Ukraine-Krieg: Wie eng wird es für Russland?
Selenskyj fordert Ausschluss Russlands aus UN-Sicherheitsrat. China willkeine größeren Drohnen mehr an Russland liefern. Wie letzteres wirkt.
Zur 78. UNO-Vollversammlung in New York erschien am Montag der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit seiner Ehefrau – beide im Military-Look – nicht zuletzt, um "den USA im Namen der Ukraine für ihre Hilfe in unserem Kampf für Unabhängigkeit und Freiheit" zu danken, wie er vorab auf X, ehemals Twitter, schrieb.
Doch dabei blieb es nicht: Vor seiner Rede forderte Selenskyj in New York den Ausschluss Russlands aus dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Es gebe bei der Völkergemeinschaft "immer noch - es ist schade, aber trotzdem - einen Platz für russische Terroristen", sagte er laut Nachrichtenagentur AP im Vorfeld der Generalversammlung.
China schränkt Drohnen-Nachschub ein
Unterdessen verweigert China neuerdings die Direktlieferung von größeren Drohnen und Komponenten wie Wärmebildkameras nach Russland. Der Drohnenkrieg spielt aktuell eine erhebliche Rolle im Rahmen der russischen Invasion der Ukraine.
Beide Seiten setzen Drohnen gegen sonst nur sehr schwer und für die eigene Luftwaffe riskant erreichbare Ziele ein. Drohne sind bei ihrer Vernichtung kein so entscheidender Verlust wie ein Kampfflugzeug, sie lassen sich schneller in großen Stückzahlen herstellen. Aber auch der Verbrauch ist groß: Vielfach werden Kamikaze-Drohnen für die nur einmalige Verwendung eingesetzt.
Strategisch sehr wichtig sind deshalb alle Meldungen, die den Nachschub an Drohnen betreffen. Wie die der russischen Zeitung Kommersant am Montag, die ein gewaltiges Medienecho hervorrief. China hat Exportbeschränkungen für den Bau von Drohnen an Russland eingeführt. Den russischen Herstellern fehlen deshalb Komponenten, etwa Wärmebildkameras.
Grauimporte über Drittstaaten verteuern das Angebot
Russische Hersteller hoffen nun, neue Lizenzen für diese Lieferungen zu erhalten. Doch genau dafür ist der Nachweis erforderlich, dass die Drohnen nicht militärisch eingesetzt werden und genau solche Einsätze sind häufig.
Der einzige andere Ausweg sind Grauimporte über Drittstaaten, die jedoch die Lieferung verzögern und erheblich verteuern. Denn die Händler im Drittstaat verdienen am Umweg natürlich mit, wie die Erfahrung mit anderen, in Russland sanktionierten Waren etwa aus dem Westen zeigt. Auch sind viele Staaten wegen der Gefahr von Sekundärsanktionen hier sehr zurückhaltend, Russland zu helfen.
CNN berichtet unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise, dass China bis zum Frühjahr 2023 Drohnen und entsprechende Komponenten im Wert von mindestens zwölf Millionen US-Dollar an Russland geliefert hat. Die Zeitschrift Politico schreibt sogar von Drohnen im Wert von 100 Millionen US-Dollar.
Die Auswirkungen werden wegen der Lagerbestände russischer Hersteller, die Komponenten aus China verbauen, erst zeitversetzt eintreten. Es wird aber nach Einschätzung von Kommersant über kurz oder lang auf jeden Fall zu einer Verteuerung und Verknappung von Drohnen für Russland kommen. Hiervon betroffen wären auch die russische Landwirtschaft und die Landschaftsvermessung.
Kein Export großer Drohnen, die Lasten tragen können
Generell verboten sei aus China seit Monatsbeginn der Export für große Drohnen von vier Kilogramm oder mehr, die auch schwere Lasten tragen können. Hintergrund ist natürlich, dass sich gerade solchen Drohnen auch militärisch nutzen lassen, etwas zum Tragen von Sprengstoff ins feindliche Hinterland.
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Die Zeitung sieht bei diesem Lieferstopp jedoch auch Entwicklungsmöglichkeiten für russische Drohnenhersteller. Weiterhin rechnet Kommersant damit, dass Grauimporte von Einzelteilen ihren Weg finden werden. Hier wird Russland alle Hebel in Bewegung setzen, denn bis zu 90 Prozent der Komponenten von in Russland gebauten Drohnen stammen aus China.
Illegale Direktimporte aus China wird es jedoch vor einem Ende der Blockade kaum geben. Verstoßen chinesische Firmen direkt gegen die Regeln, droht den Betreibern bei Vorsatz sogar Haft. Von den Umgehungsmöglichkeiten wissen die chinesischen Hersteller.
Ihnen gehe es aber nicht darum, den Nachschub an Drohnen für Russland real abzuschneiden, sondern "den Anschein von Kontrollen zu erwecken" stellt der US-Außenhandelsspezialist Eric Woods gegenüber der exilrussischen Zeitung The Insider fest.
Ihr Ziel sei dabei die Verhinderung von Handelsbeschränkungen der USA. Die Zeitung glaubt auch, dass die chinesische Wirtschaft keine direkte Beteiligung am Ukraine-Krieg wünsche und die Märkte der Krieg führenden Staaten für sie keine zentrale Bedeutung besäßen.