Wechsel in der Armeespitze der Ukraine: Der Sturz des Eisernen Generals

Seite 2: Oleksandr Syrskyj: Held der Ukraine oder Taktiker?

Oleksandr Syrskyj wiederum wird für bedeutende Erfolge auf dem Schlachtfeld seit der großangelegten russischen Invasion anerkannt, aber auch mit dem größten Fehler in Verbindung gebracht – der verlustreichen Verteidigung von Bachmut.

Syrskyj, 1965 östlich von Moskau geboren, absolvierte die Höhere Militärkommandoschule in der russischen Hauptstadt und diente im Artilleriekorps der Armee. In den 1980er-Jahren zog er in die Ukraine und stieg nach der Unabhängigkeit des Landes in der ukrainischen Armee auf.

Er führte Truppen in der entscheidenden Schlacht von Debalzewe im Jahr 2015. Die Niederlage von Debalzewe führte zu einem Waffenstillstand, der den Separatisten in den östlichen Gebieten des Donbass in die Hände spielte.

Trotz der Niederlage wurde Syrskyj für seine "außerordentlichen Verdienste bei der Verteidigung der Souveränität und Sicherheit des Staates" ausgezeichnet. 2019 wurde er zum Oberbefehlshaber der ukrainischen Bodentruppen ernannt und leitete Operationen im Donbass.

Syrskyj und der Schatten der Sowjetzeit: Zweifel an seiner Taktik

Viele Analysten und ukrainische Militärs sehen in seiner Taktik Einflüsse seiner sowjetischen Militärausbildung und bezweifeln, dass seine Ernennung den von Präsident Selenskyj gewünschten neuen Ansatz bringt.

Zwar werden Syrsky einige der größten militärischen Erfolge der Ukraine seit Beginn der Invasion zugeschrieben, etwa die Abwehr russischer Truppen um Kiew im März 2022 und die Befreiung großer Teile des Nordostens im Herbst desselben Jahres. Selenskyj wurde oft bei Präsidentenbesuchen in den befreiten Städten gesehen, ein Zeichen der engen Zusammenarbeit zwischen den beiden.

Bachmut: Syrskyjs taktische Fehlentscheidungen und Verluste

Während seiner Führung der Bodentruppen in der blutigen zehnmonatigen Schlacht um Bachmut zwischen 2022 und 2023 traf Syrskyj jedoch auch Entscheidungen, die zu hohen Verlusten führten. Soldaten an der Front sagten, er hätte Monate vor der russischen Eroberung der Stadt einen taktischen Rückzug befehlen sollen. An der Front nannte man ihn den "Schlächter".

Die angeblichen Erfolge in Bachmut blieben aus, und auch andere nach der russischen Besetzung zurückeroberte Gebiete gingen wieder verloren.

General Syrskyj: Vom Helden zum 'Schlächter' der ukrainischen Armee

Auch deshalb sorgt die Ernennung Syrskyjs für Unruhe in den Reihen des ukrainischen Militärs. Viele Soldaten äußerten ihre Bestürzung in privaten Chatgruppen und öffentlich in den sozialen Medien, schrieb die Financial Times in einem ausführlichen Porträt.

"Wir sind alle erledigt", schrieb ein Soldat auf X. Dies, so der Mann weiter, spiegele die Stimmung in einer privaten Chatgruppe von Kameraden wider, die alle Phasen der Verteidigung von Bachmut mit Syrsky durchlebt hätten.

Syrskyjs Führungsstil: Bankrott oder taktisches Genie?

"General Syrskyjs Führung ist bankrott, seine Anwesenheit oder seine Befehle sind demoralisierend und untergraben das Vertrauen in die Befehlskette", zitiert die Financial Times einen ukrainischen Reserveoffizier. "Sein unerbittliches Streben nach taktischen Gewinnen führt ständig zum Verlust wertvoller menschlicher Ressourcen", fügte er hinzu.

Präsident Selenskyj hatte kürzlich erstmals von einer Pattsituation gesprochen. Die Veränderungen in der militärischen Führung seien Teil umfassenderer Reformen. "Es geht nicht um Namen und schon gar nicht um Politik. Es geht um unser Armeesystem, um die Führung der Streitkräfte der Ukraine und darum, die Erfahrungen der kampferprobten Kommandeure dieses Krieges zu integrieren", fügte er hinzu.

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