"Unumgänglich": Ukraine nimmt Kertsch-Brücke zur Krim erneut ins Visier

Seite 2: Wert der Brücke und Taurus-Diskussion

Bei den letzten beiden Angriffen auf die Brücke im Juli 2023 und im Oktober 2022 wurde die Fahrbahn zum Teil stark beschädigt. Sollte die Verbindung dauerhaft oder länger nicht mehr benutzbar sein, wäre Russland gezwungen, militärischen Nachschub durch die besetzte Südukraine zu transportieren. Nach Ansicht ukrainischer Beamter würde das die russischen Offensiven behindern.

Die Pläne, die Brücke zu attackieren, spielen auch hinein in die Diskussion um die Lieferung von Langstreckenraketen aus westlichen Unterstützerstaaten. Selenskyj hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gebeten, Taurus-Raketen für Kiew bereitzustellen. Doch die deutsche Regierung ist dem nicht nachgekommen. Man befürchtet dadurch in den Krieg mit Russland direkt hineingezogen zu werden und ihn damit zu eskalieren.

In einem abgehörten und geleakten Gespräch von deutschen Luftwaffen-Offizieren wurde die Frage behandelt, inwiefern die Taurus-Raketen bei einer Zerstörung der Kertsch-Brücke eingesetzt werden könnten. Man ging davon aus, dass zehn bis zwanzig davon ausreichen würden.

Kiew ändert seine Strategie

Da die Ukraine auf dem Schlachtfeld in die Defensive geraten ist und Russland Gewinne erzielen konnte, hat Kiew seine Strategie geändert. Nun attackiert man verstärkt ausgewählte Ziele vor allem auf russischem Territorium. Letzte Woche wurden Treibstoffanlagen in den Regionen Orjol und Nischni Nowgorod sowie in der Grenzregion Belgorod beschossen.

Seit Januar hat das ukrainische Militär mindestens neun Ölraffinerien im Westen Russlands sowie Depots, Terminals und Lagereinrichtungen angegriffen, wodurch die Kapazität der Ölverarbeitung Russlands nach Berechnungen von Reuters um sieben Prozent gesunken ist. Washington forderte Kiew daraufhin auf, die Angriffe auf die Raffinerien einzustellen, da sie den Konflikt eskalieren könnten.

Generalmajor Wadym Skibizkyj, Budanows Stellvertreter beim ukrainischen Militärgeheimdienst, sagte, dass man weitere Angriffe auf russische Ziele plane. Dabei werde verstärkt auf verdeckte Agenten gesetzt.