Wärmepumpen: "Als letzte Option bleibt vielen nur ein Verkauf des Hauses"
Fachverband warnt vor dramatischen Folgen des forcierten Heizungstauschs. Wärmepumpen boomen, aber deutscher Hersteller verkauft sein Geschäft. Das sind die Hintergründe.
Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein und für Hausbesitzer bedeutet diese Vorgabe, dass sie in absehbarer Zeit ihre Öl- und Gasheizungen ausbauen müssen. Auf die Hersteller von Wärmepumpen warten dagegen lohnende Geschäfte.
Die guten Aussichten bestehen für die Branche nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Etwa 70 Prozent der Häuser könnten voraussichtlich ohne größeren Umbau mit Wärmepumpen beheizt werden, erklärte kürzlich der Chef des Heizungsherstellers Vaillant, Norbert Schiedeck, gegenüber der Rheinischen Post.
Je nach energetischem Zustand der Gebäude könnte die notwendige Sanierung vom Austausch weniger Heizkörper reichen bis hin zur Gebäudedämmung, so Schiedeck. Für einen Teil der Häuser werde aber auch dann die Wärmepumpe nicht ausreichen.
Dass die notwendige Sanierung viele Hausbesitzer überfordern könnte, glauben Heizungsbauer in Mecklenburg-Vorpommern. Der Fachverband "Sanitär, Heizung, Klima" (SHK) rief am Montag alle Abgeordneten im Bundestag zu Nachbesserungen am Gebäudeenergiegesetz auf. Dabei forderte der Verband längere Übergangsfristen und dass die geplante Förderung nicht nur den Heizungstausch, sondern auch die energetische Sanierung umfasse.
Laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) verwies der Verband dabei auf den Zustand vieler Häuser in Mecklenburg-Vorpommern. Gerade bei älteren Häusern mit niedrigem Sanierungsstand könnten enorme Kosten auf die Besitzer zukommen. Teilweise sei eine komplette energetische Sanierung notwendig, um die für eine Wärmepumpe nötige Vorlauftemperatur erreichen zu können.
Allein in Mecklenburg-Vorpommern gibt es demnach mehr als 340.000 Gas- und Ölheizungen. Etwa die Hälfte davon sei älter als 20 Jahre. Für die meisten dieser Anlagen kommen laut Verband künftig nur Wärmepumpen als Ersatz infrage. Und weil etwa zwei Drittel der Wohnhäuser vor 1990 errichtet wurden, ist davon auszugehen, dass sie bei einem Heizungstausch auch energetisch saniert werden müssen.
"Da Fernwärme im überwiegenden Teil des Landes keine Option ist und Biomasse von der Förderung ausgeschlossen, bleibt dann nicht mehr viel", sagte Verbandsgeschäftsführer Kay Wittig laut dpa. Angesichts dieser Situation bleibe am Ende einigen Hausbesitzern wohl nur ein Verkauf des Hauses als Option übrig.
Davor hatte am Wochenende auch der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) gewarnt. "Viele Bürger werden sich den geforderten Umbau ihres Häuschens oder ihrer Wohnung schlicht nicht leisten können", sagte er gegenüber Bild. Die Energiewende werde für die Bürger unbezahlbar und die Politik werde damit einen großen Teil der Bevölkerung verlieren.
Wärmepumpen-Hersteller vor Verkauf an US-Konzern
Während die Bürger vor großen Herausforderungen stehen, wartet auf die Hersteller von Wärmepumpen das große Geschäft. Doch der Markt für Wärmepumpen ist umkämpft. Deutsche und europäische Hersteller müssen sich der Konkurrenz aus Asien stellen.
Unternehmen wie Daikin, Mitsubishi, Samsung oder Panasonic gehörten zu den Wettbewerbern mit teils riesigen Produktionskapazitäten, hieß es am Montag im Handelsblatt. Deutsche Unternehmen wie Viessmann, Vaillant oder Bosch Buderus seien dagegen im vergangenen Jahr lange nicht lieferfähig gewesen.
Noch sind die asiatischen Firmen wenig auf dem deutschen Markt präsent, aber das dürfte sich in den nächsten Jahren ändern. In der Branche erwartet man eine Konsolidierung, und wer weiterhin im Geschäft bleiben will, wird sich mit anderen zusammenschließen müssen.
Der deutsche Hersteller Viessmann wird sein Geschäft mit Wärmepumpen voraussichtlich an den US-amerikanischen Produzenten von Klimaanlagen Carrier Global verkaufen. Über entsprechende Pläne hatten das Wall Street Journal und Reuters am Montag berichtet. Am Mittwoch bestätigte das Handelsblatt das Geschäft.
Demnach soll die Klimasparte, zu der Heizungen und Wärmepumpen gehören, für mehr als zwölf Milliarden US-Dollar, einschließlich Schulden, den Besitzer wechseln. Damit würde der größte Teil des Geschäfts von Viessmann an Carrier Global abgetreten werden. Nach Schätzungen des Handelsblatts trägt sie etwa 85 Prozent zum Umsatz von Viessmann bei.
Viessmann ist ein im Jahr 1917 gegründetes hessisches Familienunternehmen, das inzwischen weltweit tätig ist. In zwölf Ländern unterhält es Produktionsgesellschaften und mehr als 56 Prozent des Umsatzes wird außerhalb Deutschlands erwirtschaftet.
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