Winterkrieg in der Ukraine: Wie Russland trotz Panzerverlusten voranschreitet
Seite 2: Die Herausforderung moderner Kriegsführung
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Trotz der ungeheuren Herausforderung, die die neuen FPV-Drohnen an die Panzerwaffe stellt, bleibt der Kampfpanzer doch das wichtigste Instrument für Durchbruchsversuche und Offensiven. Und ist damit unentbehrlich auf dem Schlachtfeld.
Der Kampfpanzer wird von beiden Seiten bei Angriffen bzw. Gegenangriffen genutzt. Folgendes Video eines russischen Angriffs von dieser Woche bei Staromaiorske macht die eingesetzte Taktik deutlich.
Man sieht einen Kampfpanzer, der einer Kolonne von gepanzerten Truppentransportern vorausfährt und dabei auf die gegnerischen Stellungen feuert. Dabei fahren alle Fahrzeuge in einer Spur, um nicht auf Minen zu fahren.
Ziel der Operation ist es, die gepanzerten Truppentransporter unter Schutz des vorausfahrenden Kampfpanzers möglichst nahe an die gegnerischen Stellungen zu bringen, und das bei gleichzeitiger Niederhaltung des gegnerischen Feuers. Nachdem die Truppen abgesetzt werden konnten, ziehen sich die Panzerfahrzeuge üblicherweise wieder in die relativ sichere Bereitstellung zurück.
Auffällig ist, dass zurzeit von beiden Seiten in der Regel nur eine begrenzte Anzahl gepanzerter Fahrzeuge eingesetzt werden, wie man das hier auf dem Video auch gut sehen kann. So übersteigt die Anzahl der eingesetzten Kampfpanzer selten 2 Einheiten und umfasst meist nur den Einsatz eines einzelnen Kampfpanzers.
Das liegt an mehreren Faktoren. Einmal ist auf beiden Seiten die Aufklärung durch Drohnen extrem gut, man spricht auch von einem gläsernen Schlachtfeld. Überraschungsangriffe sind heutzutage nicht mehr möglich.
Dann ist die sogenannte "kill chain" extrem kurz. Der englische Begriff, den man mit "Tötungskette" übersetzen könnte, beschreibt die Zeit, die zwischen der Aufklärung und der Bekämpfung eines Ziels vergeht. Diese beträgt bei russischen Truppen teilweise nur 80 Sekunden.
Dann kann durch drohnenkorrigierte Artillerie, präzisionsgelenkte Granaten oder durch Kamikaze-Drohen jede Fahrzeugkolonne höchst wirkungsvoll bekämpft werden. Um hohe Verluste zu vermeiden, setzen daher beide Armeen nur kleinere Teil-Einheiten ein, zumeist nur einen Zug, das sind maximal bis zu 60 Soldaten.
Kritische Betrachtung der britischen Berichterstattung
Der Wahrheitsgehalt der Tweets des britischen Verteidigungsministeriums müssen angezweifelt werden, zu oft lagen diese in der Vergangenheit daneben. Dennoch sollte es aufhorchen lassen, dass der britische Geheimdienst behauptet, Russland habe in den vergangenen drei Monaten mehr Panzer produziert, als es im gleichen Zeitraum im Ukraine-Krieg verloren hat.
Bemerkenswert ist noch die Berichterstattung der deutschen Medien über diese neueste Verlautbarung des britischen Verteidigungsministeriums. Nur das ZDF und der Münchener Merkur berichten.
Doch beide drehen die Meldung anders: Beide Publikationen titeln, dass Russland bisher 2.600 Panzer verloren hätte, eine Zahl, die ebenfalls in dem Tweet des britischen Verteidigungsministeriums verbreitet wird. Doch ist das militärisch von geringer Bedeutung angesichts der schieren Panzer-Massen, die Russland als Bestand in seinen Arsenalen lagert.
Soll hier das Narrativ bedient werden, wonach Russland entscheidend geschwächt sei? Der Eindruck besteht jedenfalls, die Idee oder die Hoffnung dahinter wäre, dass weitere Waffenlieferungen Russland doch noch in die Knie zwingen könnten.