Weltwirtschaft: Der Süden holt auf

Reichtumsbericht zeigt, dass Schwellenländer ein zunehmend größeres Stück vom Kuchen abbekommen. Median seit 2000 verfünffacht. Treiber dieser Entwicklung ist vor allem ein Land.

Die Schweizer UBS-Bank hat ihren diesjährigen Global Wealth Report veröffentlicht, einen Bericht über den Reichtum des Planeten und seine Verteilung. Darin wird manche interessante Entwicklung deutlich.

Was die geografische Verteilung angeht, findet eine gewisse Auffüllung der Gräben statt. Während im vergangenen Jahr erstmalig seit 2008 der nominale globale Reichtum sank (um 2,4 Prozent), wurden einige Regionen wohlhabender. Am stärksten war das Wachstum in Indien, Brasilien, Mexiko und Russland. Letzteres erneut ein deutliches Zeichen dafür, dass die westlichen Sanktionen ihr vorgebliches Ziel, Russland zu schwächen, nicht erreichen.

Besonders stark war der Rückgang hingegen in Nordamerika und Europa. Der Bericht geht davon aus, dass der Reichtum in den Schwellenländern (emerging markets) einschließlich der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) bis 2027 um 30 Prozent wachsen wird.

Hervor sticht das schnelle Wachstum in China

Seit Beginn des neuen Jahrtausends hat sich der Median der Summe, über die die Menschen verfügen, verfünffacht. Das war vor allem eine Folge des schnellen Wachstums in China und ist ein weiteres Zeichen, für die drastischen Verschiebungen der Gewichte in der Weltwirtschaft, die in den vergangenen rund 25 Jahren stattgefunden hat.

Der Median ist ein Mittelwert, der eine Stichprobe in der Mitte teilt. Das heißt, je die Hälfte der Menschen hat weniger oder mehr an Guthaben als den Medianwert zur Verfügung. Hingegen vermittelt das den meisten geläufigere arithmetische Mittel im Falle der Reichtumsverteilung einen falschen Eindruck, weil es durch die Guthaben der Superreichen relativ groß erscheint und die große Mehrheit deutlich weniger als diesen Betrag hat.

Mittelwert ist nicht soziale Realität der Mehrheit

Ende 2022 verfügten Privatpersonen über 454,44 Billionen US-Dollar in Immobilien, Finanzwerten, Bankguthaben und ähnlichem. Das waren pro Erdenbürger immerhin gut 75.000 US-Dollar (knapp 69.000 Euro), doch das ist nur das arithmetische Mittel. Die allermeisten Leserinnen und Leser dürften auch in Deutschland, einem der wohlhabendsten Länder des Planeten, deutlich weniger auf der hohen Kante haben.

Der Reichtums-Rückgang war vor allem eine Folge der Dollar-Aufwertung und von Wertverlusten bei Aktien und anderen Finanztiteln. Immobilien waren im Allgemeinen noch stabil, was man allerdings in den letzten Monaten in Deutschland nicht mehr sagen kann. Insofern sind vor allem die Wohlhabenderen von der Abnahme betroffen. Der Median ist hingegen tatsächlich um drei Prozent gestiegen, das heißt die Position der unteren Hälfte der Weltbevölkerung hat sich leicht verbessert.

Dessen ungeachtet ist die Verteilung aber noch immer höchst ungleich. Das obere ein Prozent verfügt weiter über 44,5 Prozent der 454,4 Billionen Euro.