Ukraine meldet schwerste Luftangriffe seit Kriegsbeginn – und Polen ein Flugobjekt

Der Generalstaatsanwalt der Ukraine, Andrij Kostin, gab nach den Luftangriffen die vorläufige Zahl der Opfer bekannt. Archivbild: President of Ukraine Official Website / CC-BY-4.0

Kurz nach Zerstörung des russischen Kriegsschiffs Nowotscherkassk: Ukrainische Städte hart getroffen. Mindestens 18 Tote – und ein Zwischenfall im Nachbarland.

Wenige Tage nach der Zerstörung des russischen Kriegsschiffs Nowotscherkassk im Hafen von Sewastopol auf der Krim durch ukrainische Lenkraketen sind die schwersten Luftangriffe auf die Ukraine seit Beginn der russischen Invasion gemeldet worden.

In mehreren Städten seien insgesamt mindestens 18 Menschen getötet und mehr als 130 verletzt worden, teilte der ukrainische Generalstaatsanwalt Andrij Kostin mit. Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj sprach von 122 Raketen und Marschflugkörpern sowie 36 Drohnen, die das russische Militär abgefeuert habe.

Rund 70 Prozent davon habe die ukrainische Flugabwehr zerstören können. Der Angriff erfolgte demnach in mehreren Wellen aus verschiedenen Richtungen. Dabei seien auch strategische Bomber eingesetzt worden, hieß es.

Wohl auch iranische "Shahed"-Drohnen im Einsatz

Luftwaffensprecher Juri Ihnat sagte vor Fernsehkameras, Russland habe neben Drohnen iranischer Bauart vom Typ "Shahed" auch Marschflugkörper sowie Hyperschall- und ballistische Raketen eingesetzt. Landesweit war Luftalarm ausgelöst worden.

Aus den Städten Charkiw und Lwiw wurden in der Nacht zum Freitag Explosionen gemeldet. Berichte über Einschläge kamen im Lauf des Tages unter anderem aus der Hauptstadt Kiew, aber auch aus Lwiw im Westen, Dnipro und Charkiw im Osten sowie weiter südlich aus Saporischschja und der Schwarzmeer-Hafenstadt Odessa.

In Dnipro war laut einem Bericht der taz eine Rakete in der Nähe einer Entbindungsklinik explodiert, die Patientinnen hätten jedoch rechtzeitig in Notunterkünfte gebracht werden können.

Wieder fehlgeleitete Rakete in Polen eingeschlagen?

Lwiw liegt nur etwa 70 Kilometer von der Grenze zu Polen entfernt. Aus dem Nachbarland wurde an diesem Freitag dann auch gemeldet, dass ein Flugobjekt aus Richtung der Ukraine in den eigenen Luftraum eingedrungen sei. Die Trümmer wurden im Raum Hrubieszow im Süden des Landes vermutet. Polizei und Armee suchten dort danach, hieß es.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP ging das polnische Militär zunächst von einer russischen Rakete aus, die vorübergehend den polnischen Luftraum verletzt hat.

Einen vergleichbaren Vorfall hatte es seit Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 nicht nur einmal gegeben. Ein Flugobjekt hatte im September 2022 in Polen sogar zwei Menschen getötet und sich als "friendly fire" aus der Ukraine entpuppt, nachdem zunächst von einem russischen Angriff auf Nato-Gebiet die Rede war und deutsche Politiker wie Alexander Graf Lambsdorff (FDP), heute deutscher Botschafter in Moskau, bereits den Bündnisfall heraufbeschworen hatten.