Ukraine-Krieg: Durchbrüche ohne Durchbruch

Ukrainische Luftabwehr in der Nähe von Bachmut (Archivbild). Foto: 30th Prince Konstanty Ostrogski Mechanized Brigade / CC-BY-4.0

Kiewer Truppen rücken bei Bachmut vor. Sie festigen ihre Position an der Südfront. Warum von einem baldigen Sieg dennoch kaum gesprochen werden kann.

Nicht jeder taktisch erfolgreiche Vorstoß durch eine Befestigungslinie ist gleichzeitig ein Durchbruch von strategischer Bedeutung. So können sich die Ukrainer in der Frontregion Saporischschja hinter der ersten russischen Stellung bis heute festsetzen und ihren Vorstoß auch einmal etwa verbreitern.

Dem eigentlich Ziel, einem Vorstoß in das russische besetzte Hinterland ist die Offensive an dieser Stelle jedoch bisher nicht näher gekommen. Und das, obwohl dieser Punkt der Front nach Meinung vieler Beobachter aufgrund der zusammengezogenen Truppen den Hauptschlag gegen die russischen Linien darstellt.

Angriff in Hauptrichtung wird zur Materialschlacht

Die exilrussische Online-Zeitung Meduza glaubt, dass neue Angriffe in diesem Gebiet von Kiew aktuell vorbereitet werden. Selbst das erste Etappenziel, der Verkehrsknotenpunkt Tokmak, liegt von der aktuellen Frontlinie noch zwei weitere russische Verteidigungslinie entfernt.

Das werde den Einsatz noch weiterer ukrainischer Reserven erfordern, da die Russen, von ukrainischen Militärs bestätigt, ebenfalls immer wieder neue Truppen in diese Region verlagert. Meduza glaubt angesichts der massiven Truppenkonzentration auf beiden Seiten, dass es ebenso gut möglich ist, dass die Russen versuchen, den Keil in der eigenen Verteidigung von den Flanken einzudrücken. Geolokalisierte Videos bestätigen, dass sich in der Region die Kiewer Angriffsspitzen weiter westlich des Ortes Werbowe befinden.

Zwei Dörfer als ukrainischer Mini-Erfolg

Während an dieser zentralen Stelle aktuell also nichts vorwärtsgeht, überbrücken die stets überschwänglichen großen deutschen Zeitungen die Stille mit ukrainischen Erfolgsmeldungen von einem anderen, aber sehr bekannten Frontabschnitt: Bachmut. Dort eroberten die Ukrainer zwei Dörfer unter heftiger russischer Gegenwehr.

Anders als mehrere deutsche Medien spricht Meduza jedoch im Gegenteil davon, dass es "keinen Durchbruch in der russischen Verteidigung" gab, nur einen taktischen Rückzug der Russen. "Die Befreiung zweier Dörfer ist eine notwendige, aber bei Weitem nicht ausreichende Bedingung für den Erfolg der ukrainischen Streitkräfte bei Bachmut".

Auch ein direkter Angriff auf die benachbarte Stadt sei bisher nicht möglich. Bachmut ist zwar durch langwierige Kämpfe sehr symbolträchtig, besitzt jedoch strategisch eine wesentlich geringere Bedeutung als die Vorgänge weiter im Süden, wo die Ukrainer ja langfristig zum Meer vorrücken und das russisch besetzte Gebiet in zwei Teile schneiden wollen.

Russische Offensivbemühung ebenfalls in der Krise

Auch die einzige russische Offensivbemühung im Norden der Front bei Kupjansk kommt nicht voran, fordert aber zahlreiche Opfer. Aufnahmen von dort zeigen zehn neu zerstörte russische Panzer und die Leichen russischer Soldaten. Berichtet und dokumentiert werden abgeschossene russische Kampfpanzer der Typen T-90 und T-72BR sowie Schützenpanzer BMP-3.

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