Ukraine-Krieg als Geschäft: USA streben Energiekorridor durchs Schwarze Meer an

Ölplattform vor Baku, Aserbaidschan. Von dort sollen Öl und Gas u.a. durch Pipelines im Schwarzen Meer nach Europa fließen. Bild: Eugene Kaspersky / CC BY-NC-SA 2.0 Deed

Abkopplung von Russland ist das primäre Ziel. USA wollen Gas und Öl von Zentralasien direkt nach Europa bringen. Was steckt dahinter? Gastbeitrag.

US-Vertreter betrachten den Krieg in der Ukraine als eine Möglichkeit, geopolitische Ziele im Schwarzen Meer zu erreichen, einer energiereichen Region, die Russland, Osteuropa und den Nahen Osten miteinander verbindet.

Bei zwei kürzlich stattgefundenen Anhörungen im US-Senat stellten Beamte des Außenministeriums den Krieg als Weg dar, die Energie-Geopolitik im Schwarzen Meer zu verändern. Solange die Ukrainer weiterkämpfen, so sagten sie, bestehe die Möglichkeit, das Schwarze Meer in einen neuen Markt für die Europäische Union zu verwandeln. Die Beamten stellten sich einen neuen Energiekorridor vor, der Europa mit Öl und Erdgas aus Zentralasien versorgt.

"Die Vereinigten Staaten haben die geostrategische Bedeutung der Schwarzmeerregion seit Langem erkannt", erklärte James O'Brien vom US-Außenministerium in einer schriftlichen Erklärung an den Senat.

Das Schwarze Meer grenzt nicht nur an drei Nato-Staaten und mehrere Nato-Partner, sondern ist auch ein wichtiger Korridor für den Warenverkehr – einschließlich ukrainischen Getreides und anderer Produkte, die für die Weltmärkte bestimmt sind – und beherbergt bedeutende noch nicht erschlossene Energieressourcen.

Schwächung Russlands

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 haben Beamte in Washington den Krieg als eine Gelegenheit gesehen, Russland zu schwächen. Während sie militärische und wirtschaftliche Unterstützung für die Verteidigung der Ukraine mobilisiert haben, arbeiteten sie darauf hin, für Russlands Militär und Wirtschaft erhebliche Kosten zu erzeugen.

Während die von den USA unterstützten ukrainischen Streitkräfte den russischen Streitkräften große Verluste zufügten, bemühten sich die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten, Russland wirtschaftlich zu isolieren und seine Einnahmen aus dem Verkauf von Erdöl und Erdgas zu begrenzen.

Bisher haben die Vereinigten Staaten die Ukraine mit 43,9 Milliarden Dollar militärisch unterstützt, und eine von den USA angeführte Koalition aus rund 50 Nationen hat weitere 33 Milliarden Dollar an militärischer Unterstützung zugesagt.

Die Unterstützung der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten hat sich als entscheidend für den Widerstand der Ukraine gegen Russland erwiesen, der "ohne den unglaublichen Mut des ukrainischen Volkes und der ukrainischen Kämpfer nicht möglich ist", wie US-Außenminister Antony Blinken im vergangenen Jahr einräumte.

Aber was wir ihnen zur Verfügung stellen konnten – die Vereinigten Staaten, Deutschland und viele andere Partner und Verbündete – macht den Unterschied aus.

Zwar haben US-Offizielle offen über ihre Absichten gesprochen, die Ukraine zur Schwächung Russlands zu nutzen, doch waren sie vorsichtig mit der Behauptung, sie würden knallharte geopolitische Berechnungen anstellen. Bezeichnenderweise haben die US-Vertreter die ukrainische Position, dass es in diesem Krieg um den Widerstand gegen die militärische Besatzung Russlands geht, vorangestellt, vor allem angesichts der Tatsache, dass so viele Ukrainer in diesem Krieg gefallen sind.

"Wir haben eine Koalition von mehr als 50 Ländern zusammengebracht, um der Ukraine bei der Verteidigung zu helfen, und das ist von entscheidender Bedeutung", sagte US-Präsident Joe Biden im September bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

Als O'Brien am 25. Oktober vor dem Senatsausschuss sprach, erläuterte er die Ziele der Vereinigten Staaten noch deutlicher. Er stellte den Krieg nicht nur als ein "sehr gutes Geschäft" für die Vereinigten Staaten dar und verwies auf die Tatsache, dass "die Ukrainer den größten Teil der Kosten tragen", da sie fast alle Kämpfe führen, sondern er beschrieb ihn auch als eine Chance für die Vereinigten Staaten, wichtige geopolitische Ziele zu erreichen, die er als "unglaublich spannend" bezeichnete.

Ein wichtiges Ziel, so O'Brien, sei die Stärkung der Nato-Präsenz im Schwarzen Meer. Angesichts der Tatsache, dass die Nato durch ihre Mitgliedstaaten und Partnerländer im Schwarzen Meer präsent sei, gäbe es die Möglichkeit, den Krieg zu nutzen, um die militärische Präsenz der Nato auf dem Land, im Luftraum und in den Gewässern der Region zu erhöhen.

Was die beteiligten Waffen angeht, so sagte er: "Das wird etwas sein, womit sich die Nato beschäftigen wird."