Warum von den USA ausgebildete Afghanen in der Ukraine kämpfen
Afghanische Truppen beteiligen sich am russischen Feldzug in der Ukraine. Ironie: Sie kämpfen gegen Ukrainer, die auch von den USA trainiert wurden. Wie konnte es dazu kommen?
Das US-Magazin Foreign Policy sowie die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) berichten, dass afghanische bewaffnete Einheiten, die vom US-Militär während des Krieges dort ausgebildet wurden, für 1500 Dollar im Monat im Auftrag Russlands gegen Ukrainer kämpfen.
"Sie wollen nicht kämpfen – aber sie haben keine andere Wahl", sagte einer der ehemaligen afghanischen Generäle, der mit AP sprach. Er verwies dabei auf die Angst der Soldaten, nach Afghanistan zurückgeschickt zu werden. "Sie fragen mich: 'Gib mir eine Lösung. Was sollen wir tun? Wenn wir nach Afghanistan zurückgehen, werden uns die Taliban töten.'"
Der Krieg der USA in Afghanistan, der Abzug und das Versagen Washingtons, die ehemals angeheuerten Männer und ihre Familien vor der Rache der Taliban zu schützen, haben dazu geführt, dass nun eine Reihe von ihnen für den Nachfolgestaat des ehemaligen afghanischen Feindes (die Sowjetunion) in einer über 4500 Kilometer entfernten ukrainischen Hölle kämpfen.
Während Zehntausende, die ein Sondereinwanderungsvisa besitzen oder beantragt haben (Übersetzer usw., die über einen Zeitraum von 20 Jahren eng mit dem US-Außenministerium oder dem Militär zusammengearbeiteten), immer noch darauf warten, Afghanistan zu verlassen, zählen die Soldaten, die sich auf den Weg Richtung Ukraine gemacht haben, zu den 20.000 bis 30.000 Köpfe umfassenden afghanischen Einheiten, die mit den US-Streitkräften kooperiert haben, aber keinen Anspruch auf ein offizielles Ausreiseticket haben, weil sie technisch gesehen nicht für "Uncle Sam" im Dienst standen.
Die Soldaten wurden mit amerikanischen Steuergeldern rekrutiert, ausgebildet und bezahlt, aber das spielt keine Rolle, so AP. Während "ein paar Hundert" während des US-Abzugs im August 2021 aus dem Land geflogen wurden, versuchen die übrigen dem Land irgendwie zu entkommen.
In Afghanistan, so schreibt AP-Reporter Bernard Condon, häufen sich die Geschichten von Taliban-Kämpfern, die von Tür zu Tür gehen, um nach diesen Leuten zu suchen, sie zu foltern oder zu töten oder das Gleiche mit Familienmitgliedern zu tun, wenn sie nicht aufzufinden sind.
Die Russen, die alle Rekruten brauchen, die sie kriegen können, bringen Berichten zufolge diese von Sonderkommandos wie den Navy Seals und Green Berets ausgebildeten Kräften nun ins Land. Keiner weiß, wie viele.
Eine weitere Ironie ist, dass diese von den USA ausgebildeten Kämpfer, die als die besten in Afghanistan gelten, auf ukrainische Kämpfer treffen werden, die ebenfalls von US-Spezialkräften ausgebildet wurden. Möglicherweise werden sie sogar auf ihre ehemaligen amerikanischen Partner treffen, von denen viele in die Ukraine gegangen sind, um gegen die Russen zu kämpfen.
Wir sprechen über Großmachtpolitik, aber hier geht es um Großmachtmissbrauch. Jetzt werden ehemalige Partner auf dem Schlachtfeld Ukrainer töten, also genau die Menschen, denen wir eigentlich helfen sollten, oder umgekehrt. Auch wenn Biden die US-Truppen bisher vom Boden ferngehalten hat, mischen die Vereinigten Staaten dort kräftig mit.
Der Artikel erscheint in Kooperation mit dem US-Magazin Responsible Statecraft. Übersetzung: David Goeßmann.