"Unumgänglich": Ukraine nimmt Kertsch-Brücke zur Krim erneut ins Visier

Krimbrücke

Krimbrücke. Bild: Budilnikov Yuriy / Shutterstock.com

Russland verstärkt Flugabwehr an Brücke. Laut ukrainischem Militärgeheimdienst ist dritter Angriff geplant. Über eine Strategieänderung und ihre Folgen.

Die ukrainische Atesh-Partisanengruppe, bekannt für ihre verdeckten Operationen, berichtet auf Telegram, dass Russland seine Schutzmaßnahmen an der wichtigen Kertsch-Brücke verstärke.

Die Brücke mit einer Gesamtlänge von 19 Kilometern dient als wichtige Verbindung zwischen der annektierten Halbinsel Krim und dem russischen Festland. Nach Atesh-Angaben sollen S-300-Raketen und Pantsir-S1-Artilleriesysteme in Stellung gebracht worden sein, um mögliche ukrainische Angriffe abzuwehren. Auch wird in Medien davon berichtet, dass Moskau Ablenkungsziele für eintreffende Lenkraketen nahe der Brücke stationiert hat.

Mehr Schutz für Krim-Brücke, weniger für russische Städte

Es wurden Fotos von militärischen Transporten per Schiff gepostet, während Atesh betont, dass die Kertsch-Brücke sehr genau beobachtet werde. Ein anonym bleibender Vertreter der Partisanenbewegung, der exklusiv mit der Kyiv Post sprach, erwähnte, dass "die Russen einen erheblichen Teil ihrer Luftabwehr auf der Krim und in den Grenzgebieten konzentrieren und den russischen Regionen die Deckung entziehen".

Die S-300, ein sowjetisches Mittelstrecken-Flugabwehrraketensystem, ist für die Abwehr von strategischen und taktischen Flugzeugen, Marschflugkörpern und ballistischen Raketen mit einer Reichweite von bis zu 100 Kilometern ausgelegt. Es gilt als eines der besten russischen Flugabwehrraketensysteme.

Die Verstärkung der Luftverteidigung der Brücke findet laut Atesh sogar auf Kosten des Schutzes russischer Städte statt, während die Spannungen in der Region zunehmen.

Plan von Selenskyj gebilligt

Damit scheint Moskau auf Pläne Kiews zu reagieren. So haben hochrangige Vertreter des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR gegenüber dem britischen Guardian erklärt, dass nach zwei früheren Versuchen, die Brücke in die Luft zu sprengen, nun ein dritter Anschlag geplant werde, da die Zerstörung der Brücke "unumgänglich" sei.

"Wir werden es in der ersten Hälfte des Jahres 2024 schaffen", sagte ein ukrainischer Offizieller der Zeitung. Kyrylo Budanow, der Direktor des Militärnachrichtendienstes der Ukraine, verfüge bereits über "die meisten Mittel, um dieses Ziel zu erreichen". Budanow verfolgte damit einen Plan, der vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gebilligt sei. Es gehe dabei um die "Minimierung" der russischen Marinepräsenz im Schwarzen Meer.

Der HUR geht davon aus, dass es die Brücke bald außer Gefecht setzen kann, so die Quelle gegenüber dem Guardian weiter. In den letzten Monaten hat die Ukraine eine Reihe von Schiffen und Booten der russischen Schwarzmeerflotte angegriffen und versenkt. Nach Aussage von HUR-Beamten sollen es vorbereitende Operationen für den Angriff auf die Brücke gewesen sein.