Wagner-Söldner in der Ukraine: Bildet sich eine zweite Front in Belarus?
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Auf diese mögliche Entwicklung hatte Telepolis bereits unmittelbar nach dem Scheitern von Prigoschins "Marsch der Gerechtigkeit" hingewiesen:
Inzwischen hat sich Putin an die Wagner-Kämpfer gewandt, ihnen gedankt und ihnen zwei Optionen angeboten: Sie könnten in die russische Armee eintreten oder Prigoschin nach Weißrussland folgen. Interessanterweise herrscht an dieser Stelle Schweigen im Blätterwald. Dabei ist genau das die große Frage: Mit welchem Status verlässt Prigoschin Russland in Richtung Minsk - als Exilant oder als Militärunternehmer? Die vorliegenden Indizien sprechen für Letzteres. Etwa die Tatsache, dass die Wagner-Gruppe nicht nur unbehelligt nach Moskau reisen konnte. Oder auch, dass sie als Konzern völlig unbeschadet aus dieser Krise hervorgegangen ist und nicht längst als Terrororganisation verboten wurde. Oder dass Wagner-Söldner nach wie vor in Afrika und vielen anderen Krisenherden im Interesse der russischen Geopolitik aktiv sind. Einige westliche Journalisten haben die Ernsthaftigkeit des eintägigen Aufstandes der Wagner-Söldner in Russland damit begründet, dass sie sich Moskau bis auf 200 Kilometer nähern konnten. Sollten sie demnächst in Weißrussland aktiv werden, hätten sie diese Entfernung von der Grenze zu einer anderen Hauptstadt auf etwa 100 Kilometer Luftlinie halbiert.
Prigoschin, die Wagner-Gruppe und Russland: Die Rückkehr der Kreml-Astrologen, Telepolis, 27.06.2023
Auch US-Militärexperten sind inzwischen davon überzeugt, dass "Wagner" Feldlager in Belarus aufbaut. Die Rede ist von drei solcher Stützpunkte. Auch diese Quellen berufen sich auf die detaillierten Satellitenbilder vom vergangenen Freitag.
Zu sehen seien mindestens 303 Zelte, in denen jeweils 20 bis 50 Personen untergebracht werden können, schrieb das in Washington ansässige Institut für Kriegsstudien am Freitag in seinem Tagesbericht. Die Zelte seien innerhalb der letzten Woche erstmals zu sehen gewesen. Auch gebe es Berichte über Pläne für zwei weitere Lager im Westen Weißrusslands.
Balten, Polen und Ukrainer verschärfen Grenzregime
Angesichts dieser Entwicklung verlegt Polen Hunderte Polizisten an seine Ostgrenze. Die 500 Beamten, darunter Mitglieder der Anti-Terror-Einheit, sollten die derzeit 5.000 Grenzschützer und 2.000 Soldaten an der Grenze verstärken, teilte Innenminister Mariusz Kaminski am Sonntag auf Twitter mit.
Der für Sicherheitsfragen zuständige Vizeregierungschef Jaroslaw Kaczynski hatte vor kurzem eine Aufstockung der uniformierten Kräfte und eine Verstärkung der Grenzbefestigungen angekündigt, wie auch die Nachrichtenagentur dpa berichtet.
Kaczynski bestätigte Darstellungen aus anderen Quellen, wonach sich bis zu 8.000 Wagner-Kämpfer in Weißrussland aufhalten könnten. Polen, das sowohl der EU als auch der Nato angehört, hat eine 418 Kilometer lange Grenze zu Belarus.
Auch Litauen hat die Kontrollen an seinen Grenzen zu Russland und Weißrussland verschärft. Innenministerin Agne Bilotaite wies den Grenzschutz des baltischen Landes am Donnerstag an, Dokumente und Visa von Einreisenden aus den beiden Nachbarländern genauer zu prüfen.
Der EU- und Nato-Staat sei zudem bereit, die Staatsgrenze zu schließen, sollte sich die Bedrohungslage in der Region ändern, hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums. Gleiche Nachrichten kamen aus Lettland.
Als Reaktion auf die Präsenz der Wagner-Truppen in Belarus hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj angekündigt, die Grenze zum Nachbarland verstärkt überwachen zu lassen.
Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj und der zuständige General Sergej Najew seien angewiesen worden, die Sicherheitsvorkehrungen an der Nordgrenze zu verstärken, um "den Frieden zu sichern", erklärte Selenskyj am Freitag im Onlinedienst Telegram.
Er berief sich dabei auf Informationen seines Geheimdienstes und des Grenzschutzes über die Lage in Weißrussland.
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