Wie politische Kampagnen ESG-Investitionen ins Visier nehmen

(Bild: Miha Creative / shutterstock.com)

ESG-Investitionen, einst Hoffnungsträger für den Klimaschutz, geraten ins Kreuzfeuer. Fondsgesellschaften gehen auf Abstand. Was ist da los?

Wer legt heute sein Geld nur noch nach Renditegesichtspunkten an? In den vergangenen Jahren sind immer mehr Anlagen mit einem großen Versprechen auf den Markt gekommen. Anlagen mit dem Label "ESG" versprachen, dass auch ökologische, soziale und Governance-Faktoren eine Rolle spielen.

Der Rückzug großer Investoren: Ein Rückschlag für den Klimaschutz?

Beim Klimagipfel 2017 in Paris stellte die ehemalige kalifornische Finanzministerin Betty Lee den anwesenden Staatschefs und Finanzexperten eine Initiative vor: Climate Action 100+, ein Zusammenschluss von Investoren, die den Klimawandel bekämpfen wollen.

Es dauerte nicht lange, bis Vermögensverwalter in den USA, die nach ESG-Kriterien investieren, Gegenwind bekamen. Große Investoren drohten damit, Gelder abzuziehen, wenn "grüne" Kriterien bei ihren Investments eine Rolle spielten.

Die Zukunft von Climate Action 100+: Herausforderungen und Chancen

Inzwischen ist der Druck so groß geworden, dass die Koalition der Investoren immer mehr bröckelt. Fondsgesellschaften wie JPMorgan Asset Management, State Street Global Advisors und Pacific Investment Management haben sich diesen Monat aus dem CA100+ zurückgezogen. Auch die Muttergesellschaft von BlackRock ist nicht mehr dabei – die Mitgliedschaft wurde auf den internationalen Zweig übertragen.

Der Druck der US-Republikaner sowie der Öl- und Gaslobby dürfte für die Entscheidungen der Vermögensverwalter ausschlaggebend sein, schreibt Bloomberg. Die Spannungen könnten in Zukunft noch zunehmen, wenn der CA100+ in eine neue Phase eintritt, in der von den Unterzeichnern ein aktiverer Ansatz erwartet wird.

Anti-ESG-Kampagnen: Ein Kampf gegen klimafreundliche Geldanlagen

Bloomberg berichtet über eine Anti-ESG-Kampagne. In deren Verlauf erhielten Mitglieder von CA100+ Vorladungen vom Justizausschuss des Repräsentantenhauses. Verantwortlich dafür war unter anderem der Ausschussvorsitzende Jim Jordan, der ein rechtsextremer Republikaner aus Ohio sein soll. Er behauptete in Bezug auf die ESG-Kriterien unter anderem, dass diese "wettbewerbswidrige Absprachen in der Investmentindustrie" ermöglichen würden.

Auch auf Bundesebene gibt es in den USA mehr als 160 Gesetzesvorschläge, die Investoren und Unternehmen verbieten sollen, ESG-Faktoren bei ihren Finanzentscheidungen zu berücksichtigen. Die meisten davon stammen von republikanischen Abgeordneten.

Die Kampagne blieb nicht ohne Wirkung, wie die Entscheidung der Fondsgesellschaften zeigt. Sehr zum Ärger von Umweltgruppen, die einen Schaden für den Klimaschutz sehen.

CA100+ bleibt optimistisch: Der Weg zur Netto-Null-Emission

Mindy Lubber, Geschäftsführerin der US-Umweltgruppe Ceres und Gründungsmitglied von CA100+, betonte gegenüber Bloomberg: Investoren seien verpflichtet, fundamentale Risiken wie den Klimawandel zu berücksichtigen. Das Klimarisiko sei ein finanzielles Risiko, mit dem man sich auseinandersetzen müsse.

Lubber glaubt nicht, dass die Mission von CA100+ scheitern wird. Die Zahl der Investoren, die den Klimaschutz unterstützen, nehme zu. Auch die Zahl der Unternehmen, die Netto-Null-Verpflichtungen eingegangen seien, steige.

Trotz des gestiegenen Bewusstseins für Klimarisiken steigen die Emissionen weiter. Nach eigener Einschätzung von CA100+ bewegen sich die weltweit größten Verschmutzer – Unternehmen wie BP, ExxonMobil und Glencore – nicht schnell genug, um sich auf eine Zukunft einzustellen, in der die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzt wird.

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