Vom Wald zum Wasserkreislauf: Aufforstungsstrategien gegen den Klimawandel

Bild aus dem Pantanal, dem größten Feuchtgebiet der Erde. Foto: Matthew Beeman / CC BY-SA 3.0 Deed

Aufforstung ist mehr als nur Bäume pflanzen. Eine neue PIK-Studie zeigt, wie Wälder den Klimawandel bekämpfen und den Wasserkreislauf beeinflussen.

Aufforstung ist gut für das Klima – sicherlich eine Binsenweisheit. Allerdings gibt es unter den Projekten, die unter diesem Label firmieren und sich dafür CO₂-Zertifikate ausstellen lassen, auch manches faules Ei.

Zum Beispiel, wenn zuvor natürlich gewachsener Wald abgeholzt, die Baumstämme vermarktet, auf der Fläche eine monokulturelle Holzplantage angelegt und diese sodann als Aufforstung ausgegeben und zertifiziert wird.

Wälder als Schlüsselakteure im Klimawandel

Doch um derlei Geschäftstricks auf Kosten von Umwelt und gutgläubigen Verbraucher, die sich so ein Zertifikat als Ablassbrief für ihren Flug kaufen, geht es hier nicht. Vielmehr soll die Rede von neu angelegten Wäldern sein, die natürlich altern und dabei der Atmosphäre dauerhaft CO2 entziehen.

Mit solchen Wäldern hat sich eine neue Studie am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) auseinandergesetzt.

Insbesondere wurde dabei geschaut, wo sie am besten anzulegen wären.

Wälder helfen, die Feuchtigkeit von den Meeren weit in die Kontinente hineinzutragen. Wo sie fehlen, herrscht oft große Trockenheit, doch wo ausgedehnte Gebiete bewaldet sind, nehmen diese den von den Meeren kommenden Regen auf.

Wasserkreislauf: Die lebenswichtige Rolle der Wälder

Ihre Bäume transportieren das Wasser aus den Wurzeln in die Blätter, wo es wieder verdunstet, die feuchte Luft steigt auf, zieht weiter in das Innere der Kontinente und kann schließlich fernab der Meere wieder abregnen.

Dieser Prozess kann sich durchaus vielfach wiederholen und das Wasser über viele tausend Kilometer tragen, bevor es in einen Fluss gelangt und schließlich zurück in ein Meer fließt.

Von Lateinamerika lernen: Wald und Wasserkreislauf

Ein solches atmosphärisches Transportband existiert zum Beispiel in Lateinamerika, wo das Wasser aus der Karibik und dem benachbarten Atlantik östlich der Antillen bis nach Paraguay und in den Norden Argentiniens gelangt.

Auch auf den anderen Kontinenten gibt es ähnliche Transportwege des Regens und des Wasserdampfes und ohne die dortigen Wälder wären viele ihrer küstenfernen Regionen sehr trocken.

Globale Aufforstungsprojekte: Einfluss auf Niederschlag

Bisher sei dieser Aspekt bei der Anlage neuer Wälder – größere Projekte dieser Art gibt es etwa im afrikanischen Sahel und in China – zu wenig beachtet worden.

Mit ihrer in der Zeitschrift Global Change Biology veröffentlichten Studie wollen die Autorinnen und Autoren auf die dafür heute bestehenden Analysemöglichkeiten aufmerksam machen, heißt es im Abstract.

Zukunft der Wälder: Strategien gegen den Klimawandel

Eines der Ergebnisse der Untersuchung ist, dass gezielte Niederschlagssteigerung unter anderem mit Aufforstungen in Mexiko, in Ostchina, im europäischen Mittelmeerraum und im südlichen Amazonasgebiet erreicht werden könnten.

In diesen Regionen wird aufgrund des globalen Klimawandels eine zunehmende Trockenheit erwartet, und in der Nachbarschaft des Amazonasbeckens sind die Auswirkungen des Kahlschlags bereits im Rückgang des Niederschlags spürbar.

Pantanal: Ein Ökosystem am Scheideweg

Besonders betroffen ist das Pantanal, das größte Feuchtgebiet der Erde, das im Süden Brasiliens an den Grenzen zu Paraguay liegt, wo die Zahl der Regentage infolge der Entwaldung am Amazonas und seinen Nebenflüssen voraussichtlich weiter zurückgehen wird.

Nachhaltige Waldwirtschaft: Ein Balanceakt

Ungeachtet der positiven Auswirkungen neuer Wälder auf den Wasserhaushalt sollte das Waldwachstum nicht auf Kosten einheimischer, gut funktionierender Ökosysteme betrieben werden, wird in einer begleitenden PIK-Pressemitteilung betont.

Dazu zählen die Autoren etwa natürliche Graslandschaften. Sie betonen, dass auch die lokalen Wasserressourcen nicht gefährdet werden dürfen.

Baumarten und ihr Einfluss auf das Klima

In einer Arbeit aus dem letzten Jahr hatte ein Team von Autoren, darunter zwei Autorinnen, zu dem ebenfalls PIK-Mitarbeiter gehörten, für Europa gezeigt, dass eine angepasste Zusammensetzung der Baumarten entscheiden für den Erfolg einer Aufforstung und für deren Effekte auf die lokale und regionale Umwelt ist.

In einer begleitenden Pressemitteilung des PIK hieß es seinerzeit dazu, dass die CO₂-Speicherfähigkeit der Wälder stark von der künftigen Klimaentwicklung abhängen wird.

Dürren, Stürme, Brände und Insektenbefall mindern die Aufnahmefähigkeit. In sehr trockenen Jahren wird aus der Humusschicht der Wälder auch viel CO₂ freigesetzt.

Klimawandel und Waldschutz: Eine dringende Aufgabe

"Um unsere Wälder für den Klimawandel zu wappnen, müssen wir sie umbauen und schützen, das ist klar", so Christopher Reyer vom PIK, der an der letztgenannten Untersuchung beteiligt war. Und weiter:

Das wird aber die Ernten traditioneller Holzprodukte schmälern und daher muss das geerntete Holz in möglichst langlebige, recycelbare Produkte verarbeitet werden. Unsere Studie zeigt: Wir können nicht alles haben, sondern werden sehr gut abwägen müssen – das ist am Ende eine Entscheidung, die politisch gefällt werden muss.

Christopher Reyer, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung