Ukraine-Krieg: Sind die F-16 zu spät gekommen?

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Russische Luftwaffe intensiviert Angriffe. Ukraine hofft indes auf die Stationierung der F-16. Wird der Einsatz der Jets zum Wendepunkt im Konflikt?

Die Ukraine will noch in diesem Sommer die ersten F-16-Kampfflugzeuge stationieren, um der russischen Luftherrschaft etwas entgegenzusetzen. Doch die verstärkten russischen Bombenangriffe auf ukrainische Luftwaffenstützpunkte erschweren dieses Vorhaben erheblich, berichtete kürzlich die US-amerikanische Tageszeitung New York Times.

Nach Einschätzung der Journalisten Marc Santora und Eric Schmitt hat Russland seine Luftangriffe auf die Ukraine in den vergangenen Monaten intensiviert. Diese Luftangriffe würden immer raffinierter durchgeführt und seien nur schwer abzuwehren.

Russland setzt Überwachungsdrohnen ein, um Lücken im ukrainischen Luftabwehrsystem auszunutzen und präzise Angriffe auf ukrainische Stellungen zu fliegen. Die russische Dominanz in der Luft ermöglicht es, täglich Hunderte von präzisionsgelenkten Bomben auf ukrainische Stellungen abzuwerfen.

Die ukrainische Luftwaffe hofft, die russischen Piloten mit den F-16-Kampfflugzeugen, die mit leistungsfähigen Systemen zur elektronischen Kampfführung und einem Arsenal weiterer Waffen ausgestattet sind, in größere Bedrängnis zu bringen.

Die Jets sollen in Koordination mit anderen westlichen Waffensystemen wie den Patriot-Luftverteidigungssystemen eingesetzt werden, um die Luftverteidigung der Ukraine zu stärken und kritische Infrastruktur besser vor anhaltenden Raketen- und Drohnenangriffen zu schützen.

Krieg in Kritischer Phase für Kiew

Die F-16-Kampfflugzeuge, deren genaue Anzahl nicht öffentlich bekannt gegeben wurde, kommen zu einem Zeitpunkt, an dem der Krieg für die Ukraine eine kritische Phase erreicht hat.

Die russische Luftwaffe fliegt heftige Angriffe entlang rund 1.000 Kilometer langen Front, das ukrainische Energieversorgungsnetz ist nach Jahren unerbittlichen Beschusses geschwächt, und die Präsidentschaftswahlen in den USA könnten die künftige militärische Unterstützung beeinflussen.

Darüber hinaus wird die Effektivität der F-16 durch den Mangel an ausgebildeten Piloten und die begrenzte Anzahl der Flugzeuge eingeschränkt. Nach Angaben ukrainischer und amerikanischer Militärs sollen in diesem Jahr rund 20 Piloten aus verschiedenen Ausbildungsprogrammen in den USA, den Niederlanden und Dänemark einsatzbereit sein. Damit könnte die Ukraine maximal etwa zehn F-16 für Kampfeinsätze nutzen.

Ein weiterer wichtiger limitierender Faktor ist die Anzahl des ausgebildeten Wartungs- und Unterstützungspersonals am Boden, das benötigt wird, um die F-16 flugfähig zu halten. General Charles Q. Brown Jr., Vorsitzender der Joint Chiefs of Staff der U.S. Air Force und langjähriger F-16-Pilot, betonte im vergangenen Monat die Bedeutung der Wartung für die Einsatzfähigkeit der Flugzeuge.

General Sergii Golubtsov, Chef der Luftwaffe der ukrainischen Luftstreitkräfte, erklärte, die Ukraine gebe sich keinen Illusionen hin und sei sich bewusst, dass die F-16 kein Allheilmittel" seien. Die Einführung der Kampfflugzeuge werde in drei Phasen erfolgen – "kriechen, laufen, rennen" – und Zeit in Anspruch nehmen.

Bevor die F-16 zum Einsatz kommen, muss sichergestellt sein, dass sie geschützt werden können. Die Angriffe auf Luftwaffenstützpunkte haben zugenommen, und es wird erwartet, dass nicht alle versprochenen F-16 in der Ukraine stationiert werden, um sie vor Angriffen zu schützen. Einige Flugzeuge werden auf sicheren Luftwaffenstützpunkten außerhalb der Ukraine als Reserve eingelagert – ein völker- und kriegsrechtlich heikles Vorgehen.

Denn Russlands Präsident Wladimir Putin warnte bereits, dass die Stationierung ukrainischer Militärflugzeuge im Ausland eine ernsthafte Gefahr darstelle, dass die Nato weiter in den Konflikt hineingezogen werde.

Die Strategie der Biden-Administration in den USA, die Ukraine aufzurüsten, wurde teilweise durch die Sorge vor einer möglichen Eskalation mit Moskau eingeschränkt. Dies führte lange Zeit dazu, dass Verbündete die Lieferung von F-16 ablehnten. Lt. Gen. David A. Deptula, Dekan des Mitchell Institute for Aerospace Studies in Washington, kritisierte diese Verzögerung und merkte an, dass sie Russland Zeit gegeben habe, seine Verteidigung zu verstärken. Dies führe nun zu größeren Folgeproblemen.

Ukrainische und US-amerikanische Beamte arbeiten derzeit daran, die Details für die Ankunft der Flugzeuge, ihre Ausrüstung mit Luft-Luft- und Luft-Boden-Munition sowie den effizientesten und effektivsten Einsatz der ersten Flugzeuge zu koordinieren.

Sollte es der Ukraine gelingen, die russischen Flugzeuge weiter von der Front zurückzudrängen, könnte dies laut General Golubtsov als Wendepunkt betrachtet werden - wenn nicht als Überlegenheit, dann zumindest als Chancengleichheit im Luftraum.