Umstrittener Tiefsee-Bergbau: Norwegen will Erze fördern

Spitzbergen, Norwegen. Bild: MartinFuchs / Pixabay

Bergbau würde verletzliche Ökosysteme bei Spitzbergen zerstören. Eventuell ist auch Fischerei gefährdet. Warum u.a. Russland und China ein Wörtchen mitreden wollen.

Die norwegische Regierung will größere Teile des tiefen Ozeanbodens vor Spitzbergen sowie zwischen Norwegen, Grönland und Island für die Ausbeutung von Rohstoffen freigeben. Das berichtet die in London erscheinende Financial Times. Ein entsprechender Vorschlag soll dieser Tage dem Parlament in Oslo unterbreitet werden.

Allerdings gibt es dagegen Widerstand der heimischen Fischindustrie sowie von Umweltschutzverbänden. Außerdem sind die Nutzungsrechte für die Küstengewässer Spitzbergens umstritten. Auch andere europäische Länder, namentlich Russland, die EU und Großbritannien erheben Ansprüche und berufen sich auf einen Vertrag aus dem Jahre 1920.

Bis zum Ende des 1. Weltkrieges sei Spitzbergen sozusagen herrenlos gewesen, heißt es in einer Erläuterung des dortigen Museums. Erst ein während der Versailler Verhandlungen ausgearbeiteter Vertrag habe Norwegen die Souveränität über dieses große arktische Archipel gegeben.

Allerdings mit Einschränkungen: Norwegen muss allen Personen und Unternehmen der Unterzeichnerstaaten Zugang zu Forschung auf den Inseln sowie gleiche Jagd-, Fischerei- und Bergbaurechte einräumen. Auch beim Erwerb von Land und sonstigen wirtschaftlichen Aktivitäten dürfen sie nicht diskriminiert werden, und Steuern dürfen nur für den Unterhalt Spitzbergens erhoben werden. Schließlich sind auch alle militärischen Nutzungen verboten.

Zu den 44 Unterzeichnern des Vertrages gehören unter anderem Argentinien, Venezuela, Chile und Südafrika, diverse europäische Länder, einschließlich Russland, Nordkorea, China, Indien und Saudi-Arabien. Derzeit sind zahlreiche internationale Forscher auf der Insel tätig.

Außerdem betreibt ein russisches Unternehmen ein Kohlebergwerk. Das letzte norwegische Bergwerk soll im September 2023 geschlossen werden. Die dortige Kraftwärmeanlage, die zugleich Strom und Fernwärme liefert, ist das einzige Kohlekraftwerk Norwegens, schreibt das Schweizer Polar Journal.

Die norwegische Regierung hofft, das Gestein rund um heiße Quellen, die sich am Ozeanboden befinden, ausbeuten zu können. In diesen werden diverse wertvolle Erze wie etwa seltene Erden vermutet.

Allerdings stellen diese Schlote einzigartige Ökosysteme dar, die durch den Abbau zerstört würden. Mit großer Wahrscheinlichkeit gingen dabei zahlreiche, nur lokal vorkommende Arten verloren.

Davon abgesehen haben die Forschungen der letzten Jahrzehnte gezeigt, dass sich die Ökosysteme der Tiefsee nur sehr langsam von menschlichen Eingriffen erholen können. Aufgrund der – außerhalb des unmittelbaren Umfelds besagter Quellen – sehr niedrigen Temperaturen und der absoluten Dunkelheit laufen dort die biologischen Prozesse stark verlangsamt ab.

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