Weihnachten: Kulturkampf am Esstisch oder Veggie-Day mit Fleischbeilagen?

Veganer, Vegetarier, Flexitarier – in größeren Familien ist alles vertreten. Wie kann das an Weihnachten gut gehen? So stellen Sie den Konsens her.

In vielen Familien prallen die Ernährungsgewohnheiten aufeinander. Die Tochter isst vegan, der Sohn vegetarisch, die Mutter ist gerne Fisch, Vater und Oma am liebsten Fleisch. Die einen stehen mehr auf italienische Küche, die anderen auf Hausmannskost mit Schweinsbraten, Rotkohl und Klößen.

Die eine verträgt kein Gluten, der andere keine Laktose. An den Feiertagen sitzen die unterschiedlichen Ernährungstypen an einem Tisch. Wie können alle ein gemeinsames Festessen genießen? Geht das überhaupt? Es geht – wenn man einige Dinge beachtet.

Ein Basis-Menü – für jeden Esstyp zu veredeln

Die Lösung ist ein Basis-Menü, das wahlweise mit proteinreichen veganen Produkten, Käse- oder Fleisch- und Wurstspezialitäten veredelt werden kann.

Vorausgesetzt, die Fleischesser ekeln sich nicht vor den pflanzlichen Zutaten.

Alle Zutaten sind möglichst saisonal und , , wo immer es geht, aus regionalem Bio-Anbau stammen. Das Fleisch sollte von Tieren aus regionaler, artgerechter Haltung stammen. Um Zeit am Weihnachtsabend zu sparen, wird das Menü am besten schon am Vortag zubereitet.

Zum Auftakt vegane Gemüsesuppe

Zutaten sind Weißkohl, Karotten, Kartoffeln, Lauch und Zwiebeln. Die Veganer bekommen angebratene Brot- oder Salatwürfel - oder in Würfel geschnittenes veganes Pfannen- und Grillgut, zum Beispiel aus Seitan, Tofu oder Lupinen. Für Vegetarier gibt es Käse-Chips oder ein Häubchen Sahne oder Joghurt obendrauf. Für die Flexitarier wird die Suppe mit Speckwürfeln oder heißen Würstchen serviert.

Im zweiten Gang gibt es Couscous-Salat mit Apfel und Chili-Aprikosen. Das geht auch mit veganem Kartoffelsalat, der ohnehin in vielen Familien in klassischer Form Standard an Heiligabend ist. Für die vegane Version wird Pfannen- und Grillgut scharf angebraten, für die vegetarische Version kommt Grill- und Pfannenkäse in die Pfanne.

Mit kross gebratenen Hähnchenbruststreifen kommen Fleischesser auf ihre Kosten. Und für die Fisch-Variante harmonieren Lachs und Zander mit Couscous-Salat sehr gut. Dafür wird das Fischfilet von Gräten befreit, gepfeffert, gesalzen, mit Zitrone beträufelt und in extra vergine Olivenöl scharf gebraten.

Schnitzel als Hauptgericht

Als Hauptgericht gibt es Schnitzel - mit oder ohne krosse Nusspanade auf Lauch mit getrockneten Tomaten und Oliven. Kalbs- oder Putenschnitzel werden von jeder Seite drei Minuten in Butter angebraten, gepfeffert, gesalzen und mit Zitrone beträufelt.

Für die vegane Version wird saftiges Grillgut aus proteinreichem Hanf und Erbsen paniert, für die Vegetarier gibt es Grill- und Pfannenkäse. Das Lauchgemüse wird auf einer großen Platte gereicht, auf der einen Seite wird der Grill- und Pfannenkäse platziert, auf der anderen Seite das Grillgut.

Das Fleisch wird separat gereicht. Für die Veganer werden die "Proteinbeilagen" bereits auf die Teller gelegt und das Gemüse auf einer Platte serviert. Wer noch zusätzliche Kohlenhydrate braucht: Sowohl Bandnudeln als auch Kroketten oder Bratkartoffeln schmecken lecker zu Schnitzel mit Lauchgemüse.

Panna Cotta zum Dessert

Zum Dessert wird eine Panna Cotta auf Basis von Sojamilch gereicht, mit Kokos und selbstgemachten Fruchtsoßen (Kirsch-, Blaubeer-, Himbeer-).

Ein veganes Menü geht auch mit Kohlrouladen mit einer Kartoffel-Rosenkohl-Pfanne als Hauptgericht. Als Vorspeise gibt es Feldsalat mit Möhren und Schwarzwurzel an Zitrone. Kombiniert mit Gemüse, Körnern und Ölen enthält der Salat wichtige Vitamine, Mineralien, Fette und Ballaststoffe.

Das Ganze wird abgerundet mit einem Bratapfel mit Marzipan an Orangencreme sowie Holunderpunsch und Plätzchen.

Vegane Getränke

Weine und Sekt gibt es heutzutage in guter und preiswerter Qualität vegan. Veganer Wein unterscheidet sich von herkömmlichen Weinen hauptsächlich durch den Klärungsprozess. Während traditionelle Winzer oft tierische Erzeugnisse wie Gelatine oder Fischblasen für die Klärung nutzen, werden bei veganem Wein pflanzliche oder mineralische Alternativen verwendet.

Zu Gemüsesuppe und Couscous-Salat passt ein frischer junger Weißwein oder Rosé, zu Schnitzel fruchtige Weißweine - oder ein helles Lagerbier. Zum Kartoffelsalat passen frisch-fruchtige Weißweine wie Grüner Veltliner und Riesling.

Auch ein kühles, herbes Pils oder ein süffiges Lagerbier ist ein idealer Begleiter. Mit den Kokosnoten des Desserts harmonieren trockener Sherry, Marsala und Portwein - oder eine Tasse Ostfriesentee.

Wenn alle sich aufeinander zubewegen, können alle das Festmahl ohne Ärger genießen, denn jede und jeder isst nur das, was ihm/ihr schmeckt.

Flexitarier werden mehr

Glaubt man dem neuen Ernährungsreport 2023 des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), ernähren sich 46 Prozent der Befragten flexitarisch, geben also an, nur gelegentlich Fleisch zu essen, überwiegend aber bewusst darauf zu verzichten.

Weitere acht Prozent ernähren sich nach eigenen Angaben vegetarisch, zwei Prozent vegan. Die Zahl der Menschen, die immer häufiger vegetarisch oder vegan und nur noch manchmal Fleisch essen, nimmt stetig zu.

Gleichzeitig wächst die Auswahl an Fleisch- und Wurstersatzprodukten: Vegane Leberwurst, Sojaschnitzel und Fake-Fleisch füllen die Regale. Allerdings sind diese Produkte meist relativ teuer und mit Zusatzstoffen angereichert.

Doch es geht auch ohne vorgefertigte Produkte: Pürierte Hülsenfrüchte, Jackfruit aus der Dose, Seitan oder Austernpilze können einen fleischigen Umami-Geschmack erzeugen und knusprig gebraten zumindest an Fleisch erinnern. Beispiel Gulasch: Dieses lässt sich anstatt mit Fleisch auch mit Räuchertofu zubereiten.