Warum Deutsche, aber keine Bundeswehrsoldaten im Donbass kämpfen

Seite 2: Das Korps deutscher Neonazis

Hierbei ist es oft unklar, welche Formationen offiziell Teil der Internationalen Legion der Ukraine und damit formell auch der offiziellen Streitkräfte sind und welche nur mit diesen ohne solche Anerkennung kooperieren. Als Teil dieser Legion bezeichnet sich selbst und wird auch in ukrainischen, nicht amtlichen Quellen ein im Februar 2023 offiziell gegründetes "Deutsches Freiwilligenkorps" genannt. Andere ukrainische Quellen sprechen davon, dass eine solche deutsche Formation parallel zu den Legionseinheiten aus Belarus oder Polen aufgebaut werden soll.

Diese Truppe stammt aus dem Umfeld der rechtsextremen, offenen Neonazi-Partei "Der III. Weg". Sie stellt sich, anders als die russlandfreundliche AfD oder die NPD, im Ukrainekrieg offen auf die Seite Kiews. Das "Korps" postet in seiner Telegramgruppe auch gerne einmal die Wehrmacht verherrlichenden Content und unterhält gute Verbindungen zum ebenfalls neonazistischen und auf ukrainischer Seite kämpfenden Russischen Freiwilligenkorps, das durch Überfälle auf das Grenzgebiet Russlands bekannt ist. Oder zur ukrainischen Neonazi-Truppe Asow.

Hierbei soll jedoch nicht der Eindruck erweckt werden, alle deutschen Kämpfer für die Ukraine kämen aus der rechtsextremen Ecke. Über solchen Verdacht erhaben sind etwa all diejenigen, die großen deutschen Medien Interviews geben.

Beispielsweise der Ex-Soldat Jonas Kratzenberg, Buchautor und Dauergast bei vielen deutschen Zeitungen, zuletzt beim Spiegel. Obwohl er für diese auch unliebsame Wahrheiten parat hat, wie etwa: Die "Ukraine ist von Kopf bis Fuß ein korruptes Land und das trifft auch auf das Militär zu", wie er es dem Münchner Merkur erzählte.

Die große Frage nach der Dimension

Wie viele Deutsche genau im Donbass unter Waffen stehen, ist schwer zu sagen. Beide Seiten sind erpicht darauf, sich diesbezüglich nicht in die Karten schauen zu lassen. Die deutschen Behörden erwecken den Eindruck, es nicht zu wissen und geben maximal zweistellige, amtlich dokumentierte Fälle an. Doch die Mehrheit der Fälle wird eben nicht auf diese Weise dokumentiert sein.

Im April 2022 sollen nach offiziellen Angaben aus Kiew insgesamt 20.000 ausländische Freiwillige für die Ukraine gekämpft haben. Im Februar 2023, ein Jahr nach Kriegsbeginn, soll die große Mehrheit von ihnen das Land wieder verlassen haben. Die US-Zeitschrift Vice beziffert die Zahl der da Gebliebenen zu diesem Zeitpunkt auf 1.000 bis 3.000 unter Berufung auf einen in der Internationalen Legion kämpfenden US-Amerikaner.

"Vielleicht 20 Prozent der Jungs fliehen, wenn sie das erste Mal unter Artilleriefeuer stehen und der Rest versickert dann langsam. Fast alle sind nach drei bis sechs Monaten verschwunden" zitiert das Magazin den Kriegsveteranen. Die große Zeit der ausländischen Kämpfer in Kampfpanzern ist also vorbei. Gestorben wird dennoch weiter.