Warnung: Wie die EU ihr Klima-Budget verheizt

Seite 2: Drastische Emissionsreduktion bis 2040 empfohlen

Während der Europäische Rechnungshof noch bezweifelt, dass die EU ihre Ziele erreichen kann, empfiehlt der Europäische Wissenschaftliche Beirat zum Klimawandel (ESABCC) bereits, die Emissionen noch schneller zu senken, und zwar um 90 bis 95 Prozent bis zum Jahr 2040. "Die Empfehlungen des Beirats unterstreichen die Notwendigkeit mutiger und transformativer Maßnahmen, um die Klimaneutralität bis 2050 auf eine Weise zu erreichen, die sowohl fair als auch machbar ist", erklärt der Vorsitzende des ESABCC und Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Ottmar Edenhofer.

Der Wissenschaftliche Beirat rechnete dabei auf der Basis eines Budgetansatzes. Demnach stehen der EU im Zeitraum von 2030 bis 2050 ein Budget von 11 bis 14 Gigatonnen CO2-Emissionen zu, um im Rahmen des in Paris vereinbarten 1,5-Grad-Limits zu bleiben. Um die Ziele zu erreichen, wurden verschiedene Szenarien durchgerechnet.

Kernelemente sind ein rascher Ausstieg aus der Kohleverstromung, die bis 2030 nur noch bei einem bis vier Prozent Anteil am Strommix liegen soll und ein Ausstieg aus der Verstromung von fossilem Erdgas bis 2040. Sonne und Wind sollen hingegen je nach Szenario 69 bis 90 Prozent des benötigten Stroms generieren.

Für die Bereiche, in denen keine Elektrifizierung möglich ist, sei ein schneller Hochlauf der Wasserstoffproduktion vonnöten, Biokraftstoffe sollen bei schweren Fahrzeugen sowie im Flug- und Schiffsverkehr zum Einsatz kommen, wobei die Bedarfsangaben je nach Szenario stark schwanken.

Das Beratungsgremium rechnet auch damit, der Luft über technische Maßnahmen Kohlendioxid zu entziehen. Dafür infrage kämen der Einsatz von Bioenergie verknüpft mit der Abscheidung und Einlagerung von CO2 (BECCS) oder die direkte Entnahme von CO2 aus der Luft mit anschließender Einlagerung (DACCS).

Im Jahr 2040 entfielen auf BECCS 46 bis 207 Millionen Tonnen CO2 und auf DACCS 0 bis 7 Millionen Tonnen. Zu bedenken seien dabei Szenarien, wonach unter Europas Landfläche nicht mehr als 400 Millionen Tonnen CO2 eingelagert werden könnten.

Die Emissionen aus der Landwirtschaft sollen je nach Szenarien um 20 bis 62 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 sinken. Dabei würden Viehbestände etwa um die Hälfte verringert und die Lachgasemissionen um 30 Prozent gesenkt, indem entsprechend weniger Stickstoffdünger eingesetzt wird.