Ukraine-Krieg: Die ukrainische Verteidigung unter Druck

Seite 3: Ausblick: Waffenlieferungen und Rüstungsindustrie

Russland greift zurzeit an mehreren Stellen der östlichen Front an, mit einem deutlichen Schwerpunkt auf Awdijiwka.

Es zeigt sich deutlich eine personelle Überlastung der ukrainischen Streitkräfte. Da etwa die 47. Selbstständige mechanisierte Brigade aus dem Raum Robotyne nach Awdijiwka verlegt wurde, obwohl dort weiterhin versucht wird, die erste russische Verteidigungslinie zu durchbrechen.

Soldaten der 47. Selbstständigen mechanisierten Brigade hissten noch im August die ukrainische Flagge in Robotyne, nachdem das Dorf eingenommen wurde.

Brutaler Stresstest

Strategische Reserven hat die Ukraine nicht mehr zur Verfügung. Dagegen hat Russland weiterhin Reserven, mit denen es an anderen Abschnitten ebenfalls in die Offensive gehen kann. Insofern ist der entschlossene und unter Inkaufnahme hoher Verluste geführte Stoß auf die Festung Awdijiwka ein brutaler Stresstest der ukrainischen Gesamtverteidigung.

Awdijiwka gilt als die stärkste Festung der ukrainischen Abwehr-Front, die kontinuierlich seit 2014 ausgebaut wurde. Der Zeitpunkt mit dem Einsetzen der Schlammperiode ist günstig für die Angreifer, da es nur eine befestigte Straße in die Stadt gibt und somit der Nachschub leicht abgewürgt werden kann.

Sollte es den russischen Steinkräften tatsächlich gelingen, Awdijiwka unter ihre Kontrolle zu bringen, wäre das ein empfindlicher Rückschlag für die ukrainische Armee und würde sich vermutlich demoralisierend auf die Kampfkraft auswirken. Die erfolglose Frühlingsoffensive hat diese entscheidend geschwächt.

Russland braucht obendrein einen Erfolg, den man dem heimischen Publikum präsentieren kann, um der Öffentlichkeit eine siegreiche, russische Armee vorzeigen zu können – auch wenn ein möglicher Sieg teuer erkauft sein wird.

Russland könnte, ähnlich wie nach der Einnahme von Bachmut, sich gleichsam wieder zurücklehnen und in den schonenden Verteidigungsmodus zurückfallen, nachdem ein kostspieliger Sieg über die Festung Awdikiwka erreicht wurde. Denn die Verteidigung gegen die ukrainische Frühlingsoffensive verlief überaus erfolgreich für Russland, mit vermutlich minimalen, eigenen Verlusten.

Westliche Waffenlieferungen und Rüstungsfabriken in der Ukraine

Sendet der Westen dagegen kein neues Kriegs-Material in großen Mengen nach, wird die Ukraine über kurz oder lang nicht mehr in der Lage sein, die Verteidigung aufrechtzuerhalten. Eine eigene Rüstungsindustrie ist nicht mehr vorhanden.

Aufgrund der Luftüberlegenheit des russischen Militärs ist die Wahrscheinlichkeit auch nicht sehr groß, dass es mit westlicher Hilfe gelingen kann, eine eigene, nationale Rüstungsindustrie aufzubauen – jedes verlorene Panzerfahrzeug, jede zerstörte Haubitze, jedes explodierte Munitionsdepot ist so für die Ukraine ungleich schwerer zu ersetzen.

Zudem konkurriert die Ukraine jetzt um Waffenhilfe und Aufmerksamkeit mit Israel. Bedeutende Waffenlieferungen sollen schon in den Nahen Osten umgeleitet worden sein, wie zum Beispiel dringend benötigte Luftverteidigungs-Systeme.

Die hier zusammengestellten Informationen speisen sich aus folgenden OSINT-Quellen: Weeb Union, Military Summary Channel, Suriyakmap, Deepstatemap, Remilind23, HistoryLegends, simplicius76, Militaryland, Red Fish Bubble 2.1 (geschlossene Gruppe)