Wie Indien zu knappes Erdöl nach Deutschland exportiert – und was Russland damit zu tun hat
Seite 2: Wie verfahren mit Indien?
Wenn der Westen, die EU und Deutschland in Zukunft tatsächlich ihr Gewicht entscheidend von China auf Indien verlagern wollen, dann müss(t)en solche Gegebenheiten der Ausgangspunkt der Überlegungen sein.
Dies ist wirtschaftlich und strategisch/militärisch bedeutender als Fragen wie die Regierung unter Narendra Modi und seiner Partei BJP zum Beispiel politisch eingestellt ist, was für eine Minderheiten- und Identitätspolitik sie verfolgt und in Sachen India/Bharat/Hindustan vorgeht – wobei dies für einen Machtblock, der sich die Menschenrechte auf die Fahnen schreibt, im Prinzip ähnlich wichtig sein sollte wie die "großen Themen".
Der eben vergangene G20-Gipfel wäre wie erwähnt nicht die optimale Gelegenheit gewesen, Indiens Verbindungen zu Russland auf die Tagesordnung zu setzen. Doch im Vorfeld, schließlich wurde die Konferenz ein Jahr vorbereitet, hätte man von westlicher, europäischer und deutscher Seite durchaus nachhaken können.
Vor allem auch, weil Indiens nicht gerade aufrichtiges Agieren in der Frage von russischem Öl eigentlich schon länger die Runde macht. Von einem deutschen oder einer anderen Seite unternommenen Vorstoß, das zu klären, wurde jedoch nichts vernommen.
Oder vielleicht sogar eine Chance?
Wenn die Sache von allen Beteiligten fair und offen angegangen wird, könnte Indiens traditionell gutes Verhältnis zu Russland sogar für den Westen Vorteile haben. Kaum ein anderes Land wäre besser geeignet, die verhärteten Fronten zwischen dem Westen und Russland aufzubrechen, es könnte tatsächlich als Brücke dienen.
Premier Modi tat alles, um Russland vor einer Verurteilung in der Abschlusserklärung des G20-Gipfels zu bewahren. Das ist für jene, die auf eine wie auch immer gestaltete Beendigung des Ukraine-Konflikts hinarbeiten, ein löbliches Unterfangen. Mit Sicherheit steckt in diesem Ansatz mehr Potenzial.
Leider könnte Indien nur in diesem Konflikt vermitteln. Im Falle Chinas bewegt es sich kaum. Dabei hat es das internationale Recht beileibe nicht immer auf seiner Seite. Noch düsterer sieht es regional aus.
Nicht China, sondern der Streit um Kaschmir mit Pakistan, was auch Afghanistan mit hineinzieht, belastet Indien am stärksten und dies betrifft direkt auch die meisten Menschen. Hier ist Indien unter Modi zu keinem Entgegenkommen bereit.
Nochmal: Indiens Schattenexporte
Indien ist bei Weitem nicht allein, wenn es ums Unterlaufen der Russlands-Sanktionen außerhalb und auch innerhalb Deutschlands geht. Der Umfang ist zwar relativ gering, doch ist der Umstand an sich nicht im Sinne der angestrebten neuen Kooperation mit den USA, der EU und Deutschland und müsste zumindest offen angesprochen werden.
Sein traditionell gutes Verhältnis zu Moskau wird man wohl oder übel akzeptieren müssen, wenn man miteinander sozusagen "ins Geschäft kommen will". Bei wie immer gearteten Verhandlungen mit Wladimir Putin könnte Indiens Wort, so wie das des türkischen Präsidenten Erdogan von Nutzen sein.
Vor allem sollte sich die deutsche Politik nach einigen groben Fehlern endlich einmal gut vorbereitet, durchdacht und konsequent auf neues Projekt wie die vertiefte Partnerschaft mit Indien einlassen.