reihe von Drohnen- und Raketenschlägen, die sich in den letzten Tagen im Hinterland des Kriegsgebietes beider Seiten ereignete. Am Sonntagmorgen beschoss die russische Seite die ukrainische Region Cherson, wobei nach Angaben der exilrussischen Zeitung The Insider sieben Menschen starben, darunter zwei Kinder.

Drei ukrainische Drohnen wurden fast zeitgleich in der russischen Grenzregion Belgorod abgeschossen, eine in der Nachbarregion Kursk. Aus dem russisch besetzten Hinterland bei der Stadt Mariupol gibt es unbestätigte Meldungen über eine Schießerei zwischen Tschetschenische Truppen und anderen russischen Militärangehörigen, sowie einen angeblichen Anschlag ukrainischer Partisanen auf eine Kaserne.

Ukrainer wollen erste russische Linie durchbrechen

Viele Schlagzeilen machten westliche Berichte, wonach im Süden der Front die ukrainischen Truppen bei ihrer seit Juni anhaltenden Offensive Fortschritte erzielen würden. Die New York Times schrieb am Sonntag über einen Vorstoß der Ukrainer von 16 bis 20 Kilometern auf den wichtigen Verkehrsknotenpunkt Berdjansk im Grenzgebiet der Regionen Saporoschje und Donezk.

Würde der Vorstoß zu einem Durchbruch beim Ort Uroschajne führen führen, wären die Angriffsspitzen laut der Times nur noch 80 Kilometer von ihrem Ziel, einem Abschneiden der Landverbindung zwischen der Krim und dem russischen Mutterland am Schwarzen Meer entfernt. Auch die prorussische Verwaltung bestätigte Kämpfe in diesem Ort, stellt die örtliche Lage aber natürlich für die russischen Truppen positiver dar.

Das Institute for the Study of War spricht in diesem Gebiet von "geringfügigen Fortschritten" der Ukrainer. Die russischen Truppen hätten dort Kommunikationsprobleme durch eine erfolgreiche ukrainische Kriegführung, was von russischen Militärquellen bestätigt werde, während die Ukrainer mit Hilfe westlicher HIMARS-Raketen nach Zielidentifizierungen schnell zuschlagen könnten.

Sicher ist, dass die Kämpfe um Uroschajne andauern und eine große strategische Bedeutung besitzen. Es wäre ein Durchbruch der ersten russischen Verteidigungslinie, die Truppen müssten sich in diesem Bereich auf eine bereit stehende rückwärtige zweite Stellung zurückziehen.

Voreilige Erfolgsmeldungen sind noch kein Erfolg

Ob den Ukrainern auch dort ein Durchbruch gelingt, ist noch ungewiss, so wie aktuell weder von einem sicheren Scheitern der ukrainischen Offensive noch von einem großen Durchbruch gesprochen werden kann, obwohl das Journalisten beider Seiten je nach eigener Einschätzung tun, sei es in Russland oder in großen deutschen Medien.

Wie auch immer das Ringen um die aktuell stark umkämpften Frontabschnitte im Süden des Kampfgebietes ausgeht, so stehen den gebeutelten Einheimischen vor Ort als Folge davor mit der größten Wahrscheinlichkeit nur weitere schwere Kämpfe bevor, nur um einige Kilometer verschoben. Ein schnelles Ende des zählen Stellungskriegs in den nächsten Wochen wäre eine Überraschung.