Wie Russlands Krieg die Ukraine in Abhängigkeit und Armut gestürzt hat
Seite 2: Die Ukraine ist bankrott
Das Moody's-Rating vom 10. Februar 2023 stuft die Ukraine auf die Kategorie "Ca" herab. (Moody's 2023) Das ist die zweitschlechteste Benotung. Danach kommt nur noch Zahlungsausfall (Kategorie "C").
Aus Sicht des Kapitalmarktes ist die Ukraine bankrott. Nur die finanzielle Stützung westlicher Staaten verhindert die Zahlungsunfähigkeit. Im August 2022 einigten sich die westlichen Geberländer auf eine Stundung der Schulden bis 2024. (n-tv 2022) Ein indirektes Eingeständnis der Realität.
Parallel zum Moratorium steigt die Schuldenlast weiter an. Moody's prognostiziert, dass im Jahr 2023 40 Milliarden US-Dollar an externer Finanzierung benötigt werden – mehr als 40 Prozent der (offiziellen) Wirtschaftskraft. Der errechnete Finanzbedarf liegt um ein Drittel über den Plänen der ukrainischen Regierung vom Oktober 2022. (Kirchner und Poluschkin 2022)
Beide Schätzungen gehen von zwei Annahmen aus. Einerseits soll die Hälfte der benötigten Gelder Zuschüsse sein, die nicht mehr zurückgezahlt werden. Trotzdem wird das Verhältnis von Wirtschaftskraft zu Schulden 2023 weit über den kritischen Wert von 100 Prozent steigen. Andererseits wird ein weiterer Rückgang der Wirtschaftsleistung von nur zwei Prozent angenommen. Sollte es zu einem stärkeren Einbruch kommen, zum Beispiel weil der Krieg nicht 2023 endet, sind diese Prognosen hinfällig.
Abwertung der Währung
Mit dem Beginn des Krieges setzte die ukrainische Regierung massive Kapitalkontrollen in Kraft. (Skok und Groot 2022) Zentrale Elemente sind umfassende Einschränkungen von Auslandsüberweisungen und ein fixierter Wechselkurs des Hrywnja zum US-Dollar. Erst 29 Hrywnja für einen US-Dollar (25. Februar bis 19. Juli) dann 36,57 Hrywnja. Der Wechselkurs am Schwarzmarkt ist deutlich schlechter – ca. 40 – 42 Hrywnja für einen US-Dollar (Stand: Oktober 2022) Im Vergleich zu 2021 erfolgte eine reale Abwertung um mindestens 50 Prozent.
Die Differenz zwischen offiziellen und inoffiziellen Kurs ist sehr hoch. Eine weitere Abwertung entsprechend wahrscheinlich. Zumal die offizielle Inflationsrate von 30 Prozent wenig mit der Realität zu tun hat. Gleichzeitig haben sich die Devisen außerhalb des Banksystems auf über elf Milliarden US-Dollar verdoppelt (National Bank of Ukraine 2023).
Ein deutliches Signal für eine Aushöhlung und De-Nationalisierung des Finanzsystems. Der Hrywnja wird zunehmend wertlos und nicht mehr konvertierbar. Entsprechend gering dürfte inzwischen seine Bedeutung selbst für die Binnenwirtschaft sein.
Um den Wechselkurs zu verteidigen, hat die ukrainische Zentralbank den Leitzins seit Juni 2022 auf 25 Prozent angehoben. Schon in "normalen" Zeiten ein untragbar hoher Wert, der sich aber immer noch deutlich unter der offiziellen Inflationsrate befindet. Die Zentralbank kann so die Inflationsrate kaum nach unten drücken. Im Gegenteil – da die realen Zinsen negativ sind, heizen steigende Kreditvolumen die Inflationsdynamik weiter an.
Die Schulden sind zu mindestens 70 Prozent in ausländische Währung notiert. (Moody's 2023) Kommende Abwertungen – begünstigt durch die hohe Inflation – werden die reale Schuldenlast weiter erhöhen.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.