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Wie Extremhitze auch die Energie- und Stromversorgung gefährdet

Dampfröhren eines Kohlekraftwerks. Ohne Wasser sitzen sie auf dem Trockenen. Bild: Martin Adams / Unsplash Licence

Energie und Klima – kompakt, Teil 3: Wie Hitze Kraftwerke stresst, Afrikas Solarenergie-Potenzial brach liegt und die Klimakrise im Süden Todeszonen für den Menschen erzeugt.

Wie in Teil 2 berichtet [1], werden Dürren auf der Nordhalbkugel wie in diesem Sommer immer wahrscheinlicher, was erhebliche Probleme bei der Trinkwasserversorgung, in der Landwirtschaft, aber auch bei der Energiegewinnung und im Transportwesen. Von Wassermangel oder zu hohen Wassertemperaturen sind im Sommer auch immer wieder Kohle- und Atomkraftwerke betroffen, die für die Kühlung auf Flusswasser angewiesen sind. Bei Niedrigwasser kann so manches Kohlekraftwerk nicht ausreichend mit Kohle beliefert werden.

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) warnt nun [2], dass der Klimawandel auch die globale Energieversorgung gefährdet. "Hitzewellen und Dürreperioden setzen die bestehende Energieerzeugung bereits unter Druck, sodass es umso wichtiger ist, die Emissionen fossiler Brennstoffe zu reduzieren", so die WMO. Das Angebot an erneuerbarem Strom müsse in den nächsten acht Jahren verdoppelt werden, um bis 2050 das Ziel von Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Aber der Ausbau der Erneuerbaren könnte eben auch zur Energiesicherheit bei wachsender Energienachfrage führen. So verfüge Afrika über 60 Prozent des weltweiten Potenzials für Solarenergie, aber nur ein Prozent der PV-Anlagen weltweit seien in Afrika installiert.

Bereits 2020 zeigte sich die Abhängigkeit der Stromversorgung von der Wasserverfügbarkeit. 33 Prozent der thermischen Kraftwerke, die auf Kühlwasser angewiesen sind, lägen in von Trockenstress betroffenen Gebieten, ebenso 15 Prozent der Atomkraftwerke. Auch die Wasserkraft ist betroffen: 26 Prozent der existierenden Staudämme und 23 Prozent der geplanten liegen in Flusssystemen, die ein mittleres bis hohes Risiko für Wassermangel hätten.

Zunahme extremer Hitzewellen

Bereits vor zwei Jahren haben wir an dieser Stelle darüber berichtet [3], dass ganze Erdregionen für Menschen unbewohnbar werden könnten. Diese Warnung wird nun erstmals auch gemeinsam von der UN, dem Roten Kreuz und dem Roten Halbmond ausgesprochen. Laut einem gemeinsamen Bericht werden extreme Hitzewellen in den kommenden Dekaden für die Sahelzone, das Horn von Afrika und Süd- und Südwestasien vorausgesagt. Diese könnten die physiologischen und sozialen Grenzen des Ertragbaren überschreiten.

Es gibt klare Grenzen, ab denen Menschen, die extremer Hitze und Feuchtigkeit ausgesetzt sind, nicht überleben können. Wahrscheinlich gibt es auch eine Grenze extremer Hitze, über die hinaus es Gesellschaften praktisch unmöglich sein wird, eine wirksame Anpassung für alle zu erreichen,

heißt es in dem Bericht. Menschen können bei einer Feuchtkugeltemperatur von 35 Grad nicht länger als sechs Stunden überleben. Die Feuchtkugeltemperatur ergibt sich aus Temperatur und Luftfeuchtigkeit, der Wert von 35 Grad wird etwa bei einer Lufttemperatur von 40 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 75 Prozent erreicht. Bei einem höheren Wert ist der menschliche Organismus nicht mehr in der Lage, sich über Schwitzen zu kühlen. Bei einer durchschnittlichen globalen Erwärmung von weniger als 2,5 Grad könnte diese Grenze in manchen Regionen regelmäßig überschritten werden, etwa am Persischen Golf und im nördlichen Südasien.

Allerdings ist eine Zunahme von Hitzetoten auch zu befürchten, wenn dieses Limit nicht erreicht wird. Besonders wenn sich die Temperaturen nachts nicht mehr genügend abkühlen, ist die menschliche Gesundheit gefährdet – deswegen sind vor allem Menschen in Städten, und hier vor allem die ärmere Bevölkerung von Hitzewellen betroffen.

Aber auch Arbeitskräfte, die der Hitze ausgesetzt sind, etwa in der Landwirtschaft oder auf dem Bau. Extreme Hitze hat wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen wie Schäden für die Landwirtschaft und Viehhaltung, den Verlust natürlicher Ressourcen und Schäden an der Infrastruktur und wird damit zur Migration beitragen. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) schätzt, dass wirtschaftliche Schäden durch Hitzewellen von 280 Milliarden US-Dollar im Jahr 1995 auf 2,4 Billionen im Jahr 2030 ansteigen werden, wobei die ärmsten Länder am stärksten betroffen sein werden.

Vor allem auf lokaler Ebene müsse Vorsorge für künftige Hitzewellen getroffen werden. Dazu gehören Frühwarnsysteme, die Einrichtung von Schutzräumen für vulnerable Personen und andere Möglichkeiten der Abkühlung.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-7306214

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/tp/features/Warum-uns-schwere-Duerren-wie-im-Sommer-alle-20-Jahre-drohen-7306107.html
[2] https://public.wmo.int/en/media/press-release/climate-change-puts-energy-security-risk
[3] https://www.heise.de/tp/features/Unbewohnbare-Erdregionen-4719519.html