Wirtschaftskrise 2025: Deutschland verliert den Anschluss an die Weltspitze

Deutschland sah schon mal besser aus. Bild: Peter Heidelberg/ Shutterstock.com
Die Prognosen für Deutschlands Wirtschaft sind alarmierend. Das Ifo-Institut erwartet 2025 nur 0,2 Prozent Wachstum. Und die US-Regierung erhöht den Druck.
Die Aussichten werden immer düsterer, die Warnungen immer eindringlicher: Nun haben das Münchner Ifo-Institut und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ihre Wachstumsprognosen für Deutschland gesenkt. Und in den USA macht sich ein führender Politiker über Deutschland und die Deutschen lustig.
Laut Ifo-Institut wird die deutsche Wirtschaft 2025 nur um geringere 0,2 Prozent wachsen. Für 2026 erwarten die Münchner Ökonomen ein Plus von 0,8 Prozent. Die OECD ist mit 0,4 Prozent für 2025 nur geringfügig optimistischer.
Schwache Nachfrage und Zurückhaltung bei Investitionen
"Die deutsche Wirtschaft steckt fest", konstatiert Timo Wollmershäuser, Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen. Trotz steigender Kaufkraft bleibt die Konsumlaune der Verbraucher in Deutschland verhalten.
Auch die Unternehmen investieren zurückhaltend. Besonders die exportorientierte Industrie leidet unter der schwachen internationalen Nachfrage und zunehmendem Wettbewerbsdruck. Der starke Euro-Kurs macht deutsche Produkte im Ausland teurer.
Unsicherheit durch erratische US-Wirtschaftspolitik unter Trump
Erhebliche Risiken für die Konjunktur in Deutschland sieht das Ifo-Institut in der unberechenbaren Wirtschaftspolitik der USA unter Präsident Donald Trump.
Dessen Vizepräsident JD Vance wettert regelmäßig gegen die EU und Deutschland. In einem Interview warf er Europa einen "zivilisatorischen Selbstmord" vor.
Bereits verhängte US-Zölle auf Importe aus Mexiko, Kanada und China sowie Gegenzölle dieser Länder belasten den Welthandel. Sollten die USA auch Zölle auf europäische Produkte erheben, würde dies die deutsche Exportwirtschaft empfindlich treffen, warnt Ifo-Experte Wollmershäuser. Der zuletzt gefallene Euro-Dollar-Kurs spiegelt diese Unsicherheit wider.
Geplante Staatsausgaben bisher nicht in Prognosen berücksichtigt
Die aktuellen Ifo- und OECD-Prognosen berücksichtigen noch nicht die von der voraussichtlichen Ampel-Koalition geplanten hohen Staatsausgaben. Union, SPD und Grüne haben sich auf ein schuldenfinanziertes 500-Milliarden-Euro-Investitionspaket geeinigt. Zudem soll die Schuldenbremse gelockert werden, um höhere Verteidigungsausgaben zu ermöglichen.
Kritiker sprechen angesichts der unklaren Gegenfinanzierung von "Kriegskrediten" und "Wählertäuschung". Sie warnen vor einer ausufernden Staatsverschuldung und steigender Inflation. Laut Statista lag die Inflationsrate in Deutschland im März bei 7,4 Prozent.
Sollten die Staatsausgaben wie geplant fließen, könnte dies laut Ifo-Institut aber auch einen Wachstumsschub auslösen. In einem Alternativszenario hatte das Institut für diesen Fall 1,1 Prozent Wachstum für 2025 und 1,6 Prozent für 2026 errechnet.
Verbraucher spüren Kaufkraftverlust - Reallöhne sinken
Für die Verbraucher in Deutschland bedeuten die schwache Konjunktur und die hohe Inflation einen schleichenden Wohlstandsverlust.
Die Inflationsrate in Deutschland, die anhand der Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) im Vergleich zum entsprechenden Monat des Vorjahres ermittelt wird, betrug im Februar 2025 +2,3 % und blieb damit auf dem gleichen Niveau wie im Januar 2025.
Das Statistische Bundesamt (Destatis) berichtete zudem, dass sich der Preisanstieg bei Nahrungsmitteln im Februar 2025 beschleunigt hat. Darüber hinaus trugen insbesondere die überdurchschnittlichen Preissteigerungen bei Dienstleistungen weiterhin zur Inflation bei.
Im Gegensatz dazu wirkte sich die Preisentwicklung im Energiesektor auch im Februar 2025 dämpfend auf die Inflationsrate aus. Im Vergleich zum Vormonat Januar 2025 verzeichneten die Verbraucherpreise im Februar 2025 einen Anstieg um 0,4 %.
Wirtschaft braucht Planungssicherheit statt Streit um Kurs
Um die lahmende Konjunktur in Deutschland anzukurbeln, fehlt derzeit vordergründig eines: Planungssicherheit. Die kommende Regierung muss ihren finanzpolitischen Kurs schnell und klar abstecken. Auch der Dauerstreit zwischen Europäischer Zentralbank und Bundesbank um die richtige Gangart in der Geldpolitik verunsichert Märkte und Unternehmen.
Auch wird der Druck auf die Gewerkschaften steigen. Schon jetzt werden Forderungen laut, "Augenmaß" zu bewahren. Überzogene Lohnforderungen als Ausgleich für die Inflation würden die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen auf den Weltmärkten gefährden, heißt es angesichts der offensichtlichen Unsicherheiten.
Nur eines gibt es unter der wohl kommenden Großen Koalition nicht: Haushaltsdisziplin. Mit dem wohl größten schuldenfinanzierten Konjunkturprogramm der Geschichte wird die Inflation weiter angeheizt.
Den US-Vizepräsidenten bewegte indes ein anderes Thema. Er findet, Europa laufe Gefahr, "zivilisatorischen Selbstmord zu begehen". Als Grund nannte er die illegale Migration, mit der die Europäer seiner Meinung nach überfordert seien: "Sie sind nicht in der Lage oder nicht willens, ihre Grenzen zu kontrollieren."
Zudem sieht der Republikaner die Meinungsfreiheit in Europa in Gefahr: "Sie beginnen, die Redefreiheit ihrer eigenen Bürger einzuschränken. Und das, obwohl die Bürger gegen Dinge wie die Grenzinvasion protestieren, die Donald Trump und eine Reihe von europäischen Führern ins Amt gebracht haben."